![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0037.jpg)
37
Einsichten und Perspektiven 3 | 16
von Afroamerikanern und
Hispanics
reduzieren soll. Die
Waffengesetze will sie verschärfen, das Recht auf Abtrei-
bung bewahren und die Diskriminierung aufgrund sexu-
eller Orientierung per Bundesgesetz verbieten. Als neuen
Impuls will sie unter anderem die Einführung von bezahl-
ter Elternzeit durchsetzen. Ein erheblicher Teil von Oba-
mas liberaler Reformagenda bleibt durch die Kongress-
mehrheiten der Republikaner unvollendet, Clinton stellt
sich den Wählern als Obamas logische Nachfolgerin dar.
In der Außenpolitik gibt es allerdings Differenzen. So
hat Clinton sich mittlerweile gegen Obamas pazifisches
Freihandelsabkommen TPP gestellt. Das ist aber wohl ein
Zugeständnis an den linken Parteiflügel und die Anhänger
von Sanders, eigentlich befürwortet Clinton Freihandel. Der
große Unterschied zu Obama liegt in der Sicherheits- und
Militärpolitik. Als Außenministerin war Clinton eine konse-
quente Stimme für Militäreinsätze: Sie stand für die Libyen-
Intervention und die zwischenzeitliche Aufstockung der
Truppen in Afghanistan. Wäre es nach Clinton gegangen,
hätten die USA in Syrien bereits frühzeitig die Freie Syrische
Armee mit Waffen unterstützt. Weiterhin ist Clinton eine
Transatlantikerin, sie priorisiert die Beziehungen zu Europa
und demNahen Osten – Obama verkörpert eher dieWende
nach Asien. Nun hat Clinton im Wahlkampf eine direkte
amerikanische Militärintervention durch Bodentruppen
in Syrien ausgeschlossen, zu unpopulär und wahrschein-
lich kontraproduktiv wäre ein solcher Einsatz. Dennoch ist
davon auszugehen, dass eine Präsidentin Clinton grundsätz-
lich mehr zu Militäreinsätzen bereit wäre als Obama.
Wer macht das Rennen? Chancen und Risiken
Der konventionellen politischen Weisheit zufolge sollte
die moderate Politikerin Clinton die Oberhand gegen
den extremen und umstrittenen Populisten Trump haben,
doch das Wahljahr 2016 hat schon viele Gewissheiten
über den Haufen geworfen.
„Turn out the vote“: Clintons und Trumps Stammwähler
In der amerikanischen Politik gilt es als wichtiger, die eige-
nen Unterstützer zu mobilisieren, als die Anhänger der
anderen Seite zu überzeugen. Hier hat Clinton eindeutig
die Nase vorn. Mit ihren viel größeren Wahlkampfmitteln
(bis Anfang September hat sie circa 435 Millionen Dollar
an Spenden eingeworben, Trump nur 137 Millionen) hat
sie Koordinatoren in allen wichtigen Staaten, die Freiwil-
lige organisieren, potentiellen Wählern beim Registrieren
helfen und sie daran erinnern, was auf dem Spiel steht.
Trump hingegen arbeitet mit einer rudimentären Wahl-
kampforganisation und verlässt sich auf Medien und Mas-
senansprachen wie im Vorwahlkampf – doch jetzt muss
er viel mehr Wähler erreichen und ob das funktionieren
kann, ist fraglich.
Für Republikaner sind die wichtigsten Wählergrup-
pen
22
weiße Wähler (vor allem Männer), religiös Konser-
vative sowie die Bewohner von Vororten und ländlichen
Regionen. Bei weißen Männern ohne Collegeabschluss
steht Trump auch außerordentlich gut da, doch bei wei-
ßen Wählern (und Wählerinnen!) mit Hochschulbildung
schwächelt er deutlich. Die religiös Konservativen schei-
nen, trotz Einbrüchen bei den Mormonen, dem repub-
likanischen Kandidaten die Treue zu halten. Besonders
fraglich ist, wie viele Wähler lieber den Kandidaten der
Libertarian Party
Gary Johnson wählen, der konsequenter
als Trump für weniger Staatsmacht und -ausgaben steht.
Bei den Demokraten gelten Minderheiten, jüngere
Frauen, Stadtbewohner und säkulare Wähler als zentral. Bei
Afroamerikanern,
Hispanics
und Amerikanern mit asiati-
scher Herkunft ist Clinton stark, obwohl sie die Chance ver-
passte, sich einen Vizepräsidentschaftskandidaten aus einer
Minderheit an die Seite zu holen. Trumps Schwäche bei
Wählerinnen dürfte sowohl seinen frauenfeindlichen Äuße-
rungen geschuldet sein als auch Clintons historischer Kandi-
datur als erste Frau mit realen Chancen auf das Weiße Haus.
Knifflig wird es bei Clinton unter jungenWählern, die lieber
Sanders als Kandidat gesehen hätten und möglicherweise zu
Jill Stein von der
Green Party
überlaufen könnten.
22 Detaillierte Ergebnisse der Wählerbefragung von 2012 nach Geschlecht,
Ethnizität, Alter, Geschlecht und vielen anderen Merkmalen: http://edi-
tion.cnn.com/election/2012/results/race/president/[Stand 08.09.2016].
Eine Übersicht über die Tendenzen in aktuellen Meinungsumfragen bie-
tet das Pew Research Center:
http://www.people-press.org/2016/08/18/clinton-trump-supporters-have-starkly-different-views-of-a-changing-
nation/ [Stand 08.09.2016].
Super Tuesday: Clinton und Trump gewinnen sieben Staaten.
Foto: picture alliance –
dieKLEINERT.de/Fotograf:Schwarwel