POSTSKRIPTUM
DEPESCHE AUS DER VILLA CONCORDIA
ZEICHEN! ZEICHNEN!
IMPRESSUM
© Copyright:
Bayerisches Staatsministerium für
Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Salvatorstraße 2 | 80333 München
ISSN
1432-6299
Redaktion:
Toni Schmid (verantw.)
Dr. Elisabeth Donoughue
Silvia Schwaldt (Adressenverwaltung)
redaktion.aviso@stmbw.bayern.deTelefon: 089 . 21 86 22 42
Fax: 089 . 21 86 28 13
aviso erscheint viermal jährlich.
Titelbild:
Tea Mäkipää und Halldór Úlfarsson,
Atlantis, 2007-2014, Purnu (Finnland),
2007 (Detail)
Foto: Purnu Art Center (Finnland),
wurde gezeigt in der Ausstellung
WE transFORM im Neuen Museum Nürnberg.
Gestaltung:
Gisela und Walter Hämmerle
Atelier für Gestaltung | 84424 Isen www.atelier-haemmerle.deGesamtherstellung:
Bonifatius GmbH | Druck-Buch-Verlag
Karl-Schurz-Str. 26 | 33100 Paderborn
www.bonifatius.de BAYERN www.bayern.de DIREKT Tel. 01801-201010|50|
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
noch bis zum 22. Juni kann man im Villa-Ga
ten in Bamberg Semiotik üben. Die Bildende
Künstlerin und ehemalige Stipendiatin Petrine
Vinje hat die Ausstellung Z.E.I.C.H. (N.) E.N.
außen und in unserer Sala Terrena installiert und
präsentiert damit ihre erste Einzelausstellung in
Deutschland. Die stark konzeptionell arbeitende
Künstlerin wagt hier neue Wege. Abstrakte For
men, auf denen man sitzen kann, laden ein, den
Ort in Be-sitz zu nehmen, an Erinnerungen der
Kindheit anzuknüpfen, während man das große
Treppenpodest oder das flache Bord am Bo
den ansteuert. Oder eben neue Erfahrungen zu
machen, die dann zu Erinnerungen verbunden
mit dem Ort werden. Die Materialien, die Vinje
verwendet, sind einfach. Man erhält sie im gut
sortierten Baumarkt. Schaumstoff, Pressspan
platten, Holz. Dann aber auch Wachs und Stein.
Und bei den einzelnen, kleineren Werken, die
in der Sala zu finden sind, wird der analytische
Geist der Künstlerin offenbar. So führt sie dem
Betrachter vor, dass ein Buch in der Mitte auf
geschlagen, formal betrachtet die Verbindung
zweier Keile ist. Diese Keile wiegen schwer, sie
enthalten die Weisheiten des Verfassers aufbe
reitet für den Leser. Für Petrine Vinje sind sie
aus verschiedenen Steinen. Die bereits gelese
ne Hälfte aus einem anderen als die noch vor
dem Leser liegende Gedankenstrecke. Runen
haben die Künstlerin aus Norwegen eine ganze
Weile fasziniert und beschäftigt und in ihrem Hei
matland, wie auch in Deutschland, umgetrieben.
Ein Fach, das durch die Nazis schwer gelitten
hat und ohne Stolz sagt, dass große Teile der
Forschung natürlich just zur Zeit des 2. Welt
aviso 3 | 2016
ANTHROPOZÄN - DAS ZEITALTER DER MENSCHEN
POSTSKRIPTUM
krieges besonders vorangetrieben wurden. Für
Vinje sind die Runen Zeichen, die sich in vielfälti
ger Weise auch in der Gegenwart abzeich-n-en.
So präsentiert die Künstlerin einen Film, der
Runen-Yoga-Übungen zeigt, wie sie etwa von
Künstlerinnen und Künstlern am Ende des
19. Jahrhunderts exploriert wurden: Die Konzen
tration auf eine Rune sollte deren Bedeutung auf
den Praktizierenden übertragen. Wir zeigen die
se Schau mit großer Freude, denn Petrine Vinje
schafft Übertragungen – Kraft auf Holz, Materia
lien zueinander – , die ästhetisch ansprechend,
wundersam und schlau sind. Ach, und sonst?
Nach Vinje zeigen wir bis 1.8. eine Schau von
Roland Schön: »dreizehn, einunddreißig«. Klingt
sonderbar? Wird klar, wenn man die hintergrün
digen Werke sieht und – Hinweis! – sich darin.
Am 4.7. stellt sich Jan Koneffke zusammen mit
seinem Bruder, der Pianist ist, im Rahmen eines
Lesungskonzerts vor und tags darauf liest Nadja
Küchenmeister Lyrik, die intensiv ist und begeis
tert. Fredrik Sjöberg, Literaturstar aus Schweden,
kommt wieder in die Villa und liest am 8.8. aus
»Wozu macht man das alles?«. Wolfgang Stehle
und Johannes Evers, derzeitige Stipendiaten der
Bildenden Kunst, zeigen Arbeiten in den Räumen
der Kunst- und Antiquitätenhändler in Bamberg
ab Ende Juli. Jakob Mattner installiert auf Einla
dung des Kunstvereins Bamberg eine große
Schau im Kesselhaus in Bamberg. Wir beglei
ten die Rückkehr des ehemaligen Stipendiaten
und freuen uns auf viel Staunen und Wunder à la
Mattner. Am 23.8. wird der venezianische Autor
Tiziano Scarpa lesen und am 6.9. probieren wir
etwas ganz Neues aus: Villa Wild! Ein Veran
staltungsformat der Villa, ausgeführt in der Alten
Seilerei in Bamberg mit verschiedenen Künstle
rinnen und Künstlern an einem Abend. Die Band
»Karl die Große« ist bereits angefragt, der Autor
Martin Beyer und ich zeichnen verantwortlich
für die Moderation und Gestaltung der Abende,
die in Zukunft viermal im Jahr stattfinden und vor
allem junges Publikum locken sollen. Mal sehen,
wie »wild« wir können...
In der Villa Concordia ist viel los. Schauen Sie
vorbei!
Ihre Nora-Eugenie Gomringer
oben
Petrine Vinje.
CORRIGENDUM
Leider ist in der letzten Ausgabe von
aviso
ein
Fehler unterlaufen: Im Artikel von Professor Dr.
Wolfgang Locher, »Ein kostbares Stück Münchner
Medizingeschichte – Die Porträtsammlung des
Ärztlichen Vereins München e. V.«, aviso 2|2016,
S. 8 f., zeigt die Abbildung rechts unten auf
S. 8 nicht den Chirurgen Ottmar von Angerer,
sondern den Internisten und Hochschullehrer
Hugo von Ziemssen. Hier das richtige Porträt
Ottmar von Angerers.
© Jürgen Schabel