Kulturstaat Bayern - Förderung von Kunst und Kultur - page 16-17

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Archive
Archive
Archivgut in schriftlicher Form auch
künftigen Generationen erhalten blei­
ben. Den Staatlichen Archiven wurden
auf diesem Gebiet wichtige Berater­
funktionen innerhalb der öffentlichen
Verwaltung übertragen. Sie sind an
entsprechenden Pilotprojekten beteiligt.
Wesentlicher Bestandteil einer den
Anforderungen der Forschung gerecht
werdenden Erschließung des Archiv­
guts ist seine wissenschaftlich fundierte
und die Entstehungszusammenhänge
respektierende Ordnung. Hier konnte
im letzten Jahrzehnt – aufbauend auf
langwierigen wissenschaftlichen Analy­
sen – durch eine fachlich abgesicherte
Dezentralisierung von im 19. Jahrhun­
dert in München konzentrierten
Archivbeständen die Voraussetzung
für eine optimale Bestandsbildung und
Erschließung geschaffen werden. Zer­
störte Entstehungszusammenhänge
wurden so wiederhergestellt. Die neun
bayerischen Staatsarchive verfügen
seit Anfang der Neunzigerjahre auch
für die historischen Bestände über
feste Archivsprengel, deren autochthone
Geschichte mit den in ihnen erwach­
senen Quellen dokumentiert werden
kann.
Einen Überblick über die Bestände der
Staatsarchive geben die Internetseiten
der Staatlichen Archive
de. Dort wird auch über Veranstaltun­
gen sowie digitalisierte Findbücher und
Bestände informiert.
Der besseren Erschließung des Archiv­
gutes dient auch die Zusammenarbeit
der staatlichen Archive mit benach­
barten Ländern. Bedeutende Koope­
rationsvorhaben waren etwa der 1997
begonnene Archivalienaustausch mit
Baden-Württemberg und ein ebensol­
cher mit dem österreichischen Bun­
desland Salzburg (2002−2006). 1996
erschien unter der Federführung der Ge­
neraldirektion der Staatlichen Archive
Bayerns die Veröffentlichung »Die Staats-
und Landesarchive in der Arbeitsge­
meinschaft Alpenländer (Arge Alp)«.
Sie inventarisiert grenzüberschreitend
die Bestände von elf Alpenländern in
Deutschland, Österreich, der Schweiz
sowie Italien und wurde als Archivportal
im Internet einem breiten Nutzerkreis
zugänglich gemacht. Ein vergleichbares
Projekt wurde 2009 mit tschechischen
Archiven in Angriff genommen. Das
gemeinsam entwickelte Archivportal
beiden Ländern in digitalisierter Form
zugänglich. Ein vollständiger Nachweis
der grenzüberschreitenden Überliefe­
rung ist in Vorbereitung.
Mit dem Handbuch der Bayerischen
Archive wurde unter der Federführung
und Redaktion der Generaldirektion der
Staatlichen Archive Bayerns eine um­
fassende Übersicht über die in Bayern
bestehenden Archive aller Archivträ­
ger vorgelegt. Das Handbuch war auch
Grundlage für das 2003 fertig gestellte
bayerische Archivportal im Internet
. Die Nut­
zer können sich über die Bestände von
knapp 1000 Archiven informieren. Auch
auf weitere Archive im In- und Ausland
kann mittels dieses Portals zugegriffen
werden.
Zu den klassischen Aufgaben der physi­
schen Bestandserhaltung und Bestands­
pflege, mit denen sich seit jeher insbe­
sondere die Restaurierungswerkstätten
befassen, ist im weitesten Sinne auch
der Archivbau zu rechnen. Wegen des
ständig wachsenden Archivguts sind
die Archive auf Dauer mit Raumproble­
men konfrontiert. Ein Archivneubau für
das Staatsarchiv Landshut steht kurz vor
seiner Vollendung. Für das Staatsarchiv
Augsburg wird derzeit ein zusätzliches
Magazin errichtet. Für notwendige Neu-,
Um- und Erweiterungsbauten wird auch
künftig nach Lösungen gesucht werden
müssen.
Eine neue Herausforderung auf dem
Gebiet der Bestandserhaltung ist die
Frage der Langzeitarchivierung digitaler
Unterlagen, die das Archivgut der Zu­
kunft darstellen werden. Um die von den
bayerischen Behörden schon seit Jahren
übernommenen elektronischen Daten
dauerhaft sichern und der Forschung
zugänglich machen zu können, wurde
in Kooperation mit den Landesarchiven
in Baden-Württemberg und Hessen der
Aufbau eines Digitalen Archivs vorange­
trieben. Dessen Eröffnung steht unmit­
telbar bevor. Neue Aufgaben sind den
Staatsarchiven in der historisch-poli­
tischen Bildungsarbeit zugewachsen.
Sie veranstalten Ausstellungen zu unter­
schiedlichsten Themen, die in den zwei
Publikationsreihen »Ausstellungskata­
loge der Staatlichen Archive Bayerns«
(bisher 55Bände) und»StaatlicheArchive
Bayerns – Kleine Ausstellungen« (40
Bände) festgehalten werden und über
ihre inhaltlichen Aussagen hinaus der
Forschung jeweils neue Quellengrup­
pen erschließen. Als Beispiele seien die
Ausstellungen »Bayern ohne Klöster.
Die Säkularisation von 1802/03 und
die Folgen« sowie »Bayerns Anfänge als
Verfassungsstaat. Die Konstitution von
1808« genannt. Eine enge Zusammenar­
beit pflegen die staatlichen Archive mit
den bayerischen Schulen. Sie bieten vor
allem den Schülerinnen und Schülern
der gymnasialen Oberstufe im Rahmen
der P- und W-Seminare die Möglichkeit,
die Bestände der Staatsarchive intensiv
zu nutzen.
Auch künftig werden die Archive mit
einem breiten Aufgabenspektrum be­
fasst sein: mit der Übernahme, Erfas­
sung, Sicherung Erschließung, Nutz­
barmachung und Auswertung der von
den Behörden, Gerichten und sonstigen
öffentlichen Stellen sowie ihren histori­
schen Vorgängern erzeugten Unterlagen.
Der Inhalt der Aufgaben ändert sich
nicht, lediglich die Verfahrensweisen
und die Beschaffenheit der Dokumente
verlangen nach neuen Methoden.
Die Goldene Bulle von Kaiser Karl IV. von 1356
gehört seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Ein Exemplar bewahrt das Bayerische Hauptstaats-
archiv auf (oben).
Ebenfalls im Bayerischen Hauptstaatsarchiv
befindet sich das Notariatsinstrument des Notars
Joannes Moser von 1489 (rechts oben).
Kopialbuch aus dem Schwarzenberg-Archiv –
einem bedeutenden Adelsarchiv, das 2011
nach jahrzehntelangen Bemühungen aus Tschechien
wieder in seine Herkunftsregion zurückgeführt
werden konnte und jetzt im Staatsarchiv Nürnberg
aufbewahrt wird (darunter).
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