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Bunte Koalitionsrepublik Deutschland

Einsichten und Perspektiven 2 | 17

Letztlich besiegelte ein SPD-Bun-

desparteitagsbeschluss diese Phase,

der den Landesverbänden grund-

sätzlich die Entscheidungen über-

ließ, ob sie mit der Linken regieren

wollen oder nicht. Das Verhältnis

von SPD und Linkspartei auf Län-

derebene normalisierte sich in der

Folge, in der Bundespolitik finden

sich aber weiterhin nur schwer über-

brückbare Differenzen (vor allem in

der Sozial- und Außenpolitik). Das

Verhältnis von Grünen und Links-

partei war von Anfang an weniger

belastet, gerade der linke Parteiflü-

gel der Grünen zeigte früh Sym-

pathie für eine Zusammenarbeit.

In Thüringen brachte das Bodo

Ramelow (Linkspartei) in das Amt

des Ministerpräsidenten, in Berlin

wird seit der Wahl 2016 ein rot-rot-

grünes Dreierbündnis von Michael

Müller von der SPD geführt. Die

Regierungsarbeit wirkte sich mäßi-

gend auf die entsprechenden Lan-

desverbände der Linkspartei aus.

Im hoch verschuldeten Berlin trug

die Partei beispielsweise den Kurs

der strikten Haushaltskonsolidierung

mit. Auch die Regierung in Thürin-

gen positionierte sich bislang wenig

radikal und zeigte sich etwa im Bun-

desrat zu Kompromissen bereit (z.B.

bei der PKW-Maut). Ein Blockade-

Kurs ist bislang nicht erkennbar.

Anders als auf Bundesebene ist Deutschland aktuell in

den Ländern eine bunte Koalitionsrepublik. Berücksich-

tigt man die Reihung der Partner, existieren im Juli 2017

elf verschiedene Koalitionsformate.

Die neuen Koalitionskonstellationen und -formate

in den Ländern bleiben nicht ohne Auswirkung auf die

jeweiligen Parteien als Ganzes, beziehungsweise auf das

Verhältnis zwischen den Parteien in der Bundespolitik.

Über die Kooperationen in den Ländern bauen die betei-

ligten Akteure zueinander Vertrauen auf (zumindest bei

Koalitionen ohne ständige Konflikte). Wechseln Perso-

nen zwischen den föderalen Ebenen, so nehmen sie diese

Erfahrungen mit. Zugleich analysieren die Spitzen der

Bundesparteien aber auch die Situation in den Ländern,

um über die Bedingungen der Zusammenarbeit zu lernen

oder zugrundeliegende Leitbilder zu erkennen.

16

Die Zusammensetzungen der Landesregierungen wir-

ken sich allerdings noch direkter auf die Politik im Bund

aus, sind doch die Länder über den Bundesrat an der

Gesetzgebung beteiligt. Um ein Gesetzesvorhaben durch-

zubekommen, benötigen Bundesregierung und Parla-

mentsmehrheit bei Zustimmungsgesetzen eine Mehrheit

im Bundesrat als Länderkammer.

17

16 Vgl. für das Beispiel der Grünen: Switek (wie Anm. 3).

17 Vgl. Karl-Rudolf Korte: Das politische System der Bundesrepublik Deutsch-

land, in: Hans-Joachim Lauth/Christian Wagner (Hg.): Politikwissenschaft:

Eine Einführung, Stuttgart 2016, S. 63–98.

Koalitionslandkarte der deutschen Länder

Anmerkung: Die Farbe der Fläche steht für die größte Partei in der Landesregierung, die auch den Minister-

präsidenten stellt. Die diagonalen Linien verweisen auf den oder die Juniorpartner in der Koalition. Union:

schwarz. SPD: rot. Grüne: grün. Linkspartei: violett. FDP: gelb.

Quelle: Eigene Darstellung