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Einsichten und Perspektiven 4 | 17
und Frauke Petry) führten zur Spaltung der Partei, denn
spätestens seit 2015 ließ sich der Graben zwischen den
liberal-konservativen Positionen um Bernd Lucke und
den national-konservativen und rechtspopulistischen
Stimmen um den Thüringer Landesvorsitzenden Björn
Höcke und Frauke Petry nicht mehr verbergen. Doch
auch der Austritt Bernd Luckes nach dem Essener Partei-
tag am 4. und 5. Juli 2015 sowie weiteren 20 Prozent der
bisherigen Parteimitglieder (inklusive zahlreicher Kreis-
vorstände und Bezirksverantwortlicher) hielt die Spal-
tungstendenzen und programmatische Flügelentwicklung
nicht auf.
54
Im Zuge der Bundestagswahl 2017 waren in
der AfD (noch immer) drei innerparteiliche Faktionen zu
unterscheiden: eine national- bis rechtsextreme Strömung
um den thüringischen Landesvorsitzenden Björn Höcke,
eine national-konservative Richtung, personalisiert durch
den brandenburgischen Landesvorsitzenden Alexander
Gauland, sowie eine rechtspopulistische und auf Regie-
rungsbeteiligung strebende Strömung, die zunächst von
der damaligen Bundessprecherin Frauke Petry und dem
Landesvorsitzenden Nordrhein-Westfalens, Marcus Pret-
zell, angeführt wurde. Der Austritt Frauke Petrys wie auch
Marcus Pretzells aus der AfD unmittelbar nach dem Bun-
destagswahlerfolg 2017 manifestiert die schwache Institu-
tionalisierung der jungen Partei in innerorganisatorischer
54 Vgl. Torsten Oppeland: Alternative für Deutschland, http://
www.bpb.de/po-
litik/grundfragen/parteien-in-deutschland/211108/afd [Stand: 10.11.2017].
Hinsicht sowie hinsichtlich der Dimension der Routini-
sierung von Entscheidungsstrukturen und parteiinterner
Kommunikation.
Obwohl die AfD-Mitgliederzahlen nach den aufgezeig-
ten Flügelkämpfen und Parteispaltungen (vor allem im
Westen Deutschlands) zunächst gesunken
55
und tragende
Parteifunktionäre aus der Partei ausgeschieden sind, schei-
nen die Wählerinnen und Wähler des Wahljahrs 2017 in
der neuen Partei tatsächlich eine Alternative vor allem zu
den etablierten (Volks-) Parteien zu sehen. Ein Blick auf
die oben aufgeführten Institutionalisierungsdimensionen
der Wahrnehmung der Partei durch Dritte, sowie der Ver-
ankerung in der Gesellschaft mag hier Erklärungskraft
haben. Diesen beiden Dimensionen wird in der Parteien-
forschung auf dem Weg einer nicht-institutionalisierten
zu einer institutionalisierten Partei besondere Bedeutung
beigemessen. Die Frage, wie sehr eine Partei es im Verlauf
ihrer Genese und Institutionalisierung schafft, sich in den
Köpfen von Wählerinnen und Wählern, von Unterstütze-
rinnen und Unterstützern. aber auch bei den anderen poli-
tischen Parteien und in den Medien zu verankern, spielt
dabei eine hervorgehobene Bedeutung für den Wettbe-
werbserfolg der Partei. In dieser Wahrnehmungs-Dimen-
sion hat die AfD trotz organisatorischer, personeller und
programmatischer Querelen und Defizite gut „performt“.
55 Vgl. Böhmer/Weissenbach (wie Anm. 53).
Wahlnachlese 2017
Graphik: eigene Darstellung nach Angaben der Parteien
Stand: SPD, CSU, AfD Feb. 2017, CDU und FDP Jan. 2017, Grüne und Linke Dez. 2016
Mitgliederzahlen der Parteien des Deutschen Bundestags
500.000
438.829
142.000
431.000
61.596
58.910
54.000
27.000
50.000
450.000
350.000
250.000
150.000
100.000
400.000
300.000
200.000
0