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Einsichten und Perspektiven 4 | 17
Mehr Offenheit bei Koalitionssignalen
Parteien senden vor Wahlen Signale aus: Einerseits
positive, mit wem sie sich eine Zusammenarbeit wün-
schen oder zumindest vorstellen können, und andererseits
negative, welche Konstellation sie ausschließen und wen
sie nicht für regierungsfähig halten.
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Zwar zielen die Sig-
nale vorrangig nach außen auf die Wählerschaft, indem
sie eine potentielle Machtperspektive für die Zeit nach
der Wahl aufzeigen, doch dienen sie genauso als mobili-
sierende Instrumente in die Partei hinein, indem sie den
Parteimitgliedern verdichtet verdeutlichen, wofür man
im Wahlkampf streitet. Dabei sind Koalitionsaussagen
zugleich Instrument der Parteibasis, die Parteiführungen
58 Vgl. Volker Best: Koalitionssignale bei Landtagswahlen, Baden-Baden
2015.
auf bestimmte Optionen festzulegen und deren Spiel-
raum zu beschneiden. Parteitagsdelegierte können gezielt
eine bestimmte, unbeliebte Variante ausschließen. Häu-
fig werden entsprechende Aussagen von einem Parteitag
als Teil des Wahlprogramms verabschiedet oder sie bilden
einen parallelen, eigenständigen Beschluss. Sie können
genauso nur vom Parteivorstand getroffen oder von den
Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten vorgetra-
gen werden. Gerade letztere sprechen in der heißen Wahl-
kampfphase stellvertretend für ihre Partei oder reagieren
kurzfristig auf das Handeln der Mitbewerber im Parteien-
system. Mit ihrer Autorität bauen sie entweder inhaltliche
Brücken oder ziehen Grenzen zu den anderen Parteien.
Best zeigt mit seiner Typologie von Koalitionssigna-
len darüber hinaus, dass die Signale nach ihrer Intensität
variieren und zudem häufig an Bedingungen geknüpft
werden (im Sinne einer konditionierten Aussage). Diese
Wahlnachlese 2017
Mediales „Fensterln“: eine Außenaufnahme während der Verhandlungsräume der „Jamaika“-Sondierungen, hier v.l.n.r. sind zu sehen: Jürgen Trittin
(Bündnis90/Die Grünen), CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner, der stellvertretende FDP-Parteivorsitzende
Wolfgang Kubicki sowie Kanzleramtsminister Peter Altmeier (CDU), Berlin, 15. November 2017.
Foto: picture alliance /Fotograf: Kay Nietfeld/dpa