aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
BAYERNS VERBORGENE SCHÄTZE
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»TAG UND NACHT REISEFERTIG…«
DIE REISESKIZZENBÜCHER DES MÜNCHNER KÜNSTLERS
UND GALERIEDIREKTORS JOHANN GEORG DILLIS
Text:
Christiane Schachtner
ZEICHNEN UND SCHREIBEN
in Skizzenbüchern sind seit
mehr als fünf Jahrhunderten bis hinein in die Gegenwart fester
Bestandteil künstlerischer Praxis. Auch der Münchner Künst-
ler und Galeriedirektor Johann Georg Dillis (1759-1841),
innovativer Vorreiter der Landschafts- und Freilichtmalerei zu
Beginn des 19. Jahrhunderts sowie prägende Persönlichkeit
der Entwicklung des ludovizianischen München zur Kunst-
und Museumsstadt in diesen Jahrzehnten, war auf seinen
zahlreichen Reisen wohl meist mit Skizzenbüchern imGepäck
unterwegs. Mehr als 40 Bücher unterschiedlichster Größe und
Ausstattung, von denen die meisten auf Reisen genutzt wur-
den, haben sich erhalten: der größte Teil im künstlerischen
Nachlass Dillis‘, der sich als Dauerleihgabe des Historischen
Vereins von Oberbayern in der Städtischen Galerie im Len-
bachhaus München befindet und einige in Privatbesitz. Die
Staatliche Graphische Sammlung München bewahrt zwei
Bücher. Dillis füllte sie während seines Paris-Aufenthaltes
1806 und auf einer Tour durch Italien bis an die Südküste
Siziliens, auf welcher er 1817/18 den bayerischen Kronprinzen
Ludwig als Reisezeichner begleitete, mit schriftlichen Noti-
zen und Zeichnungen.
»Tag und Nacht reisefertig« – so beschrieb der Zeitgenosse
Balthasar Speth (1774-1846) seinen Freund Dillis, der bis ins
hohe Alter ausgesprochen viel reiste, sowohl privat als auch
bedingt durch seine Tätigkeit als Galeriedirektor und vertrauter
Berater in Sachen Kunst des Kronprinzen und späteren Königs
Ludwig I. »Tag und Nacht reisefertig« waren auch die Skiz-
zenbücher, die Dillis unterwegs stets bei sich hatte. Handlich
und leicht zu transportieren standen sie jederzeit und über-
all zum Einsatz bereit und ermöglichten es auch, draußen
in der Natur, im Stehen oder in der Bewegung zu arbeiten.
Gebunden in Buntpapiere sind die Buchdeckel teils mit klei-
nen Laschen versehen, durch die man den Bleistift schieben
und die Skizzenbücher auf Reisen sicher verschließen konnte.
Das Zeichengerät war somit jederzeit griffbereit.