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MOTIV 21:
NÖRDLINGEN
Nördlingen in Bayerisch-Schwaben steht beispielhaft für eine auch noch heute weitgehend erhaltene mittelalterliche Stadt. Die
ehemalige freie Reichsstadt ist von einer 2,6 Kilometer langen, begehbaren Stadtmauer mit nicht weniger als fünf Toren und elf
weiteren Türmen umgeben. In der Mitte erhebt sich die Kirche St. Georg mit ihrem 90 Meter hohen Turm, dem „Daniel“. Von dort
aus ruft bis heute jeden Abend der Türmer zweimal in der Stunde „So, G’sell, so!“ und signalisiert damit, dass er über die Stadt
wacht und nicht eingeschlafen ist. Seinen Reichtum erlangte Nördlingen, da es an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen
gelegen und dadurch ein bedeutender Umschlagsort für Waren wie Getreide, Vieh, Pelze und Textilien war.
Wie wohlhabend die Bürger der Stadt im Mittelalter waren,
zeigt sich noch heute im Stadtbild – etwa an den aufwen-
dig verzierten Kaufmannshäusern, der Pfarrkirche oder dem
Rathaus. Doch im 17. Jahrhundert ging es mit der Stadt bergab:
Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das mehrheitlich
protestantische Nördlingen belagert – etwa die Hälfte seiner
Bewohner starb an Hunger und Krankheiten (erst 1939 wurde
wieder die Einwohnerzahl von 1618 erreicht). Im Jahr 1803
verlor die Stadt schließlich ihren Status als freie Reichsstadt,
war also nicht mehr eigenständig, und wurde Teil Bayerns.
Durch seinen mittelalterlichen Charakter und seine Lage an der
„Romantischen Straße“ wurde Nördlingen im 20. Jahrhundert
zu einem beliebten Ausflugsziel. Im Zweiten Weltkrieg blieb es
weitgehend unzerstört. Ähnlich wie Rothenburg ob der Tauber,
Dinkelsbühl, Landshut, Regensburg oder Bamberg gilt es vielen
Besuchern als Inbegriff deutscher Geschichte und Gemütlich-
keit.
Eine Besonderheit Nördlingens ist seine Lage im Ries, eines fast
kreisrunden Gebietes von etwa 24 Kilometern Durchmesser.
Dieses entstand vor rund 15 Millionen Jahren durch den Ein-
schlag eines Meteoriten. Wissenschaftler aus aller Welt interes-
sieren sich für diese Region und untersuchen hier zum Beispiel
Gesteine wie Suevit, aus dem einige Gebäude der Region wie
der Nördlinger „Daniel“ gebaut sind. Und auch die Astronauten,
die 1971 mit der Apollo 14 auf den Mond flogen, bereiteten
sich für ihren Einsatz im Nördlinger Ries vor, indem sie sich mit
dem hier vorkommenden Gestein vertraut machten.
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Stadtmuseum Nördlingen
(Vordere Gerbergasse 1, 86720 Nördlingen)
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RiesKraterMuseum Nördlingen
(Eugene-Shoemaker-Platz 1, 86720 Nördlingen)
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www.noerdlingen.deDer mittelalterliche Stadtkern von Nördlingen ist von einer Stadtmauer
umgegeben, (Bild: Kupferstich von Andreas Zeidler, Nördlingen in der
Schrägaufsicht, 1651),
© Stadtarchiv Nördlingen