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Stefan Krimm

DAS WEINHAUS MEHLING

als Ziel unserer heu-

tigen »Einkehr« hat es in sich. Von hier aus gelangte

die kleine Stadt Lohr amEingang zumMainviereck

zu einer Berühmtheit, die sich nach demUntergang

der europaweit bekannten Spiegelmanufaktur des

18. Jahrhunderts niemand mehr hatte träumen las-

sen. Fachwerkhäuser, Brunnen, Kopfsteinpflaster,

verwinkelte Gassen, altfränkische Heimeligkeit,

solide Bäckereien und Metzgereien findet man

in Franken zwischen Bamberg und Miltenberg

fast überall. Aber einen dauerhaften Platz imHer-

zen der Märchenfreunde auf der ganzen Welt hat

nur Lohr. Bekräftigt wird das nicht durch irgend-

ein in akribischer Heimatforschung entstandenes

Heftchen, das mit »Schon die alten Germanen…«

beginnt, sondern mit einem hochoffiziellen Schild

am östlichen Spessartanstieg der Autobahn:

»Schneewittchenstadt Lohr«!

Aber wir greifen voraus. Zunächst einmal sollte

man sich vom Flair der alten Gaststätte am Rat-

hausbrunnen bezaubern lassen: warmes Licht, altes

Parkett, Tische mit hellen gescheuerten Ahornplat-

ten, dunkelbraune, in Franken gern auch »Lam-

perie« genannte Vertäfelungen, ein lange Jahre

auch als Bäcker seinen Mann stehender, heute von

seinen Söhnen Matthias und Michael abgelöster,

lebensweiser Wirt namens Josef. Und eine ganze

Sammlung von Gästebüchern mit gereimten oder

ungereimtenHuldigungen: Weinmacht mitteilsam,

und diese Räume haben schon viele in ihren Bann

geschlagen.

BEGONNEN HAT DAS

alles im 17. Jahrhundert,

die Deckenbalken im sogenannten »Neuen Zim-

mer« stammen aus der Zeit vor 1693. Die Weinkar-

te spiegelt überwiegend alte Verbindungen wider:

Wirsching in Iphofen, Behringer in Abtswind, Mar-

tin in Homburg, Neuberger in Bürgstadt, der Staat-

liche Hofkeller inWürzburg. Aufsteigende Betriebe

wie Rudolf May in Retzstadt oder Klaus Höfling

aus Gössenheim erhalten ihre Chance nur, wenn

ein anderer sein Sortiment geändert hat oder aus-

fällt. »Der Josef«, der als Lohrer Original gilt, hat

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aviso 1 | 2015

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DAS WEINHAUS MEHLING IN LOHR AM MAIN