Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 1/14) - page 33

Europäische Wanderbewegungen und Arbeitsmarktintegration: Die Entwicklungen am deutschen Arbeitsmarkt
Einsichten und Perspektiven 1 | 14
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5 Bundesministerium des Innern: Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (Migra-
tionsbericht 2012). Berlin 2014.
6 Für die acht neuen EU-Mitgliedsstaaten Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen („EU8“, Beitritt:
01.05.2004) gilt seit dem 1. Mai 2011 die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Für die zwei neuen Mitgliedsstaaten Rumänien und
Bulgarien („EU2“; Beitritt: 01.01.2011) gilt diese seit dem 1. Januar 2014. Rumänen und Bulgaren benötigten bis zum 31.12.2013 eine Ar-
beitsgenehmigung; allerdings gab es für besondere Gruppen bzw. Tätigkeiten (z.B. Fachkräfte mit Hochschulabschluss bei entsprechender
Tätigkeit) Ausnahmen.
7 Simone Bertoli/Herbert Brücker/Jesús Fernández-Huertas Moraga: The European crisis and migration to Germany. Expectations and the
diversion of migration flows. (IZA discussion paper, 7170), Bonn 2013.
8 Bundesministerium des Innern: Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (Migra-
tionsbericht 2012), Berlin 2014.
war zuletzt im Jahr 1995 zu verzeichnen. Aber auch die Zahl
der Fortzüge stieg in 2012: um 7 Prozent gegenüber 2011
auf 578.759 (vgl. Abb. 1).
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Die Migration in die Bundesrepublik wird v.a.
durch eine Art (Re-) Europäisierung gesteigert:
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Im Jahr
2010 betrug der Anteil der EU-Migranten an der Netto-
migration noch 61 Prozent, im Jahr 2012 bereits 68 Prozent.
Die Nettomigration nach Deutschland stieg folglich durch
eine Umlenkung der bestehenden. Vor dem Hintergrund
der EU-Schuldenkrise sind zwei wesentliche Ursachen der
Umlenkung zu finden: Die Bedingungen für die Zuwande-
rung nach Deutschland haben sich für potentielle Einwan-
derer verbessert (gute Arbeitsmarktverfassung) und gleich-
zeitig in Blick auf (bisherige) alternative Zielländer wie
Großbritannien und Spanien verschlechtert.
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Haupther-
kunftsland ist seit dem Jahr 1996 Polen; danach folgen Ru-
mänien, Bulgarien, Ungarn und Italien. Zwar hat sich die
absolute Anzahl aus den sogenannten Krisenländern (GIPS:
Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) erhöht; sie
liegt aber weiterhin deutlich niedriger als bei Staatsangehö-
rigen aus Polen, Rumänien und Bulgarien. Weitere Migra-
tionsformen von außerhalb der EU, also aus den sogenann-
ten Drittstaaten, sind neben der Arbeitsmigration zum Bei-
spiel der Familiennachzug, die Zuwanderung zu Studium
oder die Zuwanderung aus humanitären Gründen. Die Zahl
der Asylerstanträge stieg im Jahr 2012 auf knapp 65.000
(+ 41 Prozent im Vergleich zu 2011) mit den Haupther-
kunftsländern Serbien, Afghanistan und Syrien.
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Auch in Bayern stieg die Zuwanderung deutlich an.
Im Jahr 2010 betrug dieNettomigration (Zuzüge minus Ab-
züge nach Herkunftsstaaten) rund 30.000 Personen, im Jahr
2012 rund 70.000. Noch deutlicher als im Bund ist in Bay-
ern die innereuropäische Migration von Bedeutung. Bei
rund vier Fünfteln der Nettomigration handelt es sich um
Zuwanderung aus der EU. Die Zuzüge konzentrieren sich
dabei häufig auf Städte (vgl. Tab. 1). Gerade in städtischen
Agglomerationen finden sich viele Arbeitsmöglichkeiten
und die Migrantinnen und Migranten können mit Unter-
stützung aus vorhandenen (Migranten-) Netzwerken rech-
nen. Diese Wanderungsbewegungen werden unter anderem
als Kettenmigrationen bezeichnet; d.h. „neue“ Migranten
aus Land A folgen häufig ihren Landsleuten, die bereits im
Zielland bzw. der Zielregion leben. 25 Prozent aller Zuzü-
ge von Personen aus den EU8 (Polen, Ungarn, Tschechien,
Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen), EU2 (Ru-
mänien, Bulgarien) und GIPS-Staaten erfolgten nach Mün-
chen; die zweitgrößte bayerische Stadt Nürnberg zog noch
sechs Prozent an. Eine deutliche Konzentration zeigt sich
bei den Zuwanderungsgruppen: Knapp die Hälfte (45 Pro-
zent) aller Zuzüge aus den GIPS-Staaten siedelten sich in
den drei Städten München, Nürnberg und Augsburg an; bei
den Rumänen und Bulgaren sind es rund ein Drittel. Mün-
Tabelle 1: Anteil der Städte München, Nürnberg und Augsburg an der Zuwanderung der Gruppen nach
Herkunftsstaaten nach Bayern, 2012, in Prozent
Legende: GIPS: Griechenland, Italien, Portugal, Spanien. EU8: Polen, Ungarn,Tschechien, Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland,
Litauen. EU2: Rumänien, Bulgarien
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, eigene Berechnung und Darstellung
München
Nürnberg
Augsburg
Insgesamt
GIPS
33,5%
9,1%
2,9%
45,5%
EU8
15,6%
4,3%
2,3%
22,2%
EU2
21,2%
7,5%
2,8%
31,6%
Gesamt
24,2%
6,0%
2,4%
32,6%
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...76
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