

Ausland zu besuchen. Bei diesem so–
genannten Einzelaustausch wohnt ein
Schüler während seines Aufenthalts
im Gastland meist bei einer Familie.
Ein Gegenbesuch des ausländischen
Schülers ist hier zwar möglich, aber
nicht die Regel. Notwendig für diesen
längeren Aufenthalt im Ausland ist
jedoch eine Beurlaubung durch die
Schule. Sie wird höchstens für ein
Jahr gewährt und enthält die Ver–
pflichtung, während des betreffenden
Zeitraums regelmäß ig eine ausländi–
sche Schule zu besuchen . Die Beur–
laubung berechtigt dazu, nach der
Rückkehr aus dem Ausland ohne
Aufnahmeprüfung die frühere Schule
und klasse wieder zu besuchen. Zu
ZWEI MONATE IM AUSLAND
beachten ist u. a. noch folgendes :
Wer einen Antrag auf Beurlaubung
stellen möchte, sollte nicht jünger als
16 sein oder mindestens eine 10.
Klasse besuchen. Und natürlich sollte
man über ausreichende Kenntnisse in
der Sprache des Landes verfügen,
das man besuchen will. -
Was aber - so werden sich jetzt
yiele Eltern fragen - kostet ein sol–
cher Schulbesuch im Ausland? Wenn
man nicht gerade das Glück hat, ein
Stipendium zu bekommen, wie zum
Beispiel beim Parlamentarischen Pa–
tenschafts-Programm, das Schülern
und jungen Berufstätigen einen ein–
jährigen Aufenthalt in den USA er–
mögl icht, dann muß man für ein sol–
ches Unternehmen natürlich selbst in
die Tasche greifen. Am preisgünstig–
sten ist ein derartiger Austausch,
wenn er mit einem Gegenbesuch ver–
bunden ist, weil dann meist nur Reise–
kosten und Taschengeld aufzubrin–
gen sind. Unterbringung und Verpfle–
gung übernehmen die · jeweiligen
Gasteltern. Ein in dieser Form vom
Bayerischen Jugendring organisier–
ter zweimonatiger Schulbesuch in
den USA kostet gegenwärtig 1850
Mark- das Taschengeld für kleinere
persönliche ·Ausgaben nicht mitge–
rechnet. Weitere Informationen zum
Thema " Internationaler Schüleraus–
tausch " erhält man vom Bayerischen
Jugendring, Herzog-Heinrich-Straße
7, 8000 München 2, Tel. 089/514580.
Für die meisten Schüler ist jedoch
nicht der Einzelaustausch, sondern
der Austausch von Klassen oder
Gruppen die Regel. Was aber erlebt
man bei einem solchen Austausch?
Wir haben fünf Schüler nach ihren
Eindrücken gefragt.
4 SCHULE
aktuell
Nadine Malik, 19,
nahm 'im April
1991 am erstmals
durchgeführten
Schüleraustausch
zwischen
dem
Otto-von-Taube–
Gymnasium in Gaufing und
der Schule Nr. 92 in Leningrad teil.
" Ich glaube, keiner von uns hat ie–
mals eine solche Gastfreundschaft er–
lebt wie wir in Leningrad. Wir wurden
nämlich nicht nur alle mit Gastge–
schenken überhäuft, sondern in eini–
gen Fällen zogen sogar Familienmit–
glieder aus Schlaf- und Kinderzim–
mern aus, nur um uns einen eigenen
Raum zur Verfügung zu stellen. Kleine
Probfeme gab es nur mit der Verstän–
digung. Nicht alle russischen Schüler
und Ettern konnten nämlich Deutsch
oder Englisch, und unsere Russisch–
kenntnisse beschränkten sich auf ein
paar Worte. Aber mit Händen und
Füßen und Wörterbuch war es dann
doch möglich, sich zu unterhalten.
Ein Erlebnis wird uns besonders in
Erinnerung bleiben. Bei einem Besuch
in der Peter-Pauf-Kathedrale ließ ein
Konzertmeister als Zeichen der Völ–
kerverständigung extra für uns ein
Glockenspiel erklingen, das sonst nur
an hohen Feiertagen zu hören ist. Das
ging mir schon unter die Haut. DerAb-
·
schied auf dem Leningrader Bahnhof
fiel uns nach diesen überaus schönen
Tagen sehr, sehr schwer. Gott sei
Dank war es nur ein AbschiedaufZeit,
denn inzwischen besuchten uns die
russischen Schüler in Gauting."
Wolfgang Frendel, 18, avs Germe–
ring besuchte im März 1991 mit einer
Schülergruppe der Realschule Unter–
pfaffenhofen die Mascoutah High
School im Bundesstaat lllinois, USA.
" Für uns alle waren die drei Wochen
in den USA eine toffe Gelegenheit,
das Land der unbegrenzten Möglich-
keifen endlich einmal selbst zu erle–
ben. Vieles ist doch anders als bei uns.
ln der High Schoof, die wir besuchten,
gibt es z. B. keine festen Klassen, son–
dern nur Kurse; in einem davon kann
man sogar das Autofahren lernen und
den Führerschein machen. Da die
Schüler nach ieder Stunde den Raum
wechseln müssen, hat ieder seinen
,locker', einen eigenen Schrank für
Schulsachen und Kleidung.
ln der zweiten Woche luden wir un–
sere Gastgeber zu einem bayerischen
Abend ein. Im Mittelpunkt stand da–
bei ein lmbiß mit bayerischen Spezia–
litäten, der bei den Amerikanern sehr
gut ankam. Zum Schluß waren wir in
Chicago. Der Blick vom John-Han–
cock-Center, einem der höchsten Ge–
bäude der Welt, auf das riesige Häu–
sermeer der Stadt und die Fahrten mit
den
,
Yeffow cabs', den berühmten
Chicagoer Taxis, durch die Wolken–
-kratzerschluchten waren ein Erlebnis.
Der Abschied von den Gastfamilien
und den USA ist uns nicht leicht gefal–
len; wir wären gerne noch länger ge–
blieben. "
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