![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0061.png)
61
Bunte Koalitionsrepublik Deutschland
Einsichten und Perspektiven 2 | 17
Positionen der deutschen Parteien zur Bundestagswahl 2013 nach dem Manifesto-Project
Das Manifesto-Project kodiert Wahlprogramme nach
einem einheitlichen Kodierschema. Inhaltlichen Aussagen
in den Programmen werden dabei Kodierungen aus ver-
schiedenen Dimensionen zugewiesen. Auf dieser abstrakten
Ebene werden Wahlprogramme unterschiedlicher Par-
teien (auch über Ländergrenzen hinweg) vergleichbar. Für
die Berechnung von Parteipositionen existieren unter-
schiedliche Methoden. Die oben gewählte Darstellung
stützt sich dabei auf das vom Manifesto-Project selbst vor-
geschlagene Verfahren zur Positionsbestimmung auf einer
ökonomischen und einer gesellschaftspolitischen Achse.
Im ökonomischen Konflikt stehen dabei beispielsweise
Forderungen nach einer freien Marktwirtschaft und dem
Setzen von angebotsorientierten Anreizen auf der einen,
Forderungen nach stärker Marktregulierung, langfristiger
staatlicher Wirtschaftsplanung und Protektionismus auf
der anderen Seite entgegen. In der gesellschaftspolitischen
Dimension markiert der konservative Pol unter anderem
Themen wie Nationalismus und Patriotismus oder die
Betonung traditioneller und religiöser Werte. Den gegen-
überliegenden Pol markieren Forderungen nach Trennung
von Kirche und Staat oder die positive Hervorhebung
moderner Familienkonstellationen sowie kultureller Viel-
falt und Pluralität.
Verschiebungen im Parteiensystem
Nach einer anfänglichen Phase hoher Fragmentierung
konzentrierte sich das neue Parteiensystem der jungen
Bundesrepublik Deutschland auf die beiden Unionspar-
teien CDU und CSU, die SPD sowie die FDP. Dabei
waren es vor allem die Freien Demokraten, die als „Königs-
macher“ mit ihrem Votum über die Möglichkeiten von
schwarz-gelben oder rot-gelben Koalitionen entschieden.
Erst das Aufkommen der Grünen Ende der 1970er und
Anfang der 1980er Jahre beendete die Phase eines stabi-
len Drei- (oder Zweieinhalb-) Parteiensystems. Es bildeten
sich nun zwei miteinander konkurrierende Lager heraus.
Neben den damals noch gängigen absoluten Mehrheiten
kamen meist Bündnisse aus CDU und FDP oder SPD
und Grünen zustande – Abweichungen wie die sozialli-
berale Koalition in Rheinland-Pfalz (SPD und FDP) oder
die Experimente mit sog. „Ampel“-Koalitionen (SPD,
FDP, Grüne) in Bremen und Brandenburg blieben die
Ausnahme. Die eingespielten Routinen wurden wiederum
Quelle: Eigene Darstellung mit Daten von Andrea Volkens, Pola Lehmann, Theres Matthieß, Nicolas Merz, Sven Regel: The Manifesto Data Collection. Manifesto
Project (MRG/CMP/MARPOR). Version 2016b. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Staat
Markt
SPD
Union
PIRATEN
FDP
AFD
LINKE B90/GRÜNE
libertär/progressiv
autoritär/konservativ
Sozio-kulturelle Konfliktlinie
Sozio-ökonomische Konfliktlinie