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„Ein Denkmal des Friedens und der Arbeitskraft des Deutschen Reiches“
Einsichten und Perspektiven 1 | 17
hinsichtlich der Finanzierung im Wesentlichen auf die
Vorschläge Helds stützte. Diese Vorlage wurde dann dem
Ministerrat präsentiert, der den Beschluss fasste, „der im
Februar zusammentretenden außerordentlichen Landtags-
versammlung einen Gesamtentwurf über die Kanalprojek-
tierung vorzulegen und dafür die Kosten anzufordern.“
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Inzwischen lief Helds Kampagne weiter. „Abgeordne-
ter Held selbst wandte sich an eine Reihe Großindustri-
eller am Rhein, darunter auch an Krupp, an einflussreiche
Reichstagsabgeordnete, insbesondere an Erzberger
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und
Spahn
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.“
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Held selbst übernahm es, diesem Projekt die
Unterstützung des Zentrums im Reichstag und der Reichs-
regierung zu verschaffen. Hierzu setzte er sich mit füh-
renden Mitgliedern der Berliner Zentrumsfraktion sowie
dem Chef des Reichsamtes des Inneren, Staatssekretär und
Vizekanzler Karl Theodor Helfferich, in Verbindung.
Die Zeitumstände waren für diese Pläne sehr förderlich.
Im Dezember 1916 wurden die Ölfelder um Ploesti einge-
nommen, und sofort wurde damit begonnen, die zerstör-
ten Förder- und Produktionseirichtungen instandzuset-
zen. In der Folge spielte das rumänische Erdöl eine höchst
wichtige Rolle bei der Versorgung des Reiches. Waren
im letzten Friedensjahr noch rund 117.000 Tonnen aus
Rumänien nach Deutschland exportiert worden, so flos-
sen von Anfang des Jahres 1917 bis November 1918 nicht
weniger als 1,5 Millionen Tonnen in diese Richtung.
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Ab
Frühjahr 1917 konnten die Mittelmächte zudem ihren
Zugriff auf die Rohstoffe und Futter- und Nahrungsmit-
tel noch weit über Rumänien hinaus ausweiten. Ihnen
standen nun auch die Ukraine und Kaukasien offen, und
selbst ein Zugriff auf die Ölfelder von Baku war nun mög-
lich. Da die „Levantelinie“ während des Krieges gesperrt
war, mussten all diese Güter entweder auf der Donau oder
per Eisenbahn nach Deutschland transportiert werden.
35 Vortragmanuskript Helds (1917), HSTAM, Nachlass Held 1354.
36 Matthias Erzberger, geboren 1875 in Württemberg, zunächst Redakteur
einer Stuttgarter Zentrumszeitung, Mitbegründer der christlichen Ge-
werkschaften, seit 1903 für das Zentrum im Reichstag, verfügte in der
Zentrumfraktion wegen seines Rückhalt in der Wählerschaft über großen
Einfluss. „Durch die Herausgabe einer sensationellen Zentrumskorrespon-
denz und durch zahllose Zeitungsartikel und Aufsätze machte er sich bald
bekannt und unentbehrlich“; s. Klaus Epstein: Erzberger, Matthias, in:
Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 638ff.
37 Peter Joseph Spahn (1846–1925) war von 1884 bis 1917 Mitglied des
Reichstages, wiederholt dessen Vizepräsident und seit 1912 Fraktionschef
des Zentrums. 1917 wurde er Justizminister von Preußen; Dirk Hainbuch/
Florian Tennstedt (Bearb.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der
deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deut-
schen Kaiserreich 1871 bis 1918, 2010, S. 152.
38 Held/Brüschwien (wie Anm. 1), S. 97.
39 Förster (wie Anm. 11), S. 107.
Helds Kampagne wurde nun auch vom König persönlich
unterstützt. In der ersten Nummer der „Freien Donau“ von
1917 war ein aufwändig reproduziertes, ganzseitiges Port-
rät Ludwigs III. eingefügt. Dazu teilte Held seinen Lesern
mit, dass „Seine Majestät König Ludwig III. von Bayern,
der erhabene, zielbewusste und unverdrossene Förderer
der geplanten Donau-Großschiffahrtsstraße Donau-Main-
Rhein“ die Gnade gehabt habe, ihm ein Bild mit seiner
Unterschrift zukommen zu lassen und einHandschreiben an
ihn zu richten. Das in Faksimile wiedergegebene Schreiben
lautete wie folgt: „Der erste Jahrgang der „Freien Donau“
hat erfolgreich für die Aufklärung über die Bedeutung eines
Großschiffahrtsweges „Donau-Main-Rhein“ gewirkt. Jetzt
ist der Augenblick da, an die politische Lösung der wichti-
gen Frage zu gehen. Darum auf zur That: Vorwärts!“
Worin die „That“ bestehen musste, erläuterte Held in
seinem Leitartikel: „Das Jahr 1916 war das Jahr des Studi-
ums der Donau und der Binnenschiffahrtsfragen, die Zeit
der Aufklärung und der Propaganda,“ so schrieb er. Das
Jahr 1917 aber müsse „eine Epoche der Tat“ werden, denn
es sei genug geredet worden, alle wesentlichen Fragen seien
geklärt, man dürfe nicht mehr zuwarten: „Es ist Gefahr im
Verzug!“ Und weiter: „Noch während des Krieges müssen
Zugschraubendampfer der Z.E.G. im Regensburger Hafen 1917. Im Juni 1917
wurde das Kapital des Bayerischen Lloyd von vier auf 16 Millionen Mark
erhöht. Einen großen Teil des neuen Kapitals brachte das Reich in Form der
Flotte der reichseigenen „Zentralen Einkaufsgesellschaft“ (Z.E.G) ein. Diese
direkte Beteiligung des Reiches am BL, die vor allem Stauß und Helfferich zu
verdanken war, trug ersichtlich dazu bei, dass sich dieses in der Folge an der
Finanzierung des Wasserstraßenprojektes beteiligte.
Foto: Archiv Donau-Schiffahrts-Museum Regensburg, Fotosammlung