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aviso 1 | 2015

DIGITALE WELTEN

RESULTATE

Generationen von Forschern erwarten, diese Unterlagen

genauso in den zuständigen Archiven wiederzufinden wie

die ältere Überlieferung in Papierform, die in demMoment,

in dem sie bei den Behörden und Gerichten entbehrlich

geworden ist, ihren Weg so zuverlässig in die Archive ge-

funden hat.

Das heißt, dass nicht nur die Archive selbst, sondern auch

die Behörden, Gerichte und sonstigen staatlichen Stellen,

bei denen die Daten erwachsen, nicht zuletzt aber auch die

Politik, die die Rahmenbedingungen für deren Tun absteckt,

einmal daran gemessen werden, ob es uns gelingt, die elek-

tronischen Unterlagen der Verwaltung rechtskonform aus-

zusondern und sie – sofern archivwürdig – in die Archive

zu überführen und als wertvolles Kulturgut auf Dauer, das

heißt zeitlich unbegrenzt zu erhalten.

Flüchtigkeit elektronischer Daten

Dies stellt allerdings eine neuartige und nicht gerade kleine

Herausforderung dar, da digitale Daten um ein Vielfaches

vergänglicher und leichter manipulierbar sind und mit den

Medien, die zu ihrer Speicherung und ihrer Darstellung

benötigt werden, bislang nur zeitlich begrenzte Erfahrungen

gesammelt werden konnten und diese sich außerdem noch

permanent wandeln. Ein nachträgliches Ausdrucken auf

analoge Träger, etwa auf Papier, ist aber keine praktikable

Lösung. Sie scheitert schon an der Masse der zu erhaltenden

Informationen, aber auch daran, dass sich viele Fachverfah-

ren in ihrer Komplexität gar nicht mehr in analoger Form

darstellen lassen.

Veränderung der archivischen Praxis

Diese Gegebenheiten werden die archivische Praxis funda-

mental verändern. An die Stelle der Magazingebäude treten

Rechenzentren, an Stelle von Schrift und Zahlen sind Bits

und Bytes zu archivieren. Bei der Übernahme der Unter-

lagen erhalten die Archive eine Kopie der bei der Behörde

angefallenen Daten. Es ist also nicht mehr eindeutig zu sagen,

was ist Original, was Reproduktion. Ein Doppel der Daten

bleibt zunächst bei der Abgabebehörde zurück. Erst nach-

dem diese Daten tatsächlich gelöscht worden sind, besitzt das

Archiv die einzige Überlieferung. Oft liegen die Daten auch

gar nicht mehr bei den abgebenden Stellen selbst, weil die

IT-Anwendungen von zentralen Verfahrenspf legestellen

betrieben werden, die zumTeil sogar länderübergreifend tätig

sind. Die Übernahme des Schriftguts erfolgt nicht mehr zwin-

gend auf dem Transportweg, sondern durch Datenaustausch.

Dazu müssen Schnittstellen und Datenformate vereinbart

werden.

Unsere

Gesellschaft

wird in der

Rückschau nur

zu verstehen

sein, wenn

bedeutsame

elektronische

Unterlagen

archiviert

werden.