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A

ls Tanja Günzel, heu–

te 19, vor drei Jahren

ihre Bewerbung um

eine Lehrstelle als Kfz-Me–

chanikerin losschickte, ka–

men zunächst nur Absagen

zurück. Auch der Betrieb, in

dem

~ie

jetzt ausgebildet

wird, ließ sie vor Abschluß

des Lehrvertrogs erst einmal

eine Woche zur Probe ar–

beiten. "Damit das Mädchen

sieht, worauf es sich ein–

läßt", so .die Begründung

von Peter Richter, seit 27

Jahren technischer Betriebs–

leiter bei der Firma Saal–

müller in Schweinfurt. Daß

er sie dann einstellte, hat er

Muskelkraft

kein Kriterium

zu keinem Zeitpunkt bereut.

"Tanja ist ein engagiertes,

interessiertes Mädchen, das

sich auch nicht scheut, kräf–

tig hinzulangen."

Wie kam sie auf die Idee,

einen traditionell männli–

chen Beruf zu erlernen?

"Ich habe als Kind schon

immer alles mögliche aus-

"Aber sie haben bald gese–

hen, daß Tanjo durchaus

ihren Mann stehen kann."

Für Arbeiten, die einen

größeren Kraftaufwand er–

fordern, ·ruft sie sich eben

einen Kollegen zu Hilfe.

Und schwere lasten werden

ohnehin mit dem Hydraulik–

heber oder Kron bewegt.

"Muskelkraft ist absolut

kein Kriterium", sagt auch

RUND 14.000

KFZ-LEHRLINGE

GIBT ES ZUR ZEIT

IN BAYERN. DASS

DAVON NUR .ZWEI

PROZENT FRAUEN

SIND, LIEGT NICHT

UNBEDINGT AN

DEREN FEHLENDEM

INTERESSE.

'Schnupperlehre' schon der

erste Schritt zu einer späte–

ren Lehrstelle, berichtet er

und empfiehlt deswegen

dringend, sich frühzeitig um

einen Praktikumsplatz zu

kümmern.

Daß manche Kfz-Betrie–

be davor zurückschrecken,

weibliche Lehrlinge einzu–

stellen, führt er zum einen

auf die - unbegründete - Be-

Waschgelegenheiten und -

in Betrieben mit mehr als

fünf Arbeitnehmern - bei

Bayerische

Landessiegerin

Toiletten nach Geschlech–

tern getrennte Einrichtungen

vorhanden sein sollen .

"Meiner Ansicht nach

läßt sich hier in Absprache

Gegen den

~~:~f~~i~;,~:~~~lf.

einandergeschraubt", sagt

St

- daß die Kostengründe oft

sie, und gibt ganz unum-

rom

nur vorgeschoben sind.

wunden zu, daß ihr ein rei-

Etwaige Bedenken, .daß

ner Schreibtischjob zu lang- ·

Frauen und Technik zwei

weilig wäre: "Ich muß was

unvereinbare Weiten seien,

Praktisches machen." Abends

sind für ihn ebenso haltlos.

mit ölverschmierten Händen Gottfried Reuß,

Ausbil- fürchtung zurück, die Mäd- "Die Erfahrung zeigt", so

heimzukommen, daran hat dungsberater bei der ln- chen könnten der Arbeit rein der

Ausbildungsberater,

sie sich ebenso gewöhnt wie nung des Kraftfahrzeug- körperlich nicht gewachsen "daß die weiblichen Kfz–

an die Tatsache, daß sie so- handwerks für Unterfran- sein. Häufig lehnen die Be- Lehrlinge ebenso gute Prü-

wohl in der Werkstatt wie

triebe eine weibliche Be- fungsleistungen erbringen

auch in ihrer Fachklasse der

Unbegründete

werbung auch mit dem Hin- wie ihre männlichen Kelle-

Berufsschule das einzige

Befürchtung

weis auf den Kostenauf- gen, auch im Praktischen."

Mädchen ist.

wand ab, der mit dem Ein- Immerhin stellte Unterfran-

"Für manchen älteren Kol- ken. "Was man allerdings bau von zusätzlichen sa- ken vor einigen Jahren den

legen war eine Frau im Be- mitbringen sollte, ist ein ge- nitären Anlagen verbunden bayerischen Landessieger

trieb .zunächst sicher unge- wisses Verständnis für tech- wäre. Denn die Arbeitsstät- im Leistungswettbewerb der

wohnt", erzählt der 24jähri- nische Zusammenhänge." tenverordnung schreibt vor, Handwerksjugend. Es war

ge Geselle Rüdiger Kuhn. Oft sei außerdem eine daß bei Umkleideräumen, ein Mädchen.

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SCHULE

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