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MOTIV 24:
KURT EISNER
Am 7. November 1918 begann in Bayern eine neue Zeit: König Ludwig III. wurde gestürzt und mit ihm die Monarchie. Vorausgegan-
gen war eine Friedensdemonstration auf der Münchner Theresienwiese, bei der Kurt Eisner das sofortige Ende des Ersten Weltkriegs
und die Einführung der parlamentarischen Demokratie gefordert hatte. Diese Forderungen trafen einen Nerv: Viele Menschen waren
unzufrieden mit dem König und nicht mehr länger bereit, im Krieg Opfer zu bringen. Das Denkmal zeigt ein Zitat aus dem Aufruf, mit
dem Kurt Eisner den Freistaat Bayern proklamierte: „Jedes Menschenleben soll heilig sein“.
Eisner und seinen Anhängern gelang es, das Militär auf ihre
Seite zu ziehen und wichtige Einrichtungen in der Münchner
Innenstadt zu besetzen. In der Nacht vom 7. auf den 8. Novem-
ber 1918 rief Eisner den Freistaat (also: die Republik) Bayern
aus. Der bayerische König verließ die Stadt und legte die Krone
nieder. Die jahrhundertlange Herrschaft der Wittelsbacher in
Bayern war nun Geschichte. Bis zu den Landtagswahlen im Ja-
nuar 1919 führte die provisorische Regierung unter Eisner erste
Reformen durch: Frauen erhielten das Wahlrecht und der acht-
stündige Arbeitstag wurde eingeführt. Die Wahlen brachten
Eisner und seiner Partei USPD (Unabhängige Sozialdemokrati-
sche Partei Deutschlands) jedoch eine herbe Niederlage – sie
erreichte nur 2,5 % der Stimmen. Sieger waren die katholisch-
konservative Bayerische Volkspartei und die Mehrheitssozial-
demokratie (MSPD). In dieser Situation entschloss sich Eisner
zurückzutreten. Als er sich am 21. Februar 1919 auf den Weg
in den Landtag machte, um dort seinen Rücktritt zu erklären,
wurde er von einem rechtsextremen Studenten erschossen.
Bereits zuvor war Eisner als Sozialist und Jude immer wieder
der Hass vieler Nationalisten entgegengeschlagen. Nun waren
die Worte zur Tat geworden.
Der Mord an Eisner löste Entsetzen und eine neue Phase der
Revolution aus. Kommunisten versuchten nun, die Macht an
sich zu reißen. Die kommunistische Münchner Räterepublik
wurde mithilfe von Regierungstruppen und Freikorps niederge-
schlagen. In Bayern herrschte im Frühjahr 1919 Bürgerkrieg. In
diesem starben wohl um die 1.000 Menschen. Das politische
Klima hatte sich in Laufe des Jahres 1918/1919 radikalisiert
– Mord und Gewalt waren zu einem alltäglichen Mittel der
politischen Auseinandersetzung geworden.
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NS-Dokumentationszentrum München
(Brienner Str. 34, 80333 München)
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www.historisches-lexikon-bayerns.de–
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www.muenchen.de–
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www.br.deDenkmal für den Sozialisten Kurt Eisner in München, der im November
1918 den Freistaat Bayern ausrief,
© Volker Derlath / Süddeutsche Zeitung Photo