STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

60 Einigkeit herrscht bei der Übertragung von Substanzen, die sich selbst regenerieren, wie Blut, Haut oder Knochenmark. Derartige Transplantationen von lebenden Menschen werden befürwortet, da die Gesundheit des Spenders bzw. der Spenderin nicht gefährdet ist. Auch die Übertragung einer Augenhornhaut ist in der Regel möglich, da die Entnahme und Übertragung stattfindet, wenn das Herz der spendenden Person auf gehört hat, zu schlagen. Die Lebendspende einer Niere ist nach Meinung zahlreicher Autoritäten ebenfalls vertretbar, wenn die Transplantation lebensnotwendig ist und die Gefahren für den Spender bzw. die Spen derin als gering einzustufen sind. - - (Quelle: Die aktuelle Biomedizin aus Sicht des Judentums, Dr. Y. Nordmann, Rav. M. Birnbaum, in Bioethik und Wissenschaftskommunikation, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch, 2002; Organ spende und Transplantation und ihre Rezension in der Ethik der abrahamitischen Religionen, T. Holznienkem per, Lit Verlag Münster, 2005) - - Islam Islamische Gelehrte behandeln in ihren Rechtsgutachten zum Thema Organ transplantation die gottfällige Haltung, ein Menschenleben zu retten, mit obers ter Priorität. Bei der 3. Internationalen Konferenz Islamischer Gelehrter in Amman/ Jordanien wurden Herztod und Hirntod gleichgestellt. Die Organtransplantation von einer oder einem Toten sei nicht gleichbedeutend mit Respektlosigkeit gegenüber der oder dem Toten, ferner sei Organ- und Gewebespende ein Zeichen von Mitgefühl. - - Gemäß dem Prinzip „Taten werden nach der dahinter stehenden Absicht beurteilt“ dürfte die Organspende lediglich aus einem Gefühl der Nächstenliebe heraus geschehen. Keinesfalls kann sie zu Handelszwecken genutzt werden. Die Spenderin oder der Spender sollte bei klarem Verstand und volljährig sein und sein Einverständnis erklärt haben. Organe von Kindern oder entmündigten Menschen können auch mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten oder der betreuenden Person entnommen werden. Auch Lebendspenden sind möglich. Allerdings muss der Nutzen für den Empfänger den möglichen Schaden für die Spenderin oder den Spender überwiegen. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat in seiner Stellungnahme zur Organtransplantation das Trans plantationsgesetz von 1997 als mit dem islamischen Prinzip vereinbar eingestuft. - Buddhismus Der Mensch ist nach buddhistischer Auffassung eine Einheit geistiger und physischer Faktoren, wobei keinem dieser Faktoren die Rolle eines „Persön lichkeitskerns“ oder einer unveränderlichen Seele zugewiesen werden kann. Der Tod ist nach diesem Verständnis nicht der Eintritt eines bestimmten Ereig nisses – etwa der Ausfall eines bestimmten Organs –, sondern wird prozess haft begriffen als die allmähliche Auflösung der Einheit, die die Person ausmacht. - - - Dieser Sterbeprozess geht über die Feststellung des Hirntods hinaus. Tot ist der Mensch demnach erst, wenn das Bewusstsein vollständig den Körper verlassen hat und in eine neue Existenz eingetreten ist, sei es wie im Theravada Buddhismus erklärt wird, in einem neuen Leben oder auf einer anderen Existenzebene, oder wie alle anderen Traditionen beschreiben, in einem Zwischenzu stand, der dann zu einer erneuten Existenz führt. -

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