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vor seiner endgültigen Entscheidung für denWeg
als Bäcker und Weinwirt eine Ausbildung in der
Veitshöchheimer Weinbauschule absolviert. Das
befähigt ihn auch dazu, bei von ihm besonders
geschätzten fränkischen Winzern ausgesuchte
Gewächse ausbauen zu lassen. Die Gäste sind
überwiegend »standorttreu«, das Publikum ist
außerhalb der Saison durch eine große Zahl von
Stammtischen geprägt, sodass sich für Neugierige
immer eine Reservierung empfiehlt.
Die Speisekarte versucht den nach bewährtem
Grundsatz fast durchwegs trockenen Wein nicht
zu übertrumpfen, sondern einfach zu begleiten:
mit Rieslingsüppchen und Weinbergeschnecken,
geräucherter Forelle, dunkelgerösteten Coburger
Rostbratwürsten und empfehlenswertem Schin-
ken im Brotteig. Nicht zu vergessen die nachmit-
tägliche Vesper: beispielsweise eine Hausmacher
Wurstplatte, begleitet von den besten Schwarz-
brotsorten weit und breit, die man in der kleinen,
leider meist rasch leergekauften Backstube links
aviso 1 | 2015
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vom Eingang auch erstehen kann, wenn man Glück hat. Und abends,
wenn es besonders gemütlich wird, kommt die schmackhafte »Josefs-
brezel« aus Hefeblätterteig warm auf den Tisch. Ach, die Kohlehydrate!
Und an Butter mangelt es darin auch nicht…
ABER ZURÜCK ZU
Schneewittchen. Bekannt ist, dass sie nicht nur so
»schön wie Milch und Blut« war, sondern auch, dass sie schwer unter
ihrer Stiefmutter zu leiden hatte, die sich von ihrem Spiegel immer
wieder bestätigen ließ, dass sie die Schönste im ganzen Land sei. Und
hier zeigt sich das Ende eines Fadens, an dem eine durch die Aura des
Hauses angeregte Herrenrunde unter der Anleitung eines ebenso kun-
digen wie phantasievollen Apothekers, eines als Glasfachmann exzel-
lierenden Museumsdirektors und eines mit viel praktischem Sachver-
stand ausgestatteten, für Franken seit dem 16. Jahrhundert nicht ganz
untypischen, poetischen Schuhmachers nur zu ziehen brauchte, um
binnen kurzer Zeit in »streng fabulologisch-wissenschaftlicher Weise«
ein farbiges Knäuel von Forschungsergebnissen zutage zu fördern. Sie
kulminierten in der unwiderlegbaren Einsicht, dass das durch die Brü-
der Grimm berühmt gewordene Schneewittchen eine Lohrerin gewesen
sein musste: eigentlich hatte sie Maria Sophia Margarethe Catharina
von Erthal geheißen und sie war eine ebenso hübsche wie geachtete
Tochter des im Lohrer Schloss residierenden, als eine Art kurmainzi-