aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Werkstatt
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Provisorischer Gips statt schall-
schluckender Asbest
Ludwigs Umbaupläne wurden nicht
weiterverfolgt, denn neue Schwierig-
keiten taten sich auf: ImHauptgeschoss
musste in einigen Räumen die Fußbo-
denheizung abgeschaltet werden, da
die Wasserröhren durchgerostet waren.
Seitdem sind dort provisorisch Heizkör-
per aufgestellt. Als größtes Problem er-
wies sich jetzt der früher so viel gerühm-
te ›schallschluckende Putz‹, nämlich
Asbest. Zwar war er fest mit den Be-
tondecken verbunden oder von Verklei-
dungsplatten überdeckt, sodass, wie wie-
derholte Messungen ergaben, von ihm
bis zu diesem Zeitpunkt keine gesund-
heitliche Gefahr ausging, aber um dies
auch in Zukunft auszuschließen, musste
der Asbest entfernt werden. Die Maß-
nahme erforderte u. a. die Abnahme der
gesamtenWandverkleidung. Dabei ging,
trotz größter Vorsicht, ein Großteil der
Tuffplatten zu Bruch. Da Mittel für ei-
nen Umbau und die notwendige Gene-
ralsanierung nicht zur Verfügung stan-
den, eröffnete man nach dreijähriger
Schließung die Ausstellungsräume mit
einer kostengünstigen provisorischen
Wandverkleidung: Getönte Gipsplatten.
Deren sorgfältig ausgewählte Farbtöne,
von grau-blau bis grünlich-grau, sind in
den einzelnen Räumen von unterschied-
licher Intensität. Die vornehmen, küh-
len Wandfarben bilden einen idealen
Kontrast zum warm leuchtenden Rot
der Vasen und lassen diese plastisch und
wirkungsvoll hervortreten. Das war eine
neue Erfahrung für die Sammlungen.
Zudem wirken die Räume jetzt insge-
samt heller und freundlicher als früher,
denn der poröse Tuffstein gab den Räu-
men einen grabkammerartigen Charak-
ter. Ein Weiteres kommt hinzu: Die ein-
fach gestrichenen Wände erlauben, die
Vitrinen direkt an die Wand zu rücken
und an ihnen Erklärungstafeln anzu-
bringen, was bei den Tuffsteinwänden
ästhetisch hoch problematisch war.
Die Gipswände sind,
wie inzwi-
schen auch manch anderes in demMu-
seum, ein Provisorium. Das Staatliche
Bauamt München I rechnete 2003 mit
einem Umbau und einer Generalsanie-
rung in fünf Jahren. Inzwischen sind elf