aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
AVISO EINKEHR
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faktur, und in seiner obersten Zone sind zwei Devisen zu fin-
den, die von »Belohnung und Strafe« (»Pour la Recompense
et pour la Peine«) sowie von »Eigenliebe« oder »Selbstach-
tung« (»amour propre«) sprechen. Den musste der in Lohr
fast wie ein König verehrte Vater Schneewittchens seiner
zweiten Frau, der im Nachhinein zu traurigem Ruhm ge-
kommenen Stiefmutter, geschenkt haben.
Wer wollte angesichts solcher Erkenntnisse noch der vom
Fabulologen Werner Loibl geäußerten Vermutung widerspre-
chen, dass dieser Spiegel durch sein »verbliebenes Fluidum«
die Mehling-Runde im Herbst 1985 zu ihren Forschungen
angeregt und zu den kurze Zeit später als Mediensensation
verbreiteten Ergebnissen geführt hat. Die springflutähn-
liche Resonanz blockierte in Form aufgeregter redaktioneller
Anfragen aus der ganzen Welt, von Paris über New York bis
Tokio, die Telefonleitungen des tüchtigen Fabulologen und
Apothekers Dr. Karlheinz Bartels so nachhaltig, dass man zu
Recht von einempartiellen »Stillstand der Gesundheitspflege«
am nordöstlichen Eingang zum Spessart hätte sprechen
können. Den unerlässlichen Konterpart zum genannten
Fluidum aber hatte der durch »den Josef« ausgeschenkte
Mehling’sche Wein gespielt. Es war also nur recht und billig,
auch dessen Rolle zu unterstreichen, und zwar durch den
»Fabulologenwein«, dem die kreative Runde 2013 ans Licht
der Welt verhalf. Der kann hier am Ort seines segensreichen
Wirkens natürlich ebenfalls genossen werden.
UND WER DAS
alles nicht glaubt, der braucht nur bei Wikipe-
dia nachzuschauen. Die Geschichte von Schneewittchen und
Lohr wird dort in nicht weniger als fünf Sprachen erzählt, die
spanische Version verdankt sich auf Vermittlung eines hoch-
rangigen Diplomaten aus Lohr sogar der früheren Sprecherin
des spanischen Königshauses. Ganz amEnde der Geschichte
aber stand der quasi-amtliche Hinweis an der Autobahn,
irgendwie auch schon wieder fast »magisch« zu einem der
weinseligen Einträge imMehling’schen Gästebuch von 1953
passend: »Im Auto durch die Gegend streifen / das ist das
Glück auf Gummireifen.«
»Scho«, sagt da der Franke nachdenklich, »wenn mer dabei
durch Lohr künnt unn beim Mehling eikehrt!«