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aviso 1 | 2017
NISCHEN IM FOKUS
:
RESULTATE
MIHO KASAMAS
Werke widmen
sich auf vielfältige Weise wissen-
schaftlichen Ordnungssystemen,
die unsere Wahrnehmung der Welt
prägen. Kartografie ist die Wis-
senschaft und Technik, eine Ober-
fläche oder eine Landschaft zu vermessen und in topogra-
fischen und thematischen Karten festzuhalten. Dabei geht
es nicht um eine 1:1-Abbildung der Wirklichkeit, sondern
um Reduktion und Abstraktion. Kasama verwendet in
ihren Arbeiten diese Herangehensweise und formt sie um.
In ihren Werken werden Farben zu Klängen, zweidimensio-
nale Landschaftsfotografien zu dreidimensionalen Gebilden,
Räume zu Messdaten. Durch ihre assoziative Annäherung
an die Landschaft als Karte erschafft sie eine ganz eigene
Vermessung der Welt, die auf poetische Weise Fiktion und
Wirklichkeit miteinander verbindet, festgefahrene Zuschrei-
bungen aufbricht und unsere Wahrnehmung herausfordert.
MERCEDES LAUENSTEINS
erstes Buch »nachts«, erschie-
nen beim Auf bau Verlag 2015,
erzählt von außergewöhnlichen
Einblicken in die üblicherweise
unzugänglichen Räume der Nacht.
Unter dem Vorwand eines Forschungsprojekts sucht ihre
Erzählerin Menschen auf, bei denen auch in den frühen
Morgenstunden noch Licht brennt. So ergeben sich 25 ganz
unterschiedliche Begegnungen mit Einzelgängern, Schlaf-
losen und Neugierigen, die dieser jungen fremden Frau
die Tür öffnen und ihr mehr von sich erzählen als zu jeder
anderen Tageszeit: Eine innovative literarische Recherche,
die dem verborgenen nächtlichen Leben der Stadt nachgeht.
Tschechows Figuren zählen für
Schauspielerinnen und Schau-
spieler jeden Alters zur Kategorie
›schwarze Piste‹ und es ist abso-
lut nicht selbstverständlich, diese
Charaktere mit jungen Kollegen
zu besetzen.
THOMAS LETTOW
war gerade als Anfänger
von der Schauspielschule Rostock an das Residenztheater
gekommen, als er die Rolle des Tusenbach in der Inszenie-
rung »Drei Schwestern« übernahm. Umso bemerkenswerter
ist es, mit wieviel Frische und Helligkeit Lettow mit seiner
Partnerin Valery Pachner die tieftraurige Geschichte dieses
Nicht-Liebespaares spielt. Im Jahr darauf hat Lettow den
Sophokleischen Ödipus gespielt, eine Aufgabe, die sich mit
normaler Nachwuchsförderung in einem Ensemble eigent-
lich nicht mehr rechtfertigen lässt. Es wurde ein Triumph.
Wie Lettow das langsame Entgleiten der Macht zeigt, wie
seinem Ödipus die Rolle verloren geht, die ihm zugedacht
war, das ist, bei aller äußeren Kühle und Distanziertheit der
Inszenierung, tief bewegend, absolut modern und von enor-
mer schauspielerischer Subtilität und Konsequenz.
NIK MAYR
hat sich direkt ins Zen-
trum des Ensembles im Theater
Regisseur Wasserburg gespielt.
Er ist sowohl in Schauspiel- als
auch Musiktheaterproduktionen
ein Dreh- und Angelpunkt – fürs
Ensemble, für das Stück, für die Inszenierung. Die Kombina-
tion aus konzentrierter Geistesgegenwärtigkeit, blitzschneller
Reaktionsfähigkeit, fundierter Musikalität, naivem Staunen
und hohem Denkvermögen bildet bei Nik Mayr ein erstaun-
liches Gemenge. So kann er aus Möglichkeiten schöpfen, die
ihn weit über die handwerklichen Grundlagen hinaus befä-
higen, als Schauspieler eine Bühne zu betreten. Mit seiner
unverfälschten Leidenschaft, seinem klugen Witz, seinem
körperlichen Einsatz und all seinen weiteren Begabungen
fällt er nicht nur den Kollegen als Ausnahmeerscheinung ins
Auge, sondern auch dem Publikum, das ihn mit Begeisterung
ebenso genießt wie respektiert und bewundert.
ANNA MCCARTHYS
künstle-
risches Schaffen umfasst sämtliche
Spielarten der synästhetischen
Aktion: Performative Installa-
tion, Konzert, Musical, Parade,
Demonstration. Ihre Arbeit ist –
wie die Künstlerin selbst – ein Gesamtkunstwerk. ›Sound
und Geräusche‹ sind jeder ihrer Ausdrucksformen immanent,
jedes ihrer virtuosen ›Spektakel‹ basiert auf musikalischen
oder sprachlichen Elementen, die sie meisterhaft beherrscht.
Überschrieben sind ihre Projekte zumeist mit einem politi-
schen Gedanken, sie rufen zu Verweigerung oder Rebellion
auf, aufbauend auf historischen Recherchen und Zitaten. Die
Zuschauer ihrer anarchischen Aktionen werden quasi einge-
sponnen in die von der Künstlerin erschaffene phantastische
Welt, die zwischen Feier und Frustration schwankt, zwi-
schen Untergang und einem farbenfrohen, absurden Chaos.
McCarthy erhielt den Spezialpreis in der Sparte Bildender
Kunst in der Kategorie »Sound und Geräusche«.
PETR NEKORANEC
ist als Albert
Herring in der Produktion der
Bayerischen Staatsoper ein echter
Bühnenliebling. Mann und Hänf-
ling, Trottel und Hallodri, alles
spielt er gleichermaßen überzeu-
gend. Dabei verfügt er über eine knackige Tenorstimme, wie
man sie momentan eher suchen muss. Und über sehr viel
sängerische und darstellerische Intelligenz. Mit der Partie