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Praxisbeispiel: Schulparlament

An einigen deutschen Schulen hat man in den letzten Jahren Neuland betreten: Schulparlamente

wurden gewählt, die sich in die Fragen des Lebens und Lernens an ihren Schulen verantwortungs-

bewusst einmischen. Eine dieser Pionier-Schulen ist das Gymnasium in Bad Aibling, dessen Schul-

parlament wir euch hier als Praxisbeispiel vorstellen:

Wie erfolgte die Gründung des Schulparlaments am Gymnasium Bad Aibling?

Im Schuljahr 2005/2006 konstituierte sich am Gymnasium Bad Aibling erstmals ein Schulparlament.

In diesem werden die Schüler durch ihre Schülersprecher und je drei gewählte Schüler aus Unter-

und Mittelstufe sowie zwei aus der Oberstufe vertreten. Daneben entsenden auch Lehrer und Eltern

je elf gewählte Vertreter ins Schulparlament. Der Schulleiter und sein Stellvertreter sind ständige

Mitglieder.

Dieses erste Parlament in Bad Aibling, sozusagen eine verfassungsgebende Versammlung, erstell-

te im Jahr 2006 eine Schulverfassung sowie eine Geschäfts- und Wahlordnung, um das Schulpar-

lament als eine demokratische Institution zu verankern. Verschiedene Arbeitsgruppen wurden ein-

gesetzt und deren Ergebnisse in Vollversammlungen diskutiert. Dabei kamen auch allgemeine

schulische Angelegenheiten zur Sprache.

Welche Inhalte werden im Parlament behandelt?

Nach dieser Wahl konnte sich das neu zusammengetretene Schulparlament endlich konkreten

schulischen Fragen, wie den Essensangeboten in Schulkiosk und Mensa, der Schaffung zusätz-

licher Ganztagesangebote, der Verkehrssituation oder der Einführung neuer Ausbildungsrichtun-

gen, zuwenden. Dabei sind die Sitzungen des Parlaments öffentlich und die Netzseite der Schule

ist das Informations- und Kommunikationsmedium, mithilfe dessen Tagesordnungen und Sitzungs-

protokolle veröffentlicht werden

(www.gymnasium-bad-aibling.de

)

.

Ziel und Zusammensetzung – oder: Warum reicht es nicht, ein Schulforum zu haben?

Ziel und Zusammensetzung des Parlaments ähneln zwar denen des Schulforums. Im Schulparla-

ment findet jedoch ein intensiverer Austausch statt, so dass ein umfassenderes Meinungsbild erho-

ben werden kann. Die Sitzungen sind stets öffentlich, Tagesordnungen und Sitzungsprotokolle wer-

den allgemein bekanntgegeben. Rechte der Lehrerkonferenz und des Schulforums werden durch

das Schulparlament nicht beschnitten, die Diskussionen und Abstimmungen im Schulparlament

dienen aber als Grundlage für deren Aussprachen und Beschlüsse. Die Wahl des Schulparlaments

wird alle zwei Jahre durchgeführt.

Welche Herausforderung stellt ein Schulparlament an die Schüler?

Chancen sind immer auch Herausforderungen: Die Schülervertreter haben die Möglichkeit, ihnen

wichtige Themen in das Parlament einzubringen und umgekehrt Ideen und Beschlüsse des Parla-

ments bekannt zu machen. Hier befinden sich die Schülervertreter nun also in einer neuen, unge-

wohnten Rolle. Denn die demokratischen Beschlüsse des Schulparlaments entsprechen nicht un-

bedingt dem Schülerwillen. Die sonst übliche – und manchmal auch bequeme – Rollenaufteilung

„Schüler gegen Schulleitung und Lehrerschaft“ ist aufgehoben.

Weiterhin gewinnt der Elternwille an gestalterischer Kraft für die Schule und muss bei Anträgen und

Überlegungen im Parlament mit berücksichtigt werden.

Zum Weiterlesen

Ein ähnliches Projekt gab es auch am Akademischen Gymnasium Innsbruck. Eine ausführliche Beschrei-

bung des Projektablaufs dort, eine Ergebnis-Darstellung und viele Schülermeinungen dazu findet ihr in

Posch und das ENSI-LehrerInnen-Team: 9x Partizipation – Praxisbeispiele aus der Schule. Ueberreuther.

Wien. 2006 (S. 189–216) – oder ihr schaut einfach auf der Netzseite der Schule

(www.agi.tsn.at

)

nach.