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Politische Bildung und Integration im digitalen Zeitalter
Einsichten und Perspektiven 2 | 16
gitaler Medien insgesamt positiv
gegenübersteht, sind sie im inter-
nationalen Vergleich doch eher
skeptisch. Sie erwarten sich eher
weniger positive Ergebnisse vom
digitalen Medieneinsatz im Un-
terricht und äußern stärkere Vor-
behalte als ihre Kollegen in ande-
ren Ländern.
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Neben negativen
Effekten wie einem höheren Ab-
lenkungspotenzial im Unterricht
und der Gefahr des vermehrten
Kopierens von Material aus dem
Internet werden auch die steigen-
de Abhängigkeit von der Technik,
die Informationsflut oder die Sor-
ge vor dem Verlust an Schreib-
fertigkeit und am Umgang mit
Büchern und Bibliotheken ge-
nannt.
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Florian Sochatzy vom
Institut für digitales Lernen zu-
folge kommt dadurch zum Aus-
druck, „dass es weniger um Ängs-
te vor digitalen Medien in der
Schule als vielmehr um Ängste
vor der digitalen Welt im Allge-
meinen geht.“
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Diese Einschät-
zung scheint begründet, denn
viele Lehrer haben Bedenken,
dass der digitale Medieneinsatz
technische Fähigkeiten erfordere,
die sie selbst noch nicht hätten.
In diesem Zusammenhang wünschen sich in Deutschland
durchschnittlich 58 Prozent, in Bayern 70 Prozent der Leh-
rer mehr fachliche Unterstützung beim Computereinsatz.
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An die digitale Medienkompetenz der Lehrkräfte
knüpft wiederum das Problemfeld des lerntheoretischen
und didaktischen Kontextes an
.
Nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen darf davon ausgegangen werden, dass die
Nutzung digitaler Medien an sich noch keinen Lern-
fortschritt ergibt.
48
Ein zentraler Aspekt ist vielmehr,
44 Vgl. Schaumburg (wie Anm. 8), S. 75 f., Sochatzy (wie Anm. 43), S. 18.
45 Vgl. Schaumburg (wie Anm. 8), S. 70–74, Sochatzy (wie Anm. 43), S. 18.
46 Sochatzy (wie Anm. 43), S. 18.
47 Vgl. ebd. und Deutsche Telekom Stiftung, (wie Anm. 9), S. 16 f.
48 Vgl. Frank Fischer/Christof Wecker/Karsten Stegmann: Auswirkungen di-
gitaler Medien auf den Wissens- und Kompetenzerwerb in der Schule.
Kurzbericht, Ludwig-Maximilians-Universität München 2015.
dass ihr Gebrauch ohne didaktisches Konzept und nur
zum Zwecke der Methoden- und Medienvarianz ebenso
nutzlos bleibt wie eine arbeitsteilige Gruppenarbeit zur
Frage „Wie heißt unser Bundespräsident?“. Digitale
Lernmittel sind kein Selbstzweck zur medialen Anrei-
cherung eines ansonsten herkömmlichen, wissens- und
lehrerzentrierten Frontalunterrichts. Sie werden aber,
wie Studien zeigen, insbesondere von denjenigen Leh-
rern erfolgreich angewendet, die ein schülerzentriertes
Lehren und Lernen präferieren.
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Denn die Wirkung
digitaler Medien steigt auch in dem Maße, in dem Schü-
ler kognitiv aktiv oder konstruktiv mit ihnen arbeiten,
z.B. bei Feedback-Übungen, interaktiven Videos, Simu-
lationsspielen oder Webrecherchen. Ebenso erfolgver-
49 Vgl. Sochatzy (wie Anm. 43), S. 9.
Quelle: Deutsche Telekom Stiftung