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Das eigene Lernen selbst gestalten

Wenn Schüler Lernvorgänge selbst gestalten, nennt man dies häufig auch „Selbstreguliertes Lernen“.

Dieses „Selbstregulierte Lernen“ ist umso bedeutsamer, als sich die moderne Arbeitswelt ständig ver-

ändert und wir uns daher immer wieder neues Wissen aneignen und neue Kompetenzen entwickeln

müssen.

Du solltest also die Fähigkeit erwerben, dein Lernen selbst zu steuern, z. B. indem du

dich gegenüber deinem Lehrer zu Inhalten und Lernmethoden äußerst und konstruktive Vor-

schläge machst,

in Zusammenarbeit mit Klassenkameraden und dem Lehrer Lernziele festlegst und erreichst

oder

diese Lernziele sogar in Eigenverantwortung bestimmst und erarbeitest.

Dazu gehört es auch,

dem Lernziel angemessene Lernstrategien auszuwählen und diese einzusetzen,

deine Lernmotivation aufrechtzuerhalten,

die Zielerreichung während und nach Abschluss des Lernprozesses zu bewerten und – wenn

nötig –

die Lernstrategie zu überdenken, also Fehler zu machen und es gleich nochmal zu probieren!

Lehrkräfte können euch Schülern dabei eine große Unterstützung sein, indem sie

Lernstrategien nicht nur mündlich vermitteln, sondern diese auch mit euch einüben,

zu einer eigentätigen Auseinandersetzung mit Inhalten anregen,

euch Verantwortung übertragen, indem sie mit geeigneten Lernbedingungen das eigenständige

Lernen erleichtern,

eure Lernprozesse überwachen und mit euch besprechen, doch dabei

stets konkrete Rahmenbedingungen als Orientierung schaffen und somit Verbindlichkeit her-

stellen.

Auf diese Art und Weise selbst zu entscheiden, was man wann, wo und wie lernt, das klingt zunächst

einmal verlockend. Doch die Sache hat auch einen kleinen „Haken“: Es ist dann nicht mehr so leicht

wie im Frontalunterricht, sich aus dem Unterricht auszuklinken und den Lehrer sowie einige wenige

Mitschüler die Arbeit erledigen zu lassen. Du kannst also nicht in den Unterricht gehen und nur konsu-

mieren. Hinzu kommt meist die unangenehme Erkenntnis, dass man nicht mehr so einfach eine Lehr-

kraft allein für mögliche eigene Fehler verantwortlich machen kann.

In Schulversuchen, in denen das Selbstregulierte Lernen praktiziert wurde, wurde diese Mitverantwor-

tung von den Schülern daher nicht nur als Chance erlebt, sondern durchaus auch als Bedrohung für

die eigene Unschuldsannahme. Bei solchen Verbesserungen, die Schülern zwar längerfristig nützen

würden, aber zunächst vor allem eine Erschwerung zu sein scheinen, hat es sich gezeigt, dass diese

ihre Mitarbeit verweigerten, weil sie den Sinn der neuen Methoden nicht verstanden.

Selbstreguliertes Lernen braucht also – wie alle neuen Formen der Mitverantwortung – zunächst Zeit

zum Wachsen und auch zum Fehlermachen. Probiert es einmal selbst aus und wagt euch gemeinsam

mit eurem Lehrer in dieses pädagogische Neuland!

Zum Weiterlesen

Posch und das ENSI-LehrerInnen-Team: 9 Partizipation – Praxisbeispiele aus der Schule. Ueberreuther. Wien.

2006 (S. 9–54)