„KRISEN GEHÖREN ZUM
MENSCHSEIN DAZU“
Die insgesamt ca. 1.800 Bera-
tungslehrkräfte und ca. 900 Schul-
psychologinnen und Schulpsycho-
logen an den bayerischen Schulen
sowie den Staatlichen Schulbera-
tungsstellen waren auch in Zeiten
der Corona-Pandemie bedeutsame
Ansprechpartner bei schulischen
Fragen und persönlichen Sorgen. In
Schule & wir
blickt Petra Meißner,
Schulpsychologin und Leiterin der
Staatlichen Schulberatungsstelle
für Unterfranken, auf die Zeit der
Schulschließungen zurück.
Wie haben Sie persönlich die Krise aus
Beratersicht erlebt?
Die neuen Lebensumstände waren
für uns alle verunsichernd. „Lernen
zuhause“, Kontakt nur noch telefo-
nisch oder über digitale Medien – das
war nicht nur angesichts teilweise
fehlender technischer Ausstattung,
Medienkompetenz und Datensicher-
heit für alle Beteiligten eine Heraus-
forderung. Dennoch wurde die ange-
ordnete Umstellung gut akzeptiert
und umgesetzt, vielerorts sogar als
anregend und motivierend erlebt. Mit
der Zeit nahmen aber Belastungen
und Sorgen um Kinder und Jugendli-
che zu, die von ihren Eltern nicht ent-
sprechend unterstützt oder von Lehr-
kräften nicht erreicht werden
konnten.
Welche Anfragen wurden besonders
häufig an die Staatliche Schulberatung
gerichtet?
Überwiegend Eltern stellten Fragen
zum Lernverhalten zuhause, z. B. zu
Lernumfang und -organisation, Moti-
vation und Konzentration. Erhöhter
Medienkonsum, Langeweile und sozi-
ale Isolation wurden angesprochen,
ebenso wie Fragen zu (Abschluss-)
Prüfungen und der weiteren Schul
laufbahn. Vermehrt ging es auch um
Krisen, die einerseits von existentiel-
len Zukunftssorgen, andererseits
durch die neue Situation zu Hause
ausgelöst oder verstärkt wurden – das
gilt insbesondere für psychische
Vorerkrankungen wie z. B. Depression,
Ängste, Aggressivität.
Und was wurde den Eltern geraten?
Aufmerksames Zuhören und geduldi-
ges Verstehen der Umstände des jewei-
ligen Problems brachten oft eine erste
Entlastung. Ausgehend von bisherigen
Lösungsversuchen wurde dann über-
prüft, was selbst noch getan oder wer
um Unterstützung gebeten werden
kann. Es ging zumeist darum, Tagesab-
läufe zu strukturieren, Routinen einzu-
richten, aber auch zu Neuem zu ermuti-
gen und widerzuspiegeln, dass alle
mehr oder minder stark von der Krise
betroffen sind, sodass Lernen und Ar-
beiten an Grenzen stößt.
Petra Meißner leitet die Staatliche Schulberatungs-
stelle für Unterfranken
18 | Schule & wir |
Interview mit Schulpsychologin Petra Meißner
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