Kulturstaat Bayern - Förderung von Kunst und Kultur - page 80-81

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Tradition und Heimat
Tradition und Heimat
ganzen Globus informieren können. Im
Zuge der politischen Einigung Europas
werden die Grenzen der Staaten immer
durchlässiger und letztlich wohl ganz
bedeutungslos. Diese Entwicklungen
bieten dem Einzelnen zweifellos viele
neue Möglichkeiten und Chancen, sie
bergen aber auch die Gefahr einer äuße­
ren und inneren Entwurzelung.
Es ist deshalb notwendig, zu einem aus­
gewogenen Verhältnis von Tradition und
Fortschritt zu kommen. Um die Heraus­
forderungen der Zukunft zu bestehen,
bedarf es sowohl der Aufgeschlossen­
heit für neue Entwicklungen und die
Notwendigkeiten der heutigen Zeit als
auch der Verwurzelung des Menschen
in Geschichte und Brauchtum unserer
bayerischen Heimat. Kultur als Kernele­
ment einer offenen Bürgergesellschaft
lebt vom Spannungsverhältnis zwischen
Vertrautem und Neuem, Eigenem und
Fremdem, Tradition und Moderne. Hei­
matverbunden und weltoffen – in dieser
Kombination liegt die Zukunft für unser
Land.
Unter dieser Prämisse stehen auch die
Bemühungen von staatlicher Seite um
eine zeitgemäße Heimatpflege. Freilich
gilt hier in besonderemMaße, was ganz
allgemein für Kunst und Kultur gilt: Sie
kann nicht von oben oktroyiert werden,
Heimatpflege muss von unten wachsen.
Ihr Ausgangspunkt ist das Engagement
des Einzelnen sowie privater Vereine
und Verbände. Erst dann ist die öffent­
liche Hand gefordert, und zwar dem
Subsidiaritätsprinzip entsprechend
zunächst auf kommunaler Ebene, also
Gemeinden, Landkreise und Bezirke. So
will es auch die Bayerische Verfassung,
die die örtliche und regionale Kultur­
pflege in erster Linie den Kommunen
als Aufgabe zuweist.
Von staatlicher Seite dienen häufig
ideelle Maßnahmen den Zwecken der
Heimatpflege besser als der Einsatz
von finanziellen Mitteln. Deshalb ist es
wichtig, die Kinder bereits in Kinder­
garten und Schule an den Heimatge­
danken heranzuführen und ihnen ein
Bewusstsein dafür zu vermitteln. Auch
die motivierende Wirkung staatlicher
Auszeichnungen, mit denen Aktivitäten
in diesem Bereich in vielfältiger Weise
anerkannt und gewürdigt werden, ist
nicht zu unterschätzen. Daneben för­
dert der Staat aber auch finanziell, etwa
die Vereine, die im Bereich Heimat­
pflege von überregionaler Bedeutung
sind. Neben dem Frankenbund und
dem Oberpfälzer Kulturbund ist dies
vor allem der Bayerische Landesverein
für Heimatpflege, der bayernweit die
fachlichen Belange der Heimatpflege
vertritt und unter anderem ein Netz von
Volksmusikberatungsstellen unterhält.
Er betreut auch die Heimatpfleger, die –
zumeist ehrenamtlich – in allen Land­
kreisen, kreisfreien Städten und Großen
Kreisstädten tätig sind.
»Schwäbische Weiberjacken«:
traditionelle Schnitte und Stoffe werden
neu interpretiert (oben links).
Flößer an der Rodach (oben rechts).
Rund um die Tanzlinde von Limmersdorf
findet die traditionelle
Lindenkirchweih statt (unten).
Sie kann nicht von oben
oktroyiert werden, Heimatpflege
muss von unten wachsen.
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