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aviso 1 | 2014
DER ZAHN DER ZEIT
Worauf ich mich freue
Worauf ich mich Freue
Florian S. KnauSS
Die Staatlichen Antikensammlungen
sind wahr-
scheinlich das am meisten unterschätzte Museum in Mün-
chen. Im Vergleich mit der gegenüberliegenden Glyptothek
stehen sie seit jeher ein wenig im Schatten – im wörtlichen
wie im übertragenen Sinne. Außer Fachleuten nimmt kaum
einer zur Kenntnis, welchen Schatz München mit den hier
beheimateten Sammlungen besitzt. Allein schon die griechi-
schen Vasen, zum größten Teil noch von Ludwig I. zusam-
mengetragen, werden hinsichtlich ihrer Qualität weltweit
von keiner Sammlung übertroffen.
Das zwischen 1838 und 1845 von Georg Friedrich Ziebland
erbaute Kunst- und Industrieausstellungsgebäude bildet mit
seiner korinthischen Säulenordnung in der Vorhalle ein pas-
sendes Pendant zu Klenzes Glyptothek mit ihrer ionischen
Ordnung im Eingangsbereich. Doch erst seit 1967 haben
griechische, etruskische und römische Kunst im Ziebland-
bau eine Heimat gefunden.
Größere Aufmerksamkeit und regen Besucherzuspruch
erleben die Staatlichen Antikensammlungen freilich im Zuge
von Sonderausstellungen, die mit kulturgeschichtlichen The-
men ein breites Publikum ansprechen. Anfang dieses Jahres
endet die sehr erfolgreiche Ausstellung »Die Unsterblichen –
Götter Griechenlands«. Doch gottverlassen sind die Museen
am Königsplatz auch fortan nicht.
Auch 2014 präsentieren
wir ein abwechslungsreiches
Angebot: Den Auftakt macht im Februar »Im Glanz des
Hephaistos«. Bei dieser Gelegenheit wird die ganze Vielfalt
antiken Kunsthandwerks vor den Besuchern ausgebreitet.
Neben einer Reihe vonMeisterwerken aus Gold, Silber, Bronze,
geschnittenen Steinen, Glas oder Ton in völlig neuer Präsen-
tation findet hier selbst der regelmäßige Besucher nie Gese-
henes, Neuerwerbungen und restaurierte Objekte.
Zeitgenössische Kunst bietet wenig später die Ausstel-
lung »between layers – Innenwelten des Achats«. Prämier-
te Edelsteinobjekte des internationalen Wettbewerbs
mineralART können vor demHintergrund antiker Arbeiten
betrachtet werden.
Noch im Mai
folgt die Sonderausstellung »Die Griechen in
Italien«. Wie die nach Nordamerika ausgewanderten Euro
päer, so bewegten sich auch die seit dem 8. Jahrhundert
v. Chr. in großer Zahl nach Süditalien und Sizilien ausgewan-
derten Griechen im Spannungsfeld zwischen mitgebrachten
Traditionen und Einflüssen aus der neuen Heimat. Das ist
auch in ihrem Kunstschaffen erkennbar.
Und schließlich werden wir zum Jahresende den Besuchern
einen Mediaguide anbieten, wie er seit Kurzem in der Glyp-
tothek zur Verfügung steht. Multimedial und mehrsprachig
findet der Besucher dort vertiefende Informationen und kann
sich einen Rundgang durch die Sammlungen ganz indivi
duell zusammenstellen.
Die Aussicht, die großartigen Schätze der Staatlichen
Antikensammlungen zukünftig noch attraktiver darbieten
zu können, darauf freue ich mich.
Dr. Florian S. Knauß
ist Leitender Sammlungsdirektor der
Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München.
Foto: Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek