Table of Contents Table of Contents
Previous Page  43 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 43 / 80 Next Page
Page Background

43

Władysław Bartoszewski, der Brückenbauer

Einsichten und Perspektiven 1 | 16

In seinen weiteren Ausführungen erklärt Bartoszewski:

„Die gemeinsame Geschichte von Polen und Deutschen

ist eine schwierige Geschichte. Wir müssen möglichst

schnell jene Zeit aufholen, die durch Misstrauen, Verach-

tung, Feindschaft und Krieg verlorengegangen ist. […]

Die Erfahrungen meines Lebens, die Erfahrungen eines

Brückenbauers geben mir gewiss das Recht dazu, hier und

heute folgenden Appell zu formulieren: für ein rasches

Handeln und Nutzen der riesigen Chance, die sich bei-

den Völkern für die Annäherung, die Harmonisierung der

politischen Interessen und der wirtschaftlichen Zusam-

menarbeit zum gegenseitigen Vorteil bietet.“ 

24

Dies ist

gewissermaßen ein Vermächtnis. Es liegt an uns, dieses

mit Leben zu füllen.

Eines der letzten öffentlichen Bilder Władysław Bartoszewskis bei einer

Geburtstagsfeier in Warschau, Februar 2015

Foto: Wlodzimierz Krygier

24 Ebd., S.167 f.

Ehrungen

Für sein rastloses Engagement erhielt Bartoszewski zahlrei-

che Preise, Auszeichnungen und Orden. 1963 pflanzte er

im Namen des Hilfsrats für Juden,

Żegota,

zusammen mit

Maria Kann in der „Allee der Gerechten“ in Yad Vashem

einen Baum und erhielt die Medaille „Gerechter unter den

Völkern der Welt“. Im Juli 1991 wurde ihm die Ehrenbür-

gerschaft Israels zuerkannt. Von den wichtigsten deutschen

Ehrungen seien genannt: der Friedenspreis des Deutschen

Buchhandels 1986; das Große Kreuz des Verdienstordens

der Bundesrepublik Deutschland (1991); der Romano-

Guardini-Preis (1995); das Große Verdienstkreuz mit

Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutsch-

land (1997); der Bayerische Verdienstorden (2015).

Bartoszewskis autobiografischen Betrachtungen „Herbst

der Hoffnungen“ ist als Motto ein Zitat aus Antoine de

Saint-Exupérys „Stadt der Wüste“ vorangestellt:

„Ich sage dir: Es gibt keine göttliche Amnestie, die

dir das Werden erspart! Du möchtest sein: Du wirst nur

in Gott sein: Er wird dich in seine Scheune einbringen,

nachdem du langsam durch deine Handlungen geworden

und geknetet sein wirst; denn der Mensch braucht lang

zum Geborenwerden.“ 

25

25 Bartoszewski (wie Anm. 1), S. 7.