Text:
Annette Faber
WER SICH VON
dem befremdlichen Namen »Haßberge«
nicht abschrecken lässt, findet im Norden Bayerns einen
Naturparkmit pastoraler Landschaft, vomMassentourismus
noch unentdeckt. Sucht man dort – rund um Kirchlauter –
nach den »Heiligen Ländern«, findet sich alsbald ein Para-
dies – zumindest kulinarisch.
Im winzigen Weiler Pettstadt betreibt Familie Andres in der
13. Generation (genauer: seit 1690) einen Gasthof wie aus
demBilderbuch, Bier wurde hier seit 1839 gebraut und sicher
schon damals Brotzeiten dazu gereicht. Am idyllischen Wei-
her steht das liebevoll restaurierteWirtshaus, um 1750 erbaut.
Hier stimmt jedes Detail bis hin zu den charmanten Punk-
ten, die das Fachwerk der Fassade fröhlich begleiten und in
den Gaststuben die inneren Werte der Möblierung aus den
1920er Jahren auf- und weiterleben lassen. Auch der moderne,
gläserne Pavillon-Anbau von 2002 fügt sich harmonisch in
den Gutshof ein.
GENAUSO AUSGEWOGEN UND
stimmig ist die Karte, die
Bernd Andres in den letzten Jahren immer weiter ausgefeilt
hat. Seit 2000 Mitglied bei Slowfood kocht man in Pettstadt
nicht nur frisch, sondern regional und saisonal. So weit mög-
lich, wird hier alles selbst gemacht: vom Sauerteigbrot, über
die sämigen Saucen, zu diversen Würsten und Sülzen. Alles
was man aus Äpfeln und anderemObst der eigenen Streuobst-
wiesen machen kann, verarbeitet Seniorchef Georg Andres
zu Saft, Wein, Most, edlen Bränden und Likören – in über
50 Sorten! Den Rest verarbeitet Mutter Elfriede zu köstlichen
Hefekuchen, letzterer gern lauwarm serviert und verführerisch
duftend, erstere auch zum Mitnehmen in schönen Flaschen
und fast alle preisgekrönt.
SELBSTVERSTÄNDLICH KOMMT DAS
Fleisch von den um-
liegendenHöfen und den heimischenWäldern; die 400Karp-
fen aus demWeiher hintermHaus haben den kürzestenWeg,
quasi nur einen Karpfensprung bis in den Kochtopf und sind
in den Monaten mit »r« immer frisch. Bei den Beilagen über-
rascht Bernd Andres mit traditionellem Gemüse, das vieler-
orts leider von den Speisekarten verschwunden ist: Pastinaken,
Mangold und Schwarzwurzel sind hier keine Unbekannten
mit Fragezeichen, sondern regionale Köstlichkeiten imneuen
Gewand und kulinarische Erkundungen der besonderen Art.
Im kleinen schattigen Biergarten oder am Kachelofen sollte
man es sich so richtig gut gehen lassen: Gleich obman nur auf
eine zünftige Brotzeit vorbei kommt oder abendfüllend einem
der liebevoll komponiertenMenüs die Ehre gibt – es schmeckt
immer beeindruckend lecker. Die frischen Zutaten und das
gute Händchen des jungen Kochs haben auch in jahrelangen
selbstlosen Selbstversuchen der Autorin noch nie die leiseste
Kritik aufkommen lassen. Legendär sind die – natürlich frän-
aviso 1 | 2017
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GUTSGASTHOF ANDRES IN PETTSTADT