Kulturstaat Bayern - Förderung von Kunst und Kultur - page 104-105

104
105
Kulturelle Bildung
Kulturelle Bildung
Auch im außerschulischen Bereich
engagieren sich zahlreiche kulturelle
Institutionen, darunter staatliche, kom-
munale und gemeinnützige Einrich­
tungen, aber auch private Vereine und
Stiftungen und leisten damit einen er­
heblichen Beitrag dafür, dass breitere
Bevölkerungsschichten an Kultur teil­
haben und unser kulturelles Erbe an
die kommenden Generationen weiter­
gegeben wird.
Die Beschäftigung mit Musik, Theater,
Tanz, bildender Kunst, Literatur und
anderen Ausdrucksformen ist hervor­
ragend geeignet, kreative Anlagen zu
wecken und auszubilden. Ebenso ist
sie − und darüber sind sich die Wissen­
schaftler heute einig – für die kognitive
Entwicklung und die Förderung sozialer,
emotionaler und intellektueller Kom­
petenzen junger Menschen von erheb­
licher Bedeutung. Sie bildet damit eine
wichtige Ergänzung zur Schulbildung.
Insbesondere die bayerischen Thea­
ter und die Kulturorchester agieren
als außerschulische Lernorte in enger
Vernetzung mit den Schulen. Die Kin­
der- und Jugendarbeit der Theater und
Orchester ist Teil der Aneignung kultu­
reller Überlieferung. Kinder und Jugend­
liche können hier begreifen, dass Werke
der Vergangenheit durchaus etwas mit
ihrem eigenen Leben zu tun haben.
Kulturelle Bildung bietet darüber hin­
aus Möglichkeiten, sich interkulturelle
Kompetenzen anzueignen. Sie fördert
die Verständigung und baut Vorbehalte
von Kindern und Jugendlichen vor dem
»Fremden« ab. Die außerschulische kul­
turpädagogische Arbeit zeichnet sich
durch die Freiwilligkeit der Teilnahme
ohne Zwang zur Leistungsbeurteilung
aus. Speziell für und von Kindern und
Jugendlichen entstehen dabei Werke mit
einer eigenständigen Ästhetik, die nicht
abgekoppelt von der allgemeinen ästhe­
tischen Bildung, aber spezialisiert auf die
besonderen Kommunikationsfähigkei­
ten von Kindern und Jugendlichen ist.
Kinder- und Jugendtheater erreichen
mit Schulaufführungen alle sozialen
Schichten einer Altersgruppe und
ermöglichen auf diesem Wege den
chancengleichen Zugang zu kulturellen
Angeboten. Die Bayerischen Staatsthea­
ter bieten zudem zahlreiche Workshops
und Einführungsveranstaltungen an,
in denen Kinder und Jugendliche sich
mit einzelnen Inszenierungen ausein­
andersetzen oder auch erste eigene
künstlerische Versuche unter profes­
sioneller Anleitung unternehmen
können. Auch die meisten nichtstaat­
lichen Theater beschäftigen mittlerweile
Theaterpädagogen, die speziell für die
Kinder- und Jugendarbeit zuständig
sind.
Die Lust am Lesen und am schriftli­
chen Ausdruck früh zu fördern, ist
aus vielen Gründen eine wichtige bil­
dungs- und kulturpolitische Aufgabe.
Für das Staatsministerium ist die
Leseförderung daher ein Schwerpunkt
innerhalb des Bereichs der Literatur-
pflege.
Die Aufgabe der Landesfachstelle für
Bibliothekswesen ist es, die vielfälti­
gen Leistungen öffentlicher Bibliothe­
ken in Bayern für die Leseförderung
zu verbessern und auszubauen. Dabei
geht es vor allem um eine Stärkung der
Zusammenarbeit von Bibliotheken mit
Schulen, aber auch mit Kindergärten
und anderen Institutionen der Jugend­
bildung. Zu den wichtigsten Aktivitäten
zählen die Bereitstellung von Klassen­
sätzen für Schulen, der Aufbau eines
Angebots von thematischen »Bücher­
kisten« für die Nutzung in Schulen, die
Einrichtung attraktiver Kinderbibliothe-
ken u. ä. Aus Mitteln für die Literatur­
pflege fördert der Freistaat Autorenle­
sungen an Schulen und in öffentlichen
Bibliotheken durch einen jährlichen,
seit 2009 deutlich erhöhten Pauschal-
zuschuss an den Friedrich-Bödecker-
Kreis e. V. und den Verein Bayern liest
e. V. Schulen und Bibliotheken kön­
nen hier einen Zuschuss für Lesungen
beantragen.
Seit 2009 fördert der Freistaat auch
verstärkt Projekte für kreatives Schrei­
ben. Besonders wirksam haben sich
Schreibwerkstätten unter der Leitung
von Schriftstellerinnen und Schrift­
steller oder Spoken Word Poeten er­
wiesen, wie sie etwa in Projekten des
Literaturhauses München, des Lyrik
Kabinetts oder des Vereins Planet
Slam e. V. praktiziert werden. Diese
Projekte finden in Kooperation mit
Schulen statt.
Das »White Ravens-Festival« für Kin­
der- und Jugendliteratur der Interna­
tionalen Jugendbibliothek in der Blu­
tenburg (München), das seit 2010 im
zweijährigen Turnus stattfinden soll,
ist auf Initiative des Kunstministeriums
ins Leben gerufen worden.
Der Bayerische Landtag hat die Kultu­
relle Bildung 2009 als gleichwertiges
Bildungsziel einstimmig anerkannt und
die Staatsregierung damit aufgefordert,
auch zukünftig alles zu tun, damit Kin­
der und Jugendliche in Bayern so früh
wie möglich mit Kunst und Kultur in
Berührung kommen und die Leistun­
gen und Angebote des »Kulturstaats
Bayern« dadurch auch von kommen­
den Generationen wertgeschätzt und
nachgefragt werden.
»Die Frau von früher« von Roland Schimmelpfennig
in einer Inszenierung des Carl-Orff-Gymnasiums
Unterschleißheim auf den Theatertagen der bayeri-
schen Gymnasien (links).
Kulturelle Bildung
spielt auch außerhalb der Schule
eine wichtige Rolle.
1...,84-85,86-87,88-89,90-91,92-93,94-95,96-97,98-99,100-101,102-103 106-107,108-109,110-111,112-113,114-115,116-117,118-119,120
Powered by FlippingBook