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Memory_Karten.indd 28

23.02.18 07:18

MOTIV 27:

MÖDLAREUTH

Ähnlich wie Berlin war das Dorf Mödlareuth im Kalten Krieg über vierzig Jahre geteilt. Da ein Teil des kleinen Ortes zu Bayern,

der andere zu Thüringen gehörte, verlief nun mitten durch die Gemeinde die innerdeutsche Grenze – und damit auch die Grenze

zwischen dem Westen und dem Ostblock. Ein Besuch im jeweils anderen Teil des Ortes war kaum, zumindest nicht auf direktem

Weg möglich.

Dort, wo heute Bayern an Thüringen und Sachsen grenzt,

verlief von 1949 bis 1990 die Staatsgrenze zwischen der

Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen

Demokratischen Republik (DDR). Sie war militärisch gesichert

und streng bewacht. DDR-Bürgern war es in der Regel nicht

erlaubt, in den Westen zu reisen. Beim Versuch, ihr Land illegal

zu verlassen, riskierten sie ihr Leben. Die DDR-Regierung

griff zu solchen Maßnahmen, um ihre diktatorische Macht zu

sichern und zu verhindern, dass immer mehr – vor allem gut

ausgebildete – Bürger in den Westen flohen. Welche Folgen die

innerdeutsche Grenze für Familien, Dörfer und ganze Regionen

hatte, zeigt das Beispiel Mödlareuth: Ehemalige Nachbarn, Ver-

wandte und Freunde konnten einander nicht mehr besuchen,

obwohl sie nur wenige Meter voneinander entfernt wohnten.

Traditionelle Wirtschaftsbeziehungen wurden unterbrochen.

Und Personen, die dem sozialistischen Regime als „unzuverläs-

sig“ galten, wurden in der DDR zwangsweise aus grenznahen

Gebieten umgesiedelt – durften also nicht mehr im thüringi-

schen Mödlareuth wohnen. Der Tannbach bildete die Grenze,

die Mödlareuth in zwei Teile trennte. Der Ort wurde deshalb

auch „Klein-Berlin“ genannt.

Mit dem Untergang der DDR im Jahr 1989/1990 fiel auch in

Mödlareuth und an anderen Orten in Ober- und Unterfranken

die Grenze. Von Bayern nach Thüringen oder Sachsen zu fah-

ren, ist seitdem wieder alltäglich. An die aus Mauern, Zäunen

und Stacheldraht bestehende innerdeutsche Grenze erinnert

heute nur noch wenig. Das einstige Grenzgebiet mitsamt dem

„Todesstreifen“ ist vielfach zu einem Biotop für seltene Tiere

und Pflanzen geworden. In Mödlareuth gibt es heute ein Frei-

lichtmuseum, das die Geschichte der innerdeutschen Teilung

darstellt.

Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth

(Mödlareuth 13, 95183 Töpen)

„Tannbach – Schicksal eines Dorfes“,

ZDF-Fernsehfilm 2015, 2018

„Tannbach - Die Dokumentation“,

ZDF-Dokumentation 2014 Tannbach

www.moedlareuth.de

Holzbretterzaun als Grenzzaun zur DDR im oberfränkischen Mödlareuth,

Juni 1952,

© Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth/Foto: Friedrich Marx