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Kulturelle Bildung
Kulturelle Bildung
Auch im außerschulischen Bereich
engagieren sich zahlreiche kulturelle
Institutionen, darunter staatliche, kom-
munale und gemeinnützige Einrich
tungen, aber auch private Vereine und
Stiftungen und leisten damit einen er
heblichen Beitrag dafür, dass breitere
Bevölkerungsschichten an Kultur teil
haben und unser kulturelles Erbe an
die kommenden Generationen weiter
gegeben wird.
Die Beschäftigung mit Musik, Theater,
Tanz, bildender Kunst, Literatur und
anderen Ausdrucksformen ist hervor
ragend geeignet, kreative Anlagen zu
wecken und auszubilden. Ebenso ist
sie − und darüber sind sich die Wissen
schaftler heute einig – für die kognitive
Entwicklung und die Förderung sozialer,
emotionaler und intellektueller Kom
petenzen junger Menschen von erheb
licher Bedeutung. Sie bildet damit eine
wichtige Ergänzung zur Schulbildung.
Insbesondere die bayerischen Thea
ter und die Kulturorchester agieren
als außerschulische Lernorte in enger
Vernetzung mit den Schulen. Die Kin
der- und Jugendarbeit der Theater und
Orchester ist Teil der Aneignung kultu
reller Überlieferung. Kinder und Jugend
liche können hier begreifen, dass Werke
der Vergangenheit durchaus etwas mit
ihrem eigenen Leben zu tun haben.
Kulturelle Bildung bietet darüber hin
aus Möglichkeiten, sich interkulturelle
Kompetenzen anzueignen. Sie fördert
die Verständigung und baut Vorbehalte
von Kindern und Jugendlichen vor dem
»Fremden« ab. Die außerschulische kul
turpädagogische Arbeit zeichnet sich
durch die Freiwilligkeit der Teilnahme
ohne Zwang zur Leistungsbeurteilung
aus. Speziell für und von Kindern und
Jugendlichen entstehen dabei Werke mit
einer eigenständigen Ästhetik, die nicht
abgekoppelt von der allgemeinen ästhe
tischen Bildung, aber spezialisiert auf die
besonderen Kommunikationsfähigkei
ten von Kindern und Jugendlichen ist.
Kinder- und Jugendtheater erreichen
mit Schulaufführungen alle sozialen
Schichten einer Altersgruppe und
ermöglichen auf diesem Wege den
chancengleichen Zugang zu kulturellen
Angeboten. Die Bayerischen Staatsthea
ter bieten zudem zahlreiche Workshops
und Einführungsveranstaltungen an,
in denen Kinder und Jugendliche sich
mit einzelnen Inszenierungen ausein
andersetzen oder auch erste eigene
künstlerische Versuche unter profes
sioneller Anleitung unternehmen
können. Auch die meisten nichtstaat
lichen Theater beschäftigen mittlerweile
Theaterpädagogen, die speziell für die
Kinder- und Jugendarbeit zuständig
sind.
Die Lust am Lesen und am schriftli
chen Ausdruck früh zu fördern, ist
aus vielen Gründen eine wichtige bil
dungs- und kulturpolitische Aufgabe.
Für das Staatsministerium ist die
Leseförderung daher ein Schwerpunkt
innerhalb des Bereichs der Literatur-
pflege.
Die Aufgabe der Landesfachstelle für
Bibliothekswesen ist es, die vielfälti
gen Leistungen öffentlicher Bibliothe
ken in Bayern für die Leseförderung
zu verbessern und auszubauen. Dabei
geht es vor allem um eine Stärkung der
Zusammenarbeit von Bibliotheken mit
Schulen, aber auch mit Kindergärten
und anderen Institutionen der Jugend
bildung. Zu den wichtigsten Aktivitäten
zählen die Bereitstellung von Klassen
sätzen für Schulen, der Aufbau eines
Angebots von thematischen »Bücher
kisten« für die Nutzung in Schulen, die
Einrichtung attraktiver Kinderbibliothe-
ken u. ä. Aus Mitteln für die Literatur
pflege fördert der Freistaat Autorenle
sungen an Schulen und in öffentlichen
Bibliotheken durch einen jährlichen,
seit 2009 deutlich erhöhten Pauschal-
zuschuss an den Friedrich-Bödecker-
Kreis e. V. und den Verein Bayern liest
e. V. Schulen und Bibliotheken kön
nen hier einen Zuschuss für Lesungen
beantragen.
Seit 2009 fördert der Freistaat auch
verstärkt Projekte für kreatives Schrei
ben. Besonders wirksam haben sich
Schreibwerkstätten unter der Leitung
von Schriftstellerinnen und Schrift
steller oder Spoken Word Poeten er
wiesen, wie sie etwa in Projekten des
Literaturhauses München, des Lyrik
Kabinetts oder des Vereins Planet
Slam e. V. praktiziert werden. Diese
Projekte finden in Kooperation mit
Schulen statt.
Das »White Ravens-Festival« für Kin
der- und Jugendliteratur der Interna
tionalen Jugendbibliothek in der Blu
tenburg (München), das seit 2010 im
zweijährigen Turnus stattfinden soll,
ist auf Initiative des Kunstministeriums
ins Leben gerufen worden.
Der Bayerische Landtag hat die Kultu
relle Bildung 2009 als gleichwertiges
Bildungsziel einstimmig anerkannt und
die Staatsregierung damit aufgefordert,
auch zukünftig alles zu tun, damit Kin
der und Jugendliche in Bayern so früh
wie möglich mit Kunst und Kultur in
Berührung kommen und die Leistun
gen und Angebote des »Kulturstaats
Bayern« dadurch auch von kommen
den Generationen wertgeschätzt und
nachgefragt werden.
»Die Frau von früher« von Roland Schimmelpfennig
in einer Inszenierung des Carl-Orff-Gymnasiums
Unterschleißheim auf den Theatertagen der bayeri-
schen Gymnasien (links).
Kulturelle Bildung
spielt auch außerhalb der Schule
eine wichtige Rolle.