Schule & Wir 1|2014 - page 11

Werden die Schüler in diesen Prozess
eigentlich auch eingebunden?
Natürlich. Eine Medienpädagogin der Stadt
Augsburg bildet Medienscouts aus. Gelerntes
geben diese an ihre eigenen Mitschüler und
die Eltern weiter. Das ist eine bemerkenswerte
Entwicklung, da wir das Thema Technik und den
Umgang mit neuen Medien dadurch in großem
Maße auch in die Verantwortung der Schüler
geben. Dazu gehört auch eine Mediencharta, die
derzeit an der Schule erstellt wird und in der Leit-
sätze stehen werden, wie wir als Lehrer, Schüler
und Eltern mit neuen Medien umgehen wollen –
und zwar nicht nur in der Schule!
Die Verwendung von Mobilfunktelefonen
kann zu Unterrichtszwecken erlaubt wer-
den: Denken Sie auch darüber nach, den
Umgang mit Smartphones in die Medien-
charta aufzunehmen?
Das Problem mit der Technik ist im Augenblick,
dass es sich schwer unterscheiden lässt, was der
Schüler mit dem Gerät gerade macht. Denn
das aufgerufene Programm ist dafür verant-
wortlich, was gerade geschieht, und nicht das
Smartphone! Taschenrechner mit CAS-Funk­
tion oder Facebook – größer können die Unter-
schiede kaum sein!
Nun müssen wir als Schule definieren, was
für den Einzelnen erlaubt ist, und wo die Grenze
des Erlaubten bzw. ethisch Richtigen verläuft –
diese Probleme können wir als Kollegium und
Schulleitung nicht alleine lösen, dabei müssen wir
die Schüler in die Gespräche miteinbeziehen. Eine
Lösung haben wir bisher noch nicht gefunden, da-
für ist dieser Prozess viel zu schwierig. Aus meiner
Sicht ein Ja zu Smartphones im Unterricht, aber
nur, wenn die Programme unter der Kontrolle der
Schule sind. So weit sind wir aber noch nicht.
Haben Sie keine Angst vor den zukünftigen
Leistungserhebungen, wenn neue Technik
zugelassen wird?
Ich denke, dass sich die Art und Weise, wie wir
in der Schule bisher gewohnt waren, Leistungen
zu überprüfen, Leistungen erstellen zu lassen, auf
Dauer nicht halten lässt. Ich bin gespannt, wie
sich bis zu meinem Ruhestand in sieben Jahren
die Abiturprüfung entwickeln wird. Daten-Bril-
len und Datenuhren kommen auf den Markt.
Im Laufe der nächsten Jahre werden wir nicht
mehr unterscheiden können, ob der Schüler eine
Brille oder einen Bildschirm auf der Nase trägt,
der scannen und eine Internetverbindung aufbau-
en kann und über den man mit jedem Menschen
auf dieser Welt unbemerkt kommunizieren kann.
Störsender sind sicher keine Lösung. Wir müssen
uns in naher Zukunft ganz neue Formen von
Prüfungen einfallen lassen. Das wird vielleicht
nicht einen Ausschluss von Geräten bedeuten,
sondern die Verpflichtung, diese in Prüfungen zu
verwenden. Dabei wird auch überprüft, ob die
Schüler in der Lage sind, mit den vorhandenen
technischen Möglichkeiten zu arbeiten.
Medien
Links das "Käschtle" des
Gymnasiums bei St. Anna mit
Technik wie Dokumenten-
kamera und Tablet – damit
arbeiten die Schüler an einem
Wiki in ihrem virtuellen
Klassenzimmer auf der mebis-
Lernplattform
Fotos: Gymnasium St. Anna, fotolia
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