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aviso 3 | 2017
AFRIKA IN BAYERN
COLLOQUIUM
Text:
Alfred Grimm
Identität und Schicksal der von Herzog Maximilian in Bayern
freigekauften afrikanischen Sklaven
»Ich träume oft von meiner
Heimath…«
»Seht, ich bin weiter nichts als ein Mensch (…).«
Aimé Césaire,
Zurück ins Land der Geburt
Im Verlauf seiner Orientreise des Jahres 1838 hat Herzog
Maximilian in Bayern (1808-1888) während seines Ägyp-
tenaufenthaltes in Kairo auch den dortigen Sklavenmarkt
besucht und vier Sudanesen freigekauft; in seinem Reiseta-
gebuch
Wanderung nach dem Orient im Jahre 1838
(1839)
notiert er dazu: »Großes Interesse gewährte der große Scla-
venmarkt. Er befindet sich ohnweit des einen großen Bazars.
Es ist ein mit halbverfallenem Gemäuer umgebener Hof, in
welchem mehrere Hundert von Schwarzen aller Art auf der
Erde umher kauern. (…) Es ist empörend, Menschen gleich
dem Vieh verkauft zu sehen. Sie müßen beim Verkaufe ihre
Zunge weisen; man untersucht die Zähne, läßt sie nackt aus-
ziehen und befühlt sie, gleichwie es die Fleischer auf unsern
Viehmärkten zu thun pflegen. (…) Ich kaufte mehrere dieser
Schwarzen, um sie mit nach Europa zu nehmen. Mehemed-Ali
soll gesonnen sein, diesem schmählichenHandel ein Ende zu
machen, doch sei es zu diesem Schritte noch nicht an der Zeit,
wie er sich ausdrückte.« Am 13. März berichtet er dann aus
der in Oberägypten gelegenen Stadt Qena: »Den 13. kamen
wir nach der Stadt Cheneh, berühmt durch ihren bedeuten-
den Karavanen-Handel nach dem rothen Meere und durch
ihre vielen Töpferarbeiten. (…) Der Bazar ist ziemlich lang.
Man trifft auch Sklaven. Ich kaufte mir von einem arabi-
schen Kaufmann einen wunderschönen kleinen Neger von
neun Jahren, so hübsch, wie ich in ganz Kairo keinen gesehen,
Namens Morgan. Er kostete nach unserm Gelde die geringe
Summe von 72 Gulden.«
iese fünf vonHerzogMax mit nachMünchen gebrach-
ten Afrikaner sind am 30. März 1839, einem Kar-
samstag, in der Frauenkirche getauft worden.
Das
Taufbuch der Dompfarrei Unserer Lieben Frau für 1839
ent-
hält dazu folgenden Eintrag: »Ad 30
ten
Martii 1839 Taufe von
fünf Mohren / S
e
Hoheit der Herzog Max in Bayern kaufte
auf seiner Reise durch Ägypten zu
Kairo
fünf heidnische
Mohren als Sklaven oder quasi-Sklaven. – Sie führten da-
mals Namen, die von denen verschieden waren, welche sie in
ihrer Heimath früher geführt hatten, nämlich: / 1.
Osman
.
Er wurde nach eigener Aussage vorhin bey seinen Ältern ge-
nannt
Badià Akafètè Dallè
; als Geburtsort nennt er
Hambùkh
,
wahrscheinlich in Abessynien. Gegenwärtig mag er ungefähr
15 bis 16 Jahre alt seyn. Überhaupt läßt sich bei ihm, wie bey
den Übrigen, – Alter, Geburtsort u[nd] Abkunft nicht genau
ermitteln, da fast alle in früher Jugend den Eltern geraubt,
links und oben
Originalmanuskript
Ueber die Galla, mit Rücksicht auf
Tumale Darfur und Dar Denkar
von Karl Tutschek.
© Bayerische Staatsbibliothek