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aviso 1 | 2014
DER ZAHN DER ZEIT
aviso Einkehr
angeht – einer der sechs Söhne, die Lucius, Friedrich, Franziskus,
Gustav, Nikolaus und Johann Baptist heißen und zwischen fünf und 16
Jahre alt sind, wird schon weitermachen, meinen die Eltern pragma-
tisch. Damit wäre die zehnte Generation gesichert.
Bevor er Küchenmeister
wurde, wollte Otto Böhm Architekt
werden. Irgendwie ist er inzwischen beides. Und einen eigenenMaurer
hat er auch fest angestellt – weil u. a. denkmalgeschützte Abschnitte der
äußeren und inneren Klostermauer mit einer Länge von rund einem
Kilometer erhalten werden müssen. Momentan sind Otto undMartina
Böhm schon wieder am Planen. Denn hinter dem historischen Kloster-
teich soll ein Wellness-Bereich entstehen, unter Einbeziehung des eins-
tigen Pfarrstadels von etwa 1650. Die substanz-schonende Umnutzung
dieses Baudenkmals dürfte spannend werden. Spannend ist ein Besuch
in Bergen immer, präsentiert sich doch der Klosterbräu-Komplex
als eine erlebnisreiche und dennoch harmonische Verquickung von
gediegenemAltem und gelungenemNeuem; wie dem 1993 angebauten
»Klosterhof« mit 25 Gästezimmern. Neu ist auch der »Kreuzgang« mit
dem Blick in das offene, durch Säulen und Pfeilern gegliederte Kamin-
zimmer. Elf ganz unterschiedliche Stuben gehören zur Gastronomie,
sommers erweitert durch den intimen Biergarten und der drei Hektar
großen Wiese zum ungestörten Ausspannen.
Wer zum Kulinarischen auch noch Kultur genießen will, bekommt in
der barockisierten Klosterkirche eine Nachspeise der besonderen Art
serviert: zum Beispiel die leuchtend-bunten Fresken des Wahl-Augs-
burgers Johann Wolfgang Baumgartner (1702 bis 1761) und als Kon-
trast die einzigartige romanische Krypta, zu der es vor dem Hochaltar
hinuntergeht. Romanik pur bieten auch die drei über den Friedhof zu
erreichenden Apsiden mit den rätselhaften 66Mensch- und Tierköpfen
und das steinern-strenge Portal (Zugang durch den Turm).
So abgeschieden und
ruhig Bergen auch
gelegen sein mag, von München oder Augsburg
aus ist es allemal für einen Tagesausflug gut. Und
wer mehr Zeit hat, auf den wartet nur wenige
Kilometer bergab das Urdonau-Trockental
mit den urgeschichtlichen Weinberghöhlen bei
Mauern oder auf dem Antoniberg über Stepperg
einer der schönsten Aussichtspunkte entlang der
Donau samt der neogotischen Gruftkapelle von
Bayerns letzter KurfürstinMaria Leopoldine (1776
bis 1848).
Peter Leuschner
ist Journalist, Schriftsteller und
Denkmalschützer. Bekannt wurde er durch
seine beiden Bücher über einen der rätselhaftesten
Kriminalfälle, den bis heute ungeklärten sechs-
fachen Mord im Jahre 1922 auf der oberbayerischen
Einöde Hinterkaifeck und durch die Gründung des
Jurahausvereins, den er zu einer über Bayern hinaus
angesehenen Denkmalschutz-Organisation formte.
Für die Renovierung von Schloss Hofstetten (1974-
2012) erhielt er bereits 1986 die Bayerische
Denkmalschutzmedaille, 1992 den Denkmalpreis der
Hypo-Kulturstiftung zusammen mit Ehefrau Helga
und 1997 den Deutschen Preis für Denkmalschutz.
Wegbeschreibung
Der im 18. Jahrhundert bedeutende Wallfahrtsort
Bergen mit der Verehrung eines Splitters vom Kreuz
Christi ist von Neuburg her in Richtung Eichstätt
zu erreichen. Der schönste Anfahrtsweg führt über
Nassenfels, Zell an der Speck, Meilenhofen
und dann immer der Schutter entlang durch die
Sechenfahrtmühle.
Romantik-Hotel Zum Klosterbräu
Inhaber Martina und Otto Böhm
Kirchplatz 1 | 86633 Neuburg-Bergen
Telefon 08431 . 67750 | Fax 08431 . 41120
E-Mail:
EINKEHR
D i e s c h ö n s t e n d e n k m a l g e -
schützten Wirtshäuser und Gast-
höfe in Bayern sind (noch) nicht
so be k ann t w i e v i e l e unser er
Schlösser, Burgen und Kirchen.
Das muss sich ändern! In »
Einkehr« stellen wir Ihnen des-
halb die schönsten kulinarisch-
bavarischenMusentempel vor: alle
respek table und authent i sche
Zeugnisse unserer reichen Bau-
kultur und: In allen kann man her-
vorragend essen, in manchen auch
übernachten.
