|47 |
aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
RESULTATE
Generationen von Forschern erwarten, diese Unterlagen
genauso in den zuständigen Archiven wiederzufinden wie
die ältere Überlieferung in Papierform, die in demMoment,
in dem sie bei den Behörden und Gerichten entbehrlich
geworden ist, ihren Weg so zuverlässig in die Archive ge-
funden hat.
Das heißt, dass nicht nur die Archive selbst, sondern auch
die Behörden, Gerichte und sonstigen staatlichen Stellen,
bei denen die Daten erwachsen, nicht zuletzt aber auch die
Politik, die die Rahmenbedingungen für deren Tun absteckt,
einmal daran gemessen werden, ob es uns gelingt, die elek-
tronischen Unterlagen der Verwaltung rechtskonform aus-
zusondern und sie – sofern archivwürdig – in die Archive
zu überführen und als wertvolles Kulturgut auf Dauer, das
heißt zeitlich unbegrenzt zu erhalten.
Flüchtigkeit elektronischer Daten
Dies stellt allerdings eine neuartige und nicht gerade kleine
Herausforderung dar, da digitale Daten um ein Vielfaches
vergänglicher und leichter manipulierbar sind und mit den
Medien, die zu ihrer Speicherung und ihrer Darstellung
benötigt werden, bislang nur zeitlich begrenzte Erfahrungen
gesammelt werden konnten und diese sich außerdem noch
permanent wandeln. Ein nachträgliches Ausdrucken auf
analoge Träger, etwa auf Papier, ist aber keine praktikable
Lösung. Sie scheitert schon an der Masse der zu erhaltenden
Informationen, aber auch daran, dass sich viele Fachverfah-
ren in ihrer Komplexität gar nicht mehr in analoger Form
darstellen lassen.
Veränderung der archivischen Praxis
Diese Gegebenheiten werden die archivische Praxis funda-
mental verändern. An die Stelle der Magazingebäude treten
Rechenzentren, an Stelle von Schrift und Zahlen sind Bits
und Bytes zu archivieren. Bei der Übernahme der Unter-
lagen erhalten die Archive eine Kopie der bei der Behörde
angefallenen Daten. Es ist also nicht mehr eindeutig zu sagen,
was ist Original, was Reproduktion. Ein Doppel der Daten
bleibt zunächst bei der Abgabebehörde zurück. Erst nach-
dem diese Daten tatsächlich gelöscht worden sind, besitzt das
Archiv die einzige Überlieferung. Oft liegen die Daten auch
gar nicht mehr bei den abgebenden Stellen selbst, weil die
IT-Anwendungen von zentralen Verfahrenspf legestellen
betrieben werden, die zumTeil sogar länderübergreifend tätig
sind. Die Übernahme des Schriftguts erfolgt nicht mehr zwin-
gend auf dem Transportweg, sondern durch Datenaustausch.
Dazu müssen Schnittstellen und Datenformate vereinbart
werden.
Unsere
Gesellschaft
wird in der
Rückschau nur
zu verstehen
sein, wenn
bedeutsame
elektronische
Unterlagen
archiviert
werden.