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23.02.18 07:18

MOTIV 25:

SYNAGOGE AUGSBURG

Die Augsburger Synagoge ist ein Zentrum des Judentums in Bayern und zugleich ein Zeugnis der deutsch-jüdischen Geschich-

te im 20. Jahrhundert: In den Jahren 1914 bis 1917 wurde sie errichtet, während des Nationalsozialismus verwüstet und 1985

wiedereröffnet.

Bereits seit dem Mittelalter lebten in Augsburg Juden – Stra-

ßennamen wie „Judenberg“ zeugen noch heute vom früheren

jüdischen Wohngebiet in der Altstadt. Im Unterschied zu ihren

christlichen Mitbewohnern durften Juden nicht als Handwerker

arbeiten und mussten besondere Steuern zahlen. Mehrfach

kam es in Augsburg zu antijüdischen Ausschreitungen (1348

wurden dabei etwa 130 Juden getötet) und Vertreibungen. Erst

im 19. Jahrhundert wurde es Juden (wieder) erlaubt, dauer-

haft in der Stadt zu wohnen. In der Folge wuchs die jüdische

Gemeinde in Augsburg und eine neue Synagoge wurde gebaut.

Ihre repräsentative Lage zwischen Bahnhof und Altstadt sowie

ihr moderner Baustil zeugen vom Selbstbewusstsein und der

Zukunftsorientierung der Augsburger Juden.

Diese Entwicklung wurde durch Hitlers Machtübernahme 1933

jäh unterbrochen. Die Nationalsozialisten führten umgehend

erste antisemitische Maßnahmen wie beispielsweise den

Boykott „jüdischer“ Geschäfte durch, erließen diskriminierende

Gesetze (zum Beispiel wurden Juden aus dem öffentlichen

Dienst entlassen) und zwangen viele Juden zur Flucht. Das

Novemberpogrom von 1938 überstand die Augsburger Syn-

agoge nur deshalb, weil sich in ihrer unmittelbaren Nachbar-

schaft ein Tanklager befand und die Nazis ein Übergreifen der

Flammen befürchteten. Mit dem Novemberpogrom 1938 und

der „Arisierung“ von jüdischem Besitz begann eine neue Phase

der nationalsozialistischen „Rassenpolitik“. Diese mündete

schließlich in der Ermordung von insgesamt sechs Millionen

Juden. Aus Augsburg wurden etwa 600 Juden in Ghettos und

Vernichtungslager deportiert – kaum einer von ihnen überlebte.

Nach 1945 bestand die Augsburger jüdische Gemeinde nur

noch aus etwa 25 Personen, die nach der Flucht vor den

Nationalsozialisten wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt

waren. Erst in den vergangenen Jahren wuchs die Gemeinde

durch den Zuzug von Juden aus den Ländern der ehemaligen

Sowjetunion. Das jüdische Leben, das durch die Nationalsozia-

listen (fast) vollständig vernichtet worden war, erlebt dadurch

wieder einen Aufschwung.

Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben

(Halderstr. 6–8, 86150 Augsburg)

www.jkmas.de

www.alemannia-judaica.de

Kuppel der 1917 im Jugendstil errichteten Augsburger Synagoge,

© Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben