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aviso 1 | 2017
NISCHEN IM FOKUS
:
RESULTATE
»MUNTERE GESELLEN VOM LIEBEN GOTT«
DIE BAYERISCHEN KUNSTFÖRDERPREISTRÄGER 2016
Das
ARCIS SAXOPHON QUAR-
TETT
eröffnet dem begeisterten
Publikum neue Klangwelten. Das
Ensemble hat sich seit den Studien-
tagen an der Hochschule für Musik
und Theater München dem Quar-
tettspiel verschrieben. Erfolgsgrundlage ist die Begeisterung
des Ensembles für alles Neue und Innovative, verbunden mit
perfekter Spielkultur und hervorragender Klangbalance – und
einer charismatischen und authentischen Bühnenpräsenz.
Die Arbeiten des Bildhauers
JAKOB EGENRIEDER
spannen
den Bogen von der Skulptur als
Einzelobjekt über große installa-
tive Werke bis hin zu veritablen
Bühnenszenerien. Ihre Intensität
und Überzeugungskraft resultieren aus der Spannung der
konkreten Form und dem besonderen Sinn für architekto-
nische Zusammenhänge. In einer sehr spezifischen Weise
ist es aber auch der Abstraktionsgrad, der Egenrieders
Aktionen und Installationen in Balance hält. Trotzdem ist
der Ansatz Jacob Egenrieders nie bloß kopfgesteuert. Im Ge-
genteil: Alle seine skulpturalen Erfindungen, seine Installa-
tionen und Aktionen haben ein hohes Maß an schöpferischer
Spontaneität und Sinnlichkeit.
Seit seiner Gründung vor vier Jah-
ren gilt das
CHRISTIAN ELSÄS
SER JAZZ ORCHESTRA
als das
Spannendste, was die deutsche
Big-Band-Szene derzeit zu bieten
hat. Bereits mit reichlich Erfah-
rung und Erfolgen als Pianist, Komponist und Arrangeur
formte der 1983 in München geborene Christian Elsässer
mit der Crème jüngerer Jazzmusiker in Bayern – vor-
wiegend Absolventen hiesiger Ausbildungsstätten – sein
Orchestra. Das Repertoire ist geprägt von den Kompo-
sitionen und Arrangements des Bandleaders und weckt
Assoziationen an die großen Klangmaler des modernen
Jazz.
PIERRE JARAWAN
, Sohn eines
libanesischen Vaters und einer deut-
schen Mutter, ist mit seinem Erst-
lingsroman »Am Ende bleiben die
Zedern«, erschienen 2016 im Ber-
lin Verlag, ein bemerkenswertes
Debüt als Erzähler gelungen. Die Suche der Hauptperson
nach dem vor zwanzig Jahren verschwundenen Vater wei-
tet sich dem Erzähler zu einer ausholenden Beschreibung
nicht nur seiner Familiensituation, sondern einer leben-
digen Schilderung der politischen Situation im Libanon
und dessen wechselvoller Geschichte. Pierre Jarawan ist
ein genauer Beobachter, sicher in den Personenbeschrei-
bungen und Dialogszenen. Eine Geschichte, die in Erinnerung
bleibt.
SAYAKA KADO
, seit der Spielzeit
2008/2009 Compagniemitglied des
Staatstheater Nürnberg Ballett, ist
eine außerordentlich ausdrucks-
starke Bühnenkünstlerin und ver-
fügt über ein enormes gestalteri-
sches Talent. Sie vermag es, jeder Partie eine einzigartige
Tiefe zu verleihen, ihr Spiel ist expressiv, absolut anpas-
sungsfähig an die jeweilige Rolle und immer berührend. Sie
demonstriert in allen Rollen, die sie auf der Bühne verkör-
pert, stets höchstes darstellerisches Talent in Verbindung mit
äußerster tänzerischer Präzision und Musikalität.
Künstler sind Getriebene impositiven Sinne, die ständig Neu-
es wagen und der Gesellschaft zur Diskussion und Auseinan-
dersetzung anbieten. Aufgabe des Staates ist es, die Freiheit
der Kunst zu gewährleisten und gerade junge künstlerische
Talente auf ihremWeg zu unterstützen. Seit 1965 vergibt der
Freistaat Bayern jährlich Förderpreise, um junge Künstlerin-
nen und Künstler auf ihremWeg zumErfolg zu unterstützen.
Viele der Ausgezeichneten gestalten heute das künstlerische
Leben in Bayern und Deutschland mit. Im November 2016
wurden wieder einmal 16 Kunstförderpreise an junge Künst-
lerinnen und Künstler und Ensembles aufgrund ihrer außer-
gewöhnlichen Begabung und ihrer hervorragenden Leistung
ausgezeichnet. Es gilt also, diese Persönlichkeiten imAuge zu
behalten. Aus den Würdigungen der Jurys:
»Künstler sind muntere Gesellen vom lieben Gott. Sie kämpfen mit dem Defekt, Künstler
zu sein oder wollen die Welt retten. Man kann es sich nicht freiwillig aussuchen.
Wenn man diesen Defekt mitbekommt, muss man ihn kultivieren, disziplinieren und
betreiben. Und dabei aufpassen, dass man nicht verrückt wird.«
(Markus Lüpertz)