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Der Erste Weltkrieg als Zäsur der Geschichte Bayerns
Einsichten und Perspektiven 4 | 17
lichen Bannkreis der Zerstörung.“ In Bayern stellten sich
diejenigen, die mit Kriegsende ihr Leben verloren glaubten,
zunächst in den Dienst der „weißen“ Truppen gegen die
Münchner Räterepublik. Reichswehrminister GustavNoske
und die gemäßigte bayerische Regierung in Bamberg unter
Ministerpräsident Johannes Hoffmann
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bedienten sich seit
April 1919 dieser Freiwilligenverbände, um die bayerische
„Rote Armee“ zurückzudrängen. Zu nennen sind hier zum
Beispiel die Freikorps „Epp“, „Erhardt“, „Roßbach“, „Ober-
land“, „Werdenfels“, „Chiemgau“, teilweise nach ihren
Führern, teils nach ihren Entstehungsgebieten benannt.
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Diese Freikorps waren jedoch viel mehr als nur parami-
litärische Organisationen; sie hatten von Anfang an den
21 Zu Hoffmann: Diethard Hennig: Johannes Hoffmann. Sozialdemokrat und
Bayerischer Ministerpräsident. Biographie, München u.a. 1990
22 Horst Nusser: Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Ös-
terreich 1918–1933. Mit einer Biographie von Forstrat Georg Escherich
1870–1941, 2 Bände, München
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1990; Bernhard Sauer: Schwarze Reichs-
wehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der
Weimarer Republik, Berlin 2004.
geheimbündischen Charakter, der ihre Mitglieder auch
nach ihrer Auflösung zusammenhielt. Diese waren meist
Monarchisten, Imperialisten und Antisemiten. Außerdem
verfügten sie über beste Beziehungen zu den militärischen
und politischen Eliten. So gehört zur Vorgeschichte des
„Freikorps Oberland“ in München die „Thule-Gesell-
schaft“ unter Rudolf von Sebottendorff, ein ursprüng-
lich mystisch-theosophischer Geheimorden, der sich der
Pflege arisch-nordischen Gedankengutes widmete.
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Nach
dem November 1918 wurde dieser Orden um den mili-
tärischen „Kampfbund Thule“ erweitert. Der militärische
Organisator dieses Bundes, Heinz Kurz, berichtete in
einem Interview:
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„Diejenigen Männer, die mit der Thule
Verbindung aufgenommen und deren Räumlichkeiten
23 Hermann Gilbhard: Die Thule-Gesellschaft. Vom okkulten Mummenschanz
zum Hakenkreuz, München 1994.
24 Das Interview von Hermann Gilbhard mit Heinz Kurz ist abgedruckt in der
rechtsgerichteten Publikation Kameradschaft Freikorps und Bund Ober-
land (Hg.): Für das stolze Edelweiß, München 1996, S.13 f.
Eine Menschenmenge begleitet die Beerdigung Kurt Eisners. Vor der geöffneten Kutschtür ist Gustav Landauer zu erkennen, Ostfriedhof München,
26. Februar 1919.
Foto: sz-photo