Schule & Wir 1|2014 - page 6

populäre Irrtümer
Schule funktioniert auch
ohne Regeln
So manche moderne Pädagogik
schwört darauf, dass sich Schüler
nur dann voll entfalten können, wenn
es möglichst wenig Regeln und möglichst
viel Freiheit gibt. Schulen sollten also
hauptsächlich Freiräume schaffen und die
Schüler das tun und lernen dürfen, was sie wollen. Hier liegt ein
Missverständnis darüber vor, was Regeln eigentlich sind. Feste Regeln
einzuhalten, bedeutet nicht, die Kinder zu drillen und womöglich an-
zubrüllen. Disziplin sichert ein geordnetes soziales Miteinander. Die
Lehrkräfte stellen, je nach Alter der Kinder mit deren Mitwirkung, kla-
re Regeln auf und achten kon-
sequent auf deren Einhaltung.
Nur ein möglichst störungs-
freier Ablauf des Unterrichts
erlaubt konzentriertes Ler-
nen. Ziel ist nicht, Schüler für
alles und jedes zu bestrafen,
sondern von vorneherein zu
verhindern, dass es zu Regel-
verstößen und Unterrichtsstö-
rungen kommt. Nicht zuletzt
müssen junge Menschen auch
für ihr zukünftiges Berufs-
leben lernen, sich gewissen
Regeln unterzuordnen und
einen respektvollen Umgang
miteinander zu pflegen.
Lernen muss grundsätzlich Spaß
machen
Einige Anbieter auf dem Bildungsmarkt
werben damit, mit ihrer Methode könne
jeder Schüler alles erreichen, was er will,
und das auch noch ohne Mühe und mit
viel Spaß. Die Methoden reichen vom
„Neurolinguistischen Programmieren“ über „Edu-Kinestetik“
bis hin zum „Superlearning“ – um nur einige populäre Kon-
zepte zu nennen. Alternative Methoden sind „in“ – auch im
Bildungsbereich – und versprechen allesamt großartige Erfolge.
Wissenschaftlich fundiert sind die wenigsten von ihnen. Und
sie können über eines nicht hinwegtäuschen: Menschen, Kinder
sind unterschiedlich. Sie haben jeweils andere Lernvoraussetzun-
gen, andere Schicksale, andere persönliche Voraussetzungen und
Begabungen. Im Sport oder in der Musik käme niemand auf
die Idee zu behaupten, jeder könne Weltrekord laufen oder
ein Starpianist werden, am besten auch noch ganz ohne zu
trainieren oder zu üben. Lernen ist mit Anstrengung
und Mühe verbunden – „im Schlaf“ zu lernen ist
und bleibt eine Wunschvorstellung. Jedes Kind
soll seine individuellen Talente und Begabun-
gen ausschöpfen können – das sicherzustellen ist
die Aufgabe des Bildungswesens. Vollmundige
Heilsversprechungen, insbesondere wenn
man dafür auch noch ordentlich Geld
auf den Tisch legen muss, sind mit
Vorsicht zu genießen. Es gilt
immer noch: Ohne Fleiß
kein Preis!
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