25
Kampf ums Weiße Haus 2016
Einsichten und Perspektiven 4 | 16
Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016 versetzte
die Welt in Staunen – gelinde gesagt. Der Immobilienunternehmer und
TV-Entertainer Donald Trump siegte entgegen der meisten Prognosen über die
erfahrene Politikerin Hillary Clinton. Dieser Artikel analysiert Trumps Wahlsieg
und das Ergebnis der Kongresswahlen, beschreibt die Reaktionen im In- und
Ausland und gibt einen Ausblick auf die möglichen Konsequenzen.
Und der 45. Präsident der USA ist … Donald Trump!
Noch vor nicht allzu langer Zeit war es ein Witz für
Satiriker. Der US-Cartoon
Doonesbury
machte sich über
Donald Trumps erste präsidentielle Ambitionen bereits
1987 lustig;
1
die Fernsehserie
The Simpsons
sagte voraus,
dass Präsidentin Lisa Simpson einst ein bankrottes Land
von ihrem Amtsvorgänger Trump erben würde. Nun
hat Trump die Wahl tatsächlich gewonnen und zieht
am 20. Januar 2017 als 45. und ältester Präsident der
US-Geschichte ins Weiße Haus ein.
2
Und das, obwohl –
oder gerade weil – er als rechtspopulistisch spaltender
Provokateur einen Wahlkampf gegen alle Regeln der
Kunst geführt und mit fremdenfeindlichen und sexis-
tischen Äußerungen die Grenzen der demokratischen
Rhetorik gesprengt hatte.
3
1 Vgl.
http://nyti.ms/2a1oJlD[Stand 20.11.2016].
2 Eigentlich wird Trump erst am 19.12.2016 von den Wahlfrauen und -män-
nern gewählt, das ist aber eine Formalität.
3 Trumps Wahlkampf und seine kontroversen Äußerungen werden im zwei-
ten Artikel dieser Serie erläutert: Markus Hünemörder: Der Kampf ums
Weiße Haus 2016 – Folge 2: Kandidaten, Themen, Wähler, Chancen, in:
Einsichten und Perspektiven 3/16 (2016), S. 30–39.
Es war allerdings ein knapper Erfolg, beileibe kein Erd-
rutsch. 306 Wahlmännerstimmen für Trump gegen 232 für
Clinton – ein deutlicherer Sieg als bei GeorgeW. Bush 2000
und 2004, aber merklich knapper als bei Barack Obama
2008 und 2012. Bei der Gesamtzahl der Volksstimmen lag
Clinton sogar um ca. 1,6 Millionen oder 1,2 Prozent vorn.
4
Doch da in den USA die 51 Präsidentschaftswahlen in den
50 Staaten und Washington DC jeweils separat ausgezählt
und dann über das
electoral college
ausgewertet werden, ist
ein solches Wahlergebnis möglich, wie auch schon in den
Jahren 2000, 1888 und 1876.
5
Das ändert nichts an der
verfassungsmäßigen Gültigkeit der Wahl, allerdings wäre
dies der Akzeptanz eines Präsidenten Trump nicht gerade
förderlich. Bereits George W. Bush galt vielen in seiner ers-
ten Amtszeit nicht als wahrer Präsident aller Amerikaner.
4 Die genaue Anzahl der Volksstimmen steht noch nicht endgültig fest, die Staa-
ten müssen bis 19.12. ein amtliches Endergebnis liefern. Bis dahin ist http://use
lectionatlas.org/RESULTS/index.htmleine gute Quelle, dort werden 61.898.584
(46,58%) Volksstimmen für Trump und 63.551.979 (47,82%) für Clinton an-
gegeben [Stand 20.11.2016]. Die Wahlbeteiligung war wohl minimal niedri-
ger als 2012, auch hier sind noch die amtlichen Endergebnisse abzuwarten.
5 Das Wahlsystem und die Eigenheiten des electoral college werden im ers-
ten Artikel dieser Serie erläutert: Markus Hünemörder: Der Kampf ums
Weiße Haus 2016 – Folge 1: Wahlsystem, Parteien und Hintergründe, in:
Einsichten und Perspektiven 2/16 (2016), S. 44–53.
Präsidentschaftswahl 2016 mit Anzahl
der
electoral votes
der Bundesstaaten
und Gewinnern. Trump gewann 306
Wahlmännerstimmen, Clinton 232.
Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/File:ElectoralCollege2016.svg
[Stand
20.11.2016].