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aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
WERKSTATT
oben links
Provisorische Ausstellung von
Kunstwerken aus dem Besitz von Hermann
Göring in Unterstein im Mai 1945.
daneben
Soldaten der 101st Airborne Division
beim Besuch der »Göring«-Ausstellung in
Unterstein im Mai 1945.
daneben
Bergung der Hl. Maria-mit-Kind-
Statue in einem Frachtwaggon des »Göring«-
Sonderzuges durch Soldaten der 101st
Airborne Division im Mai 1945.
oben rechts
Innenraum des Landhauses von
Hermann Göring am Obersalzberg mit der
Statue der Hl. Elisabeth.
darunter
Hermann Göring präsentiert Charles
und Anne Morrow Lindbergh in »Carinhall«
die Statue der Hl. Anna Selbdritt.
»CARINHALL«, 1934-1945:
Im Jahr
1934, ein Jahr nach seiner Ernennung
zum preußischen Ministerpräsidenten,
hatte sich Göring in der nördlich von
Berlin gelegenen Schorfheide die Jagd-
hütte »Carinhall« errichten lassen, die
ab 1936 zum repräsentativen »Waldhof
Carinhall« ausgebaut wird, benannt
nach Görings erster, 1931 verstorbener
Ehefrau Carin. Dort wird der zweite
Mann im »Dritten Reich« dann die
zweitgrößte Kunstsammlung des Deut-
schen Reiches beherbergen, die er ab
1933 in Konkurrenz zu Hitler vor allem
durch Kauf, Tausch, Erpressung, Raub
und Beschlagnahmung angehäuft hatte:
Gemälde, Skulpturen, Tapisserien, Stoffe,
Möbel, Kunsthandwerk. Ein großer Teil
dieser Werke war für die »Norddeut-
sche Galerie« bestimmt, deren Errich-
tung Göring in unmittelbarer Nachbar-
schaft zu »Carinhall« vorgesehen hatte,
als Pendant zu dem von Hitler geplan-
ten »Führermuseum« in Linz.
Für seine verbrecherischen Aktivitä-
ten zur skrupellosen Beschaffung von
Kunstwerken standen Göring neben der
Geheimen Feldpolizei, der Geheimen
Staatspolizei, dem Einsatzstab Reichs-
leiter Rosenberg und der Dienststelle
Mühlmann (in den besetzten Nach-
barländern Polen, Frankreich und den
Niederlanden) vor allem das ihm un-
terstehende Devisenschutzkommando
zur Verfügung. Beraten wurde Göring dabei vom
NS-Kunsthändler Walter Andreas Hofer, der sich
mit dem Titel »Direktor der Kunstsammlungen
des Reichsmarschalls« schmückte. Der von Göring
über verschiedene Mittelsmänner praktizierte
Kunstraub steht exemplarisch für Korruption und
Kollaboration im »Dritten Reich«. Kunstraub
stellte deshalb auch einen Anklagepunkt gegen
Göring vor dem alliierten Militärgerichtshof in
Nürnberg dar.
VON »CARINHALL« NACH BERCHTESGADEN
UND UNTERSTEIN, FEBRUAR BIS APRIL 1945:
Nach dem verheerenden Luftangriff auf Berlin am
3. Februar 1945 veranlasste Göring den Abtrans-
port der in »Carinhall« verwahrten Kunstgegen-
stände nach Bayern. DemReichsmarschall standen
dafür auf dem südlich von Berlin gelegenen Bahn-
hof Fort Zinna zwei Züge mit insgesamt elf Fracht-
waggons zur Verfügung. Zur Ladung gehörten auch
Wertgegenstände aus dem Bunker »Großer Kur-
fürst«, dem Hauptquartier des Oberkomman-
dos der Luftwaffe in Potsdam. Nachdem bis zum
22. Februar ein großer Teil der Sammlung von
»Carinhall« nach Berchtesgaden verbracht worden
war, ist am 13. März ein noch verbliebener Teil mit
einemweiteren Zug nach Oberbayern transportiert
worden. Dort wurden die vollbeladenenWaggons
im Bahnhofstunnel von Berchtesgaden sowie in
einemTunnel bei Unterstein abgestellt. So sind die
Kunstwerke dann von den Amerikanern vorgefun-
den, auf Lastwagen umgeladen und zum »Collec-
ting Point« in Unterstein transportiert worden,
wo sie mit einer Nummer (sog. Unterstein-Num-
mer) versehen wurden. Am 20. April 1945 ver-
Früher schien mir die Sache
doch verhältnismäßig
einfacher zu sein. Da nannte
man das plündern. Das
stand dem Betreffenden zu,
das wegzunehmen,
was man eroberte. Nun, die
Formen sind humaner
geworden. Ich gedenke trotz-
dem zu plündern, und zwar
ausgiebig.
Hermann Göring
Fotos: William Vandivert, Heinrich Hoffmann, National Archives