Kulturstaat Bayern - Förderung von Kunst und Kultur - page 36-37

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Denkmalschutz
Denkmalschutz
denheit ausdrückt. Nicht selten werden
jahrelange Arbeit und viel Geld in die
Instandsetzung des »eigenen« Denkmals
investiert. Herausragende Beispiele da­
für ehrt der Bayerische Staatsminister
für Bildung und Kultus, Wissenschaft
und Kunst alljährlich als besondere Ver­
dienste um den Kulturstaat Bayern mit
der Denkmalschutzmedaille.
Als Land mit einer langen Siedlungs­
geschichte kann Bayern – verglichen
mit anderen Ländern – auf eine beein­
druckende Zahl von Zeugnissen seiner
reichen Vergangenheit blicken: So sind
in der bayerischen Denkmalliste, die im
Rahmen des Bayerischen Denkmal-At­
las im Internet unter
de abrufbar ist, rund 112 000 Baudenk­
mäler, 800 Ensembles und 48000 Boden­
denkmäler aufgeführt. Wer angesichts
dieser Zahlen jedoch eine Denkmalflut
monieren will, sollte bedenken, dass von
den derzeit über vier Millionen Gebäu­
den in Bayern nur zwei bis drei Prozent
Baudenkmäler sind. Berücksichtigt man
schließlich noch, dass in der Zeit nach
dem Zweiten Weltkrieg in unserem Land
mehr Baumasse entstanden ist als in
allen Jahrhunderten zuvor, wird erkenn­
bar, dass die Denkmalpflege bei ihrer
Aufgabe, ein repräsentatives Bildnis des
zeittypischen Lebens der Vergangen­
heit zu erhalten, auf keine unbegrenzten
Reserven zurückgreifen kann.
Denkmalschutz und Denkmalpflege er­
fordern großes finanzielles Engagement
der öffentlichen Hand. Der Freistaat
Bayern investiert – auch in schwierigen
Zeiten – in den Erhalt seines reichen bau-
und bodenhistorischen Erbes jährlich
beachtliche Summen. Hinzu kommen
die Fördermittel des vom Staat und den
Gemeinden gemeinsam getragenen Ent­
schädigungsfonds. Außerdem ermögli­
chen auch der Kulturfonds Bayern und
die Bayerische Landesstiftung die finan­
zielle Unterstützung bedeutender Pro­
jekte der Denkmalpflege. Nicht zuletzt
erbringen auch Kommunen, Landkreise
und Bezirke erhebliche finanzielle Leis­
tungen für den Denkmalschutz.
Was sind nun die wichtigsten Objekte
der Denkmalpflege? Bau- und Boden­
denkmäler sowie unter Umständen auch
einzelne Einrichtungsgegenstände sind
als Denkmäler schützenswert, wenn an
ihnen Geschichte exemplarisch deut­
lich wird. Das reicht von frühzeitlichen
Besiedlungsanlagen, kunsthistorisch be­
deutenden Schlössern oder Kirchen bis
hin zu schlichten Bauernhäusern oder
Zeugnissen der Industriegeschichte. In
dem Maß, in dem die Gegenwart zur
Vergangenheit wird, ist es Anliegen der
Denkmalpflege, ausgewählte Zeugnisse
abgeschlossener Epochen zu bewahren,
die für unsere Identität prägend sind.
Ein Beispiel aus der jüngsten Vergan­
genheit ist hier das Olympiastadion in
München.
Die Leistungen und Verdienste der baye­
rischen Denkmalpflege gehen weit über
den nationalen Bereich hinaus. So ist die
fachliche Kompetenz des Bayerischen
Landesamts für Denkmalpflege an be­
deutenden archäologischen Stätten der
Welt gefragt. Sie hat beispielsweise bei
der Konservierung der Baufassaden in
Petra (Jordanien) oder den spektakulä­
renAusgrabungen der Terrakotta-Armee
des ersten chinesischen Kaisers nicht
nur in der Fachwelt ein großes Echo
gefunden. Neben diesen international
exponierten Aktivitäten besteht die
Hauptaufgabe des Landesamts freilich
im Einsatz für die heimischen Denk­
mäler. Die vielfältigen Aufgaben reichen
dabei von der fachlichen Beratung in
zahlreichen Einzelfällen bis hin zu gro­
ßen Projekten wie der Restaurierung des
Klosters Waldsassen.
Denkmalschutz und Denkmalpflege sind
oft mit Einschränkungen, insbesondere
für bauliche Veränderungen, verbunden.
So überrascht es nicht, dass sie gerade
in Zeiten rückläufiger Haushaltsmittel
unter einem besonderen Rechtferti­
gungszwang stehen. Da wird gegen
»pädagogische Denkmäler« zu Felde
gezogen und behauptet, eine Differen­
zierung sei schwerlich möglich, da Ge­
schichte letzten Endes alles sei. Unnatür­
lich sei der Zweck einer Denkmalpflege,
der es nur darum ginge zu bewahren,
was nicht mehr gebraucht würde. Zu
diesen Vorbehalten kommt oft ein wei­
terer Stein des Anstoßes hinzu: die Be­
wahrung von Geschichtsdenkmälern,
die an die dunkelste Epoche unserer
Vergangenheit erinnern, also Bauten
aus der Zeit des Nationalsozialismus.
In allen diesen Fällen wird immer wie­
der auch ganz grundsätzlich die Sinn­
haftigkeit des staatlichen Engagements
in der Denkmalpflege in Frage gestellt.
Überzeugen können diese Einwände
freilich nicht, denn gerade das noch
Vorhandene ermöglicht eine lebhafte
Auseinandersetzung mit Geschichte
Die Würzburger Residenz -
eine der sieben UNESCO-Welterbestätten
im Freistaat (oben).
Schloss Pommersfelden (unten).
Theatrum sacrum an der Donau: der Georgsaltar
in der Asamkirche des Klosters Weltenburg
(rechts).
Denkmalpflege kann
bei ihrer Aufgabe,
ein repräsentatives Bildnis
des zeittypischen Lebens
der Vergangenheit
zu erhalten, auf keine
unbegrenzten
Reserven zurückgreifen.
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