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Grundschule

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z

E

hen soll.“ Nachdem für viele Schüler nun der Über-

tritt an andere Schularten anstehe, wäre auch für Ju-

lian, so der Schulleiter, der „Übergang an die Förder-

schule ein ganz natürlicherVorgang“. Bei den Eltern

ist in diesem Punkt allerdings noch Überzeugungsar-

beit zu leisten. Für die Mutter gilt vor allem, dass ihr

Sohn gerne in die Grundschule geht und sich dort

äußerst wohl fühlt. EinemWechsel an die Förder-

schule steht sie daher noch skeptisch gegenüber.Aber

es deutet sich ein Kompromiss an: Julian könnte zu-

sammen mit Sonderschullehrerin Ilona Rauscher die

Förderschule für einige Zeit besuchen. Rektor Hein-

rich abschließend: „Wenn man sich auf ein solches

Experiment einlässt, muss man immer individuelle Lö-

sungen suchen. So sehr ich im Einzelfall diese Form

der Integration begrüße, müssen wir als Pädagogen

auch an die Zukunft denken. Dabei gilt der Grund-

satz, für die Ausbildung eines Kindes die Schulart zu

wählen, die für seine Entwicklung und Förderung die

beste ist.“

schrift lesen und leichte Fragen beantworten, sprachli-

che oder inhaltliche Zusammenhänge aber nur schwer

erfassen.

„Die pädagogischeVerantwortung für die anderen

Schüler“, erläutert Klassenleiterin Maresa Karpf, „lässt

die für Julian notwendige Betreuung in dem Maß, wie

ich sie für wünschenswert erachte, nicht mehr zu.“ Im

Hinblick auf die beruflichen Möglichkeiten nach der

Schule müssten Julians manuelle Fertigkeiten stärker

gefördert werden. Er sollte jetzt z.B. lernen, wie man

telefoniert, wie man mit alltäglichen Gebrauchsgegen-

ständen umgeht usw. Dafür aber, so die Lehrerin, sei

die Förderschule mit ihrem eigenen Lernbereich „Le-

benspraxis“ der richtige Ort. Diese Einschätzung teilt

auch Sonderschullehrerin Ilona Rauscher.

Dennoch ist Julian seit letztem September in der 4.

Klasse. „Aus schulischer Sicht wäre derWechsel an die

Förderschule nach der 2. Klasse sicher sinnvoll gewe-

sen.Aber wir wollten Julian nicht aus der 3. Klasse

herausreißen“, so Schulleiter Heinz Heinrich. „Nach

dem Halbjahreszeugnis werden wir uns jedoch mit

den Eltern zusammensetzen und in aller Offenheit

darüber sprechen, wie es nach der 4. Klasse weiterge-

Den Einzelfall sehen

• Der Versuch ist für alle Betei-

ligten Neuland.

• Die zeitliche Dauer des Versu-

ches hängt von der Entwick-

lung des Kindes ab.

• Die Schule zur individuellen

Lebensbewältigung nimmt

das Kind auf, wenn der Be-

such der Grundschule nicht

mehr vertretbar ist.

• Die Mutter ist bereit, jeder-

zeit in die Schule zu kommen.

• Eine Sonderschullehrerin kommt

jeden Freitag an den ersten drei

Stunden in den Unterricht.

• Für die Unterstützung der

Klassenlehrerin steht eine

Förderlehrerin zur Verfügung.

Folgende Leitlinien legte die

Volksschule Heimbuchenthal

gemeinsam mit allen Beteiligten

für die Aufnahme eines

Kindes mit Downsyndrom fest:

fotos: privat

Hand in Hand: So macht Julian der

Ausflug mit der Klasse Spaß.

Einmal pro Woche kommt Sonderschullehrerin Ilona Rauscher in die

Grundschule, um mit Julian zu arbeiten.