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aviso 3 | 2017
AFRIKA IN BAYERN
COLLOQUIUM
von Senaar und von Darfur. Die Karavanen führen tausende
herbei, die sie aus ihremLande, von ihren theuersten Verhält-
nissen unbarmherzig wegreißen, und ihr Geschrei, ihre Thrä-
nen, ihre Bitten nur mit Gewalthätigkeit und Zwang beant-
worten. Man macht sich keine Vorstellung davon, was diese
Unglücklichen zu leiden haben, wenn sie in so großer Anzahl
durch dieWüste geschleppt werden. Mütter, junge Mädchen
gehen der Müdigkeit erliegend, auf demWege zu Grunde. Sie
bleiben ihren Henker verfluchend da zurück, und ihre blei-
chen Gebeine werden bald von andern Barbaren, die wieder
andere Schlachtopfer nach Cairo führen, mit Füßen getreten.«
rst nach seiner Rückkehr aus dem Orient hatte Her-
zog Max in Alexandria einen weiteren Sudanesen frei-
gekauft und in die Obhut des Grafen Hugo Philipp
Waldbott von Bassenheim (1820-1895) gegeben. Dieser Karl
Abdallah genannte Sudanese hat die unverhoffte Begegnung
mit seinen Landsleuten im Jahr 1843 eindrücklich geschil-
dert: »Ich wurde in das Haus des Herrn Grafen v[on] Wald-
bott Bassenheim geführt (…). Kein Mensch konnte mit mir
reden; da kamen zwei Landsleute von mir, Billal u[nd]Mor-
gan welche vor 5 Jahren mit demH[errn] Herzog Max nach
München gekommen waren und diese machten die Dolmet-
scher. (…) Von den 4Mohren bei demHerzog kann ich Ihnen
manche Neuigkeit erzählen. Einer von Ihnen der junge Galla,
Osman, ist schon im Jahre 1841 gestorben; die anderen leben
noch, es sind aber nur noch zwei bei demHerzog, der Salim
und der Morgan; Billal ist im vorigen Jahre unter das Mili-
tär gegangen, er ist Chevauxleger-Kadet in dem Regimente
des Herzogs in Dillingen. Er will später einmal ägyptischer
Soldat werden und so vielleicht nach Hause kommen. Ich
habe jetzt noch keine Freude zum Militär, der liebe Gott
nur weiß es, wie es später sein wird. Der Herr Graf hat mir
versprochen mich wieder nach Aegypten zurückzuschicken,
wenn ich erwachsen und gebildet bin und dann noch Lust
habe. Ich träume oft von meiner Heimath, wer weiß ob ich
sie nicht einmal wiedersehe.«
Über das spätere Schicksal des im Volksmund Billat oder
Pilan gerufenen Ghiàlo Djondan Arréh, der zunächst als
Freiwilliger in die Bayerische Armee eingetreten war, dann
als Wachtmeister eines Chevauxlegers-Regiments in Dillin-
gen diente, schließlich desertierte und sich nach Frankreich
absetzte, erfahren wir wiederum durch Hyacinth Holland,
denn als »im Kriege 1870 drei bairische Soldaten in franzö-
sische Gefangenschaft geriethen und nach Algier verbracht
werden sollten, staunten sie nicht wenig, eines Tages von
einem schwarzen Spahi in echter Münchener Mundart