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Stundentafeln und Materialien zu LehrplanPLUS
DEUTSCH
Schriftspracherwerb und Rechtschreibprinzipien
Der Prozess des Schriftspracherwerbs verläuft individuell. Die Kompetenzerwartungen des bayeri-
schen Grundschullehrplans sehen vor, dass am Ende der zweiten Klasse grundlegende Recht-
schreibstrategien und -regeln routiniert angewendet werden. Die Lehrkraft ergänzt die Texte der
Schülerinnen und Schüler im Anfangsunterricht durch die regelgerechte Schreibweise und zeigt so
die Unterschiede zwischen der Schreibung des Kindes und der rechtschriftlichen Schreibweise auf.
Sie wirkt von Anfang an darauf hin, dass normgerechte Schreibungen nach den im Lehrplan vorge-
sehenen Prinzipien systematisch eingeübt werden. Kompetenzen, die beim Lesen- und Schreiben-
lernen erworben werden, sind eng miteinander verwoben und bedingen sich gegenseitig. Schülerin-
nen und Schüler gewinnen im Prozess des Schriftspracherwerbs ein grundlegendes Verständnis für
die folgenden Prinzipien der deutschen Sprache:
Phonologisches Prinzip
Die Wörter unserer Sprache lassen sich in Laute gliedern, die in der Schriftsprache durch bestimmte
Buchstaben oder Buchstabengruppen repräsentiert werden. Wenn Schülerinnen und Schüler die
einzelnen Laute zutreffend hören, isolieren und den Lauten die richtigen Buchstaben und Buch-
stabengruppen zuordnen, verfügen sie über wesentliche Teilkompetenzen im Schriftspracherwerb.
In der Anfangsphase des Schreibenlernens verschriften sie die meisten Wörter lautgetreu und
schreiben damit viele Wörter richtig, z.B. Brot, Oma, Hase.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten von der Lehrkraft wertschätzende und konstruktive Hinweise
darauf, welche lautgetreuen Schreibungen nicht rechtschreibgerecht sind. Zur Überprüfung ihrer
Schreibweisen erlernen die Schülerinnen und Schüler zusätzliche Strategien, die auf den weiteren
Prinzipien der deutschen Sprache beruhen. Sie entwickeln so ihre Schreib- und gleichzeitig auch ihre
Rechtschreibkompetenz weiter, bauen eine rechtschreibbewusste Haltung auf und kontrollieren
zunehmend routiniert ihre eigenen Schreibungen.
Silbisches Prinzip
Die Schülerinnen und Schüler gliedern Wörter in Silben und greifen auf das (im Schreibunterricht
durch entsprechende Übung erworbene) Wissen zurück, dass jede Silbe einen Vokal enthält. Sie
automatisieren die Schreibung der unbetonten zweiten Silbe und verschriften den Schwa-Laut (e in
unbetonter Silbe) als /e/, z.B. Schreibungen der unbetonten zweiten Silbe: Winter, lesen, Esel.
Morphologisches Prinzip
Die Schülerinnen und Schüler vergleichen Aussprache und Schreibung des Wortes im Plural mit der
Singularform und können so die Schreibung korrigieren, z.B. Schreibungen mit Veränderung des
Stammlautes: Bäume, Gräser.
Grammatisches Prinzip
Die Schülerinnen und Schüler nutzen Strategien zur Bestimmung von Nomen, z.B. indem sie im
Satzzusammenhang einen Artikel davor stellen, um die Großschreibung regelgerecht vorzunehmen,
z.B. Das Schönste sind die Pausen.