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Postskriptum
Depesche aus der Villa Concordia
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wie schnell das geht… von meinem Bürofenster
in der Villa Concordia aus sehe ich auf viel Grün
im Sommer. Das bedeutet, wenn es stürmt, dann
sind wir unter Blättern begraben und im Winter
lässt das fehlende Blattwerk den Blick auf gro-
ße Bäume frei werden, die im Sommer wieder
ein Stück gewachsen sind. Der Sommer ist die
Zeit fürs Wachsen. Über-uns-hinaus, wenn das
als Zielangabe verstanden werden kann. Wer in
das Künstlerhaus in Bamberg im Sommer eintritt,
der findet ein kühles, steinernes, altes Haus mit
jungem Inneren. Die Künstlerinnen und Künstler
aus Spanien arbeiten in ihren Ateliers, z. T. den
ganzen Tag, um ihre Projekte voranzutreiben. Wir
im Büro versuchen Schritt zu halten mit den Plä-
nen unserer Gäste, was Herausforderung und
Vergnügen zugleich ist. Aber alles, was wir ma-
chen, das hat im Sommer schon ein bisschen
den Herbstblick, das Winterauge. Wir planen
in der Regel zwei, drei Monate voraus (manche
Termine stehen schon Jahre im Voraus fest), im
Bereich der Bildenden Kunst bis zu 7 Mona-
te. So befindet man sich immer im Spagat und
nie recht im Augenblick. Dabei ist der doch so
kostbar. Und wie er klingen kann, wenn er nur
genug Resonanzkörper geboten bekommt von
uns! Also mit dem ganzen Körper im Hier und
Jetzt stehen unbedingt die Vorstellungsabende
des Komponisten Steffen Wick am 14. Oktober
in Bamberg und am 15. erstmalig im IKKP Kunst-
haus und in Zusammenarbeit mit der Stadt Re-
hau, von Antonio R. Montesinos am 27.10., den
beiden spanischen Autoren Javier Salinas am
4. November und Ricardo Menéndez Salmón
am 11. und der Theaterautorin Kerstin Specht
am 17. sowie von Komponist Alberto Posadas
am 26.11.! Zwei Ausstellungseröffnungen, eine
am 13. Oktober und eine am 1. Dezember, wer-
den uns mit spanischen Ansichten zu den The-
men »Weltanschauung«, »Urvertrauen«, »Poe-
sie«, »(urbaner) Raum« und »Struktur« vertraut
machen und damit Antonio R. Montesinos‘ und
dann Jesús Palominos Werk für uns anschauli-
cher machen. Dieser Sommer hat unsere spani-
schen Gäste zugegebenermaßen etwas irritiert.
(Für Menschen aus einem der wärmsten Län-
der der EU ist es völlig unvorstellbar, im August
die Heizung aufdrehen zu wollen.) Aber frohes
Erwärmen kam bei uns für und durch die Kunst,
die ein fantastischer Gedankenrohstoff ist für
die innere Kreativflamme. Probieren Sie’s aus!
Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Matineen,
Soireen, eine Tasse Kaffee oder Tee zur Lektüre
eines neuen (natürlich beim Buchhändler Ihres
Vertrauens und um die Ecke erworbenen) Bu-
ches in Ihren Händen oder auf Ihrem E-Reader
bringen Sie bestens durch Herbst und Winter,
wetten? Im Künstlerhaus halten wir Tür und Tor
offen zu den genannten Daten und alles weite-
aber das wissen Sie hoffentlich.
Ihre Nora-Eugenie Gomringer
PS: Zur IceWaterBucket Challenge zum Kampf
gegen die Nervenkrankheit ALS herausgefor-
dert, ist auch in unseren Mauern ein Clip dazu
entstanden. Ich habe mir erlaubt, diese ganze
Wassereimer-Sache etwas zu… entfremden.
Wir werden den Clip auf der neuen – und heiß
erwarteten – Webpage posten! Versprochen.
Impressum
© Copyright:
Bayerisches Staatsministerium für
Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Salvatorstraße 2 | 80333 München
ISSN
1432-6299
Redaktion:
Toni Schmid (verantw.)
Dr. Elisabeth Donoughue
Silvia Bachmair (Adressenverwaltung)
Telefon: 089 . 21 86 22 42
Fax: 089 . 21 86 28 13
aviso erscheint viermal jährlich.
Titelbild:
Jonas Dorner,
Akademie der Bildenden Künste,
Nürnberg
Gestaltung:
Gisela und Walter Hämmerle
Atelier für Gestaltung | 84424 Isen
Gesamtherstellung:
Bonifatius GmbH | Druck-Buch-Verlag
Karl-Schurz-Str. 26 | 33100 Paderborn
Foto: Tobias Bohm | Bloemaert, Abraham und Frederick (Hg.), »Erste Beginselen Der Teken-Kunst (…)«, Amsterdam 1720, Tafel 24.
oben
Steffen Wick beim Ausblicken
ZEICHNEN LERNEN
WIE DIE ALTEN MEISTER
ZEICHENLEHRBÜCHER DIGITALISIERT
Zeichenlehrbücher gibt es seit dem 16. Jahr-
hundert. Per Digitalisierung wird dieser in Ver-
gessenheit geratene Fundus für Zeichnende
im Rahmen des Forschungsprojekts „Episteme
der Linien. Theorien und Praktiken von Zeichnen
und Zeichnung | 1400-2000“ derzeit wieder zu-
gänglich gemacht. Beteiligt: Zentralinstitut für
Kunstgeschichte, Institut für Kunstgeschichte,
LMU, Staatliche Graphische Sammlung Mün-
chen, UB Heidelberg. Ein ausführlicher Beitrag
folgt
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