aviso 4 | 2014
Renaissance des zeichnens?
Colloquium
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»Da gibt es nur das und mich«
Zur Bedeutung des Zeichnens für die Entwicklung des Menschen
Text:
Susanne Liebmann-Wurmer
»Es ist so
wichtig, dass man schon als Kind gelobt wird«,
meinte Asma, die marokkanische Studentin, als sie mir
erzählte, dass sie bereits mit zehn Jahren zum ersten Mal
ihren Bruder gezeichnet hat. Ihre Eltern hätten das Porträt
sehr gelobt, obwohl es aus ihrer heutigen Sicht gar nicht so
gut gewesen sei. Durch die Anerkennung und Ermutigung
ihrer Eltern seien das Zeichnen undMalen zu den wichtigsten
Tätigkeiten in ihrem Leben geworden, mit denen sie heute
sogar einen Teil ihres Sprachenstudiums finanzieren kann.
Asmas Aussage wird durch die Ergebnisse unseres Verbundfor-
schungsprojekts (s. Kasten S. 40) bestätigt: Kinder, die schon
in ihrer Kindheit beim Zeichnen und Malen unterstützt und
angeregt werden, tun dies mit größerer Wahrscheinlichkeit
als andere auch im späteren Leben noch.
Kinder zeichnen, bevor sie schreiben
Der französische Fotograf und Filmemacher Gilles Porte, der in
seinem zauberhaften Film »Dessine-toi« Kinder in aller Welt
beimZeichnen gefilmt und dabei in einzigartiger Weise die Ent-
stehungsprozesse eingefangen hat, betont mit Vehemenz, wie
wichtig es sei, nicht in diesen Prozess einzugreifen: »Après avoir
