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Einsichten und Perspektiven 3 | 16

von Afroamerikanern und

Hispanics

reduzieren soll. Die

Waffengesetze will sie verschärfen, das Recht auf Abtrei-

bung bewahren und die Diskriminierung aufgrund sexu-

eller Orientierung per Bundesgesetz verbieten. Als neuen

Impuls will sie unter anderem die Einführung von bezahl-

ter Elternzeit durchsetzen. Ein erheblicher Teil von Oba-

mas liberaler Reformagenda bleibt durch die Kongress-

mehrheiten der Republikaner unvollendet, Clinton stellt

sich den Wählern als Obamas logische Nachfolgerin dar.

In der Außenpolitik gibt es allerdings Differenzen. So

hat Clinton sich mittlerweile gegen Obamas pazifisches

Freihandelsabkommen TPP gestellt. Das ist aber wohl ein

Zugeständnis an den linken Parteiflügel und die Anhänger

von Sanders, eigentlich befürwortet Clinton Freihandel. Der

große Unterschied zu Obama liegt in der Sicherheits- und

Militärpolitik. Als Außenministerin war Clinton eine konse-

quente Stimme für Militäreinsätze: Sie stand für die Libyen-

Intervention und die zwischenzeitliche Aufstockung der

Truppen in Afghanistan. Wäre es nach Clinton gegangen,

hätten die USA in Syrien bereits frühzeitig die Freie Syrische

Armee mit Waffen unterstützt. Weiterhin ist Clinton eine

Transatlantikerin, sie priorisiert die Beziehungen zu Europa

und demNahen Osten – Obama verkörpert eher dieWende

nach Asien. Nun hat Clinton im Wahlkampf eine direkte

amerikanische Militärintervention durch Bodentruppen

in Syrien ausgeschlossen, zu unpopulär und wahrschein-

lich kontraproduktiv wäre ein solcher Einsatz. Dennoch ist

davon auszugehen, dass eine Präsidentin Clinton grundsätz-

lich mehr zu Militäreinsätzen bereit wäre als Obama.

Wer macht das Rennen? Chancen und Risiken

Der konventionellen politischen Weisheit zufolge sollte

die moderate Politikerin Clinton die Oberhand gegen

den extremen und umstrittenen Populisten Trump haben,

doch das Wahljahr 2016 hat schon viele Gewissheiten

über den Haufen geworfen.

„Turn out the vote“: Clintons und Trumps Stammwähler

In der amerikanischen Politik gilt es als wichtiger, die eige-

nen Unterstützer zu mobilisieren, als die Anhänger der

anderen Seite zu überzeugen. Hier hat Clinton eindeutig

die Nase vorn. Mit ihren viel größeren Wahlkampfmitteln

(bis Anfang September hat sie circa 435 Millionen Dollar

an Spenden eingeworben, Trump nur 137 Millionen) hat

sie Koordinatoren in allen wichtigen Staaten, die Freiwil-

lige organisieren, potentiellen Wählern beim Registrieren

helfen und sie daran erinnern, was auf dem Spiel steht.

Trump hingegen arbeitet mit einer rudimentären Wahl-

kampforganisation und verlässt sich auf Medien und Mas-

senansprachen wie im Vorwahlkampf – doch jetzt muss

er viel mehr Wähler erreichen und ob das funktionieren

kann, ist fraglich.

Für Republikaner sind die wichtigsten Wählergrup-

pen

22

weiße Wähler (vor allem Männer), religiös Konser-

vative sowie die Bewohner von Vororten und ländlichen

Regionen. Bei weißen Männern ohne Collegeabschluss

steht Trump auch außerordentlich gut da, doch bei wei-

ßen Wählern (und Wählerinnen!) mit Hochschulbildung

schwächelt er deutlich. Die religiös Konservativen schei-

nen, trotz Einbrüchen bei den Mormonen, dem repub-

likanischen Kandidaten die Treue zu halten. Besonders

fraglich ist, wie viele Wähler lieber den Kandidaten der

Libertarian Party

Gary Johnson wählen, der konsequenter

als Trump für weniger Staatsmacht und -ausgaben steht.

Bei den Demokraten gelten Minderheiten, jüngere

Frauen, Stadtbewohner und säkulare Wähler als zentral. Bei

Afroamerikanern,

Hispanics

und Amerikanern mit asiati-

scher Herkunft ist Clinton stark, obwohl sie die Chance ver-

passte, sich einen Vizepräsidentschaftskandidaten aus einer

Minderheit an die Seite zu holen. Trumps Schwäche bei

Wählerinnen dürfte sowohl seinen frauenfeindlichen Äuße-

rungen geschuldet sein als auch Clintons historischer Kandi-

datur als erste Frau mit realen Chancen auf das Weiße Haus.

Knifflig wird es bei Clinton unter jungenWählern, die lieber

Sanders als Kandidat gesehen hätten und möglicherweise zu

Jill Stein von der

Green Party

überlaufen könnten.

22 Detaillierte Ergebnisse der Wählerbefragung von 2012 nach Geschlecht,

Ethnizität, Alter, Geschlecht und vielen anderen Merkmalen: http://edi-

tion.cnn.com/election/2012/results/race/president/

[Stand 08.09.2016].

Eine Übersicht über die Tendenzen in aktuellen Meinungsumfragen bie-

tet das Pew Research Center:

http://www.people-press.org/2016/08/18/

clinton-trump-supporters-have-starkly-different-views-of-a-changing-

nation/ [Stand 08.09.2016].

Super Tuesday: Clinton und Trump gewinnen sieben Staaten.

Foto: picture alliance –

dieKLEINERT.de/Fotograf:

Schwarwel