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aviso 1 | 2014
Der Zahn der Zeit
Colloquium
wenn sie in höchster Intensität ihre Brut versor-
gen (müssen), wird so ein Beobachten der Natur
nicht gerade als Beruhigung seiner Nerven emp-
finden. Und den Vogeleltern Respekt zollen. Der
große Rest ihres Lebens läuft aber viel heimlicher
ab. Selbst sehr gute Ornithologen tun sich schwer,
die Vögel in der Zeit aufzuspüren, in der sie mau-
sern und »zugfett« werden, wie es im Fachjargon
heißt. Erst mit frischem Gefieder, gut gerüstet für
die mehr oder minder lange Reise in den Süden,
werden die Kleinvögel wieder auffälliger. Bis sie weg
sind. In mondhellen Nächten sehen wir vielleicht
winzige Silhouetten an der Mondscheibe vorbeiflie-
gen oder wir hören ihre Rufe, die Kenner den ver-
schiedenen ziehenden Arten zuordnen können. Sie
sind nun unterwegs auf ihren Tausende von Kilo-
metern weiten Flügen in ferne Winterquartiere, in
denen der Tisch alles andere als reich gedeckt ist,
sondern eben gerade zumÜberwintern reicht, wenn
sonst alles gut geht. Ein knappes Zeitbudget steht
auch dort an. Es gilt, die einigermaßen günstigen
Stellen zu finden, wieder Fett für den Rückflug zu
speichern, und dann geht es auch schon wieder los
zurück in die Brutgebiete.
Die innere Uhr der Zugvögel
Für manche Zugvogelarten ist das Zeitbudget
sogar so eng, dass sie in manchen Jahren ihre Jun-
gen zurück- und verhungern lassen, wenn sie aus
Gründen schlechter Witterung mit der Eiablage
verspätet waren. Ihre innere Uhr kommandiert: Es
ist Zeit, wegzufliegen. Bei Mauerseglern geschieht
dies immer wieder. Auch manch andere späte Brut
wird aufgegeben, weil sie zu spät angefangen wor-
den ist. Das innere Programm, das wie eine Jah-
resuhr abläuft, lässt nicht viel Freiraum; vor allem
dann nicht, wenn das Frühjahr spät kommt. Dann
kann es eng werden. Von der Vorstellung »frei wie
ein Vogel« bleibt nichts weiter übrig als eine Flucht
auf eigenen Schwingen.
Kaummehr Freiraum haben die Säugetiere. Katze
und Hund sind als Haustiere wirklich keine guten
Beispiele für den Umgang der Tiere mit der Zeit.
rechts
Mauersegler verlassen manchmal
ihre Jungen, wenn die Zeit knapp wird.
Weiterführende Informationen - auch für
die Rettung von abgestürzten Mauer-
seglern - gibt die Deutsche Gesellschaft
für Mauersegler
unten links
Lichtverschmutzung in Mittel­
europa in einer Aufnahme von 2012
vom Suomi National Polar-orbiting Part­
nership-Satellit aus. An Bord befindet
sich ein abbildendes Strahlenmess­
gerät für den sichtbaren und infraroten
Bereich (VIRS = Visible and Infrared
Scanner).
daneben
Zahllose Insekten werden
Opfer künstlichen Lichts.
darunter
Bestimmte Palolo-Würmer des
tropischen Westpazifiks schwimmen
zur Fortpflanzung zur Meeresoberfläche
und lösen ihren mit Eiern und Sperma
beladenen Hinterleib dabei auf. Dieses
Ereignis ist nur in wenigen aufeinan-
der folgenden Nächten im Februar, bei
einer anderen Art im November, zu
beobachten und dauert ein paar Stun-
den. Die roten, grünen und gelben
Würmer gelten als Delikatesse.
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