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Toni Pfülf (1877–1933)
Einsichten und Perspektiven 2 | 17
Antonie Pfülf nahm trotz ihrer zarten Konstitution ihre
Aufgabe sehr ernst. Ihr tapferes Eintreten gegen jede
Ungerechtigkeit und für die Sorgen ihrer Wähler ließ
selbst im Alter nicht nach.“
13
Dabei hat sie freilich auch gegen so manches Vorur-
teil von älteren, männlichen Abgeordneten zu kämpfen.
Als im Juli 1919 ein Antrag der SPD auf Abschaffung
der Todesstrafe im Parlament beraten wird, fühlt sich
der deutschnationale Abgeordnete Adalbert Düringer zu
folgendem Seitenhieb gegen sie veranlasst: „Außer dem
Herrn Abgeordneten Dr. Sinzheimer sind noch der Herr
Abgeordnete Katzenstein und Frau Pfülf in der Kommis-
sion für die Abschaffung der Todesstrafe eingetreten. Frau
Pfülf möge es mir nicht übelnehmen, wenn ich ihr eine
große kriminalistische Erfahrung nicht zutrauen kann.
Schon ihre jugendliche Erscheinung spricht dagegen, daß
sie große kriminalistische Erfahrungen gesammelt haben
13 Paul Löbe: Antonie Pfülf, in: Nachlass Walter Hammer (IfZ Archiv) ED
106/55-122.
könnte. Was Frau Pfülf vorgebracht hat, können Sie in
jedem Konversationslexikon lesen, wo die Gründe für und
gegen die Todesstrafe erörtert werden. Aber meine Damen
und Herren! Mit Sentimentalität läßt sich diese Frage
nicht lösen. […]“
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Toni Pfülf hat eine laute Stimme. Sie versteht es, die
Dinge auf den Punkt zu bringen und ist auch in dieser
Hinsicht zur Rednerin geboren. Doch das ist es nicht
allein. Ihre Erwiderung lässt aufscheinen, wie sich ana-
lytische Klarsicht, brillante Rhetorik und Fähigkeit zu
Empathie in ihrer Persönlichkeit auf beeindruckende
Weise verbinden: „Meine Herren und Damen! Der Herr
Abgeordnete Dr. Düringer hat es vorhin für gut befun-
den, unseren Antrag dadurch geringer zu bewerten, daß
er sagte, er sei im Verfassungsausschuß durch eine Frau
vertreten worden. Ich möchte diese Argumentation im
Namen aller Frauen, die in diesem hohen Hause anwe-
14 Reichstagsprotokolle 1919/20, 58. Sitzung der Nationalversammlung
vom 16. Juli 1919 http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_wv_bsb000 00012_00133.html [Stand: 01.05.2017].Wahlplakat: Frauen! Gleiche Rechte – gleiche Pflichten. Wählt sozialdemo-
kratisch!
Abbildung:
http://archiv2.fes.de/rech.FAU?sid=3C351C7132&dm=7&auft=0Wahlen zur Nationalversammlung 1919; Titelblatt der Frankfurter Wochen-
zeitschrift „Das Illustrierte Blatt“
Abbildung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wahlrecht_-_Das_
Illustrierte_Blatt_-_Januar_1919.jpg