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aviso 3 | 2017
AFRIKA IN BAYERN
COLLOQUIUM
angeredet zu werden: der stolze Fez- und Burnusträger ver-
kündete ihnen die Freiheit und Heimkehr, mit dem beson-
deren Auftrage, stehenden Fußes nach ihrer Rückkehr sich
in das Palais in der Ludwigstraße zu begeben und S[eine]r
k[öni]gl[ichen] Hoheit seine tiefe ergebenste Dankbarkeit
zu vermelden.« Dagegen fehlen von SalimKamis Motekudù
und Morgàn jegliche Nachrichten über deren weiteres Le-
ben. Letzteren hat Graf Franz von Pocci (1807-1876) in einer
Karikatur dargestellt, die Herzog Max als »tabakfreudigen,
trinkfesten Schnell-Compositeur« zeigt, dem von seinem
sudanesischen Lieblingsdiener eine Maß Bier gebracht wird.
inen schweren Verlust für Karl Tutschek bedeutete der
unerwartet frühe Tod von Badià Akafètè Dallè, seines
wohl begabtesten Schülers, der am 17. Mai 1841 nach
kurzer Krankheit verstarb und am 19. Mai 1841 auf dem
geschichtsträchtigen Alten Münchner Südlichen Friedhof
beerdigt worden ist; die Grabstätte wurde am 31. März 1855
aufgelöst und anderweitig vergeben. Da es inMünchen bisher
leider keinen Gedenkort für Ghiàlo Djondan Arréh, Badià
Akafètè Dallè, Morgàn und SalimKamis Motekudù gibt, so
sei ihnen an dieser Stelle ein erinnerungskulturelles Denkmal
gesetzt, mit Verweis auf Karl Tutscheks umfangreichen, in
der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrten Nachlass, der,
neben vielfältigem Sprachmaterial, von seinen hochbegabten
afrikanischen Schülern in bestemDeutsch verfasste Biogra-
phien sowie zahlreiche von ihnen angefertigte Zeichnungen
von Szenen des täglichen Lebens, schematische Skizzen zur
Topographie ihrer Heimat und Familiengenealogien, ja selbst
von den ehemaligen Sklaven gesammelte und getrocknete
Pflanzen enthält:
per aspera ad astra
!
Dr. Alfred Grimm
war von 1990 bis 2014 Hauptkonservator
und stellvertretender Direktor des Staatlichen Museums Ägyp-
tischer Kunst in München. Seit Mai 2014 leitet er als Beauf-
tragter für Provenienzforschung das gleichnamige Referat am
Bayerischen Nationalmuseum. Seit 2015 ist er Vorsitzender
des Forschungsverbundes Provenienzforschung Bayern.
Zum Weiterlesen
Isabel Grimm-Stadelmann/Alfred Grimm,
Eine Zitherpartie
auf dem Nil. Die Orientreise von Herzog Maximilian in Bayern
und seine Orientalische Sammlung
, München 2009, 46-58.
linke Seite
Taufbuch der Dompfarrei Unserer Lieben Frau für 1839
.
oben
Genealogie von Ghiàlo Djondan Arréh.
darunter
Thinneh auf Carl Theodor von Busecks Gemälde
Schloß
Burgellern mit Weiher, Spaziergänger und einem angelnden Mohren
.
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