Table of Contents Table of Contents
Previous Page  33 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 33 / 80 Next Page
Page Background

33

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

Zur Diskussion gestellt: CETA

zent), aber deutlich unter dem Wert der USA (80 Prozent

des BIP).

12

Bis auf die Finanzkrisenjahre 2008/2009 verzeichnete

die kanadische Volkswirtschaft im letzten Jahrzehnt ein

stabiles Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes von

um die zwei Prozent (vgl. Abb. 1). Auf dem Höhepunkt

der Finanzkrise fiel das Pro-Kopf-Einkommen um circa

2,5 Prozent, konnte sich in den Jahren darauf allerdings

wieder stabilisieren. Die wirtschaftliche Entwicklung ist

somit ähnlich wie in Deutschland, das in der Krise stär-

ker eingebrochen ist, kurz davor und auch kurz danach

aber stärker gewachsen ist. Über den Zeitraum 2003 bis

2016 hat Kanada Deutschland allerdings mit einer durch-

schnittlichen Wachstumsrate von 1,8 Prozent gegenüber

1,2 Prozent abgehängt. Im Vergleich zur Eurozone, die

in diesem Zeitraum durchschnittlich nur um 1,0 Prozent

gewachsen ist, sieht die Situation für Kanada noch einmal

deutlich positiver aus. Diese Daten zeigen, dass der kana-

dische Markt in den letzten Jahren schneller gewachsen ist

als die europäischen Märkte; diese Situation sollte sich in

12 Schätzung der OECD für 2016.

den nächsten Jahren aufgrund anderer demographischer

Voraussetzungen weiter fortsetzen. Demnach sind hier

tendenziell auch höhere Wachstumsraten der deutschen

Exporte zu erwarten.

Tab. 1 zeigt das Ausmaß der wirtschaftlichen Verschrän-

kungen Kanadas mit der EU. Auf Kanada entfallen etwa

1,6 Prozent der Güterimporte und 2,0 Prozent der Güter-

exporte der EU. Diese belaufen sich insgesamt auf 28,3 bzw.

35,2 Mrd. Euro, so dass die EU einen bilateralen Handels-

überschuss mit Kanada erzielt.

13

Dieser resultiert aus dem

Handel mit Industriegütern; bei Rohstoffen (z.B. Bergbau-

produkte) hat die EU ein Handelsdefizit. Der Dienstleis-

tungshandel mit Kanada ist erheblich. Auf ihn entfallen

jeweils circa 30 Prozent des Gesamthandels (Güter und

Dienstleistungen). Auch hier hat die EU einen bilateralen

Überschuss, der maßgeblich von Dienstleistungsexporten

des Vereinigten Königreichs getrieben wird. Dies zeigt, dass

das mögliche Ausscheiden Großbritanniens aus der EU für

die Nützlichkeit des CETA-Abkommens aus kanadischer

Sicht erhebliche Implikationen haben könnte.

13 Dieser Überschuss sagt wenig über die ökonomischen Kräfteverhältnisse aus.

Hinter den Exporten Kanadas verbirgt sich in einem erheblichen Ausmaß

Wertschöpfung der USA; umgekehrt gilt, dass in den Exporten der USA nach

Europa kanadische Wertschöpfung stecken kann. Ähnliches gilt für die Ex-

porte der EU. Der Wertschöpfungsgehalt des bilateralen Handels wird von der

OECD in ihrem

„Trade in Value Added“

Projekt berechnet und ausgewiesen.

Abb. 1: Veränderungsraten (in %) des realen Bruttoinlandsprodukts, Deutschland versus Kanada, 2003–2018

Quelle: OECD 2016. 2016–2018 sind Schätzungen der OECD (außer 2016 Deutschland; hier: amtliche Statistik Destatis)