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MOTIV 25:
SYNAGOGE AUGSBURG
Die Augsburger Synagoge ist ein Zentrum des Judentums in Bayern und zugleich ein Zeugnis der deutsch-jüdischen Geschich-
te im 20. Jahrhundert: In den Jahren 1914 bis 1917 wurde sie errichtet, während des Nationalsozialismus verwüstet und 1985
wiedereröffnet.
Bereits seit dem Mittelalter lebten in Augsburg Juden – Stra-
ßennamen wie „Judenberg“ zeugen noch heute vom früheren
jüdischen Wohngebiet in der Altstadt. Im Unterschied zu ihren
christlichen Mitbewohnern durften Juden nicht als Handwerker
arbeiten und mussten besondere Steuern zahlen. Mehrfach
kam es in Augsburg zu antijüdischen Ausschreitungen (1348
wurden dabei etwa 130 Juden getötet) und Vertreibungen. Erst
im 19. Jahrhundert wurde es Juden (wieder) erlaubt, dauer-
haft in der Stadt zu wohnen. In der Folge wuchs die jüdische
Gemeinde in Augsburg und eine neue Synagoge wurde gebaut.
Ihre repräsentative Lage zwischen Bahnhof und Altstadt sowie
ihr moderner Baustil zeugen vom Selbstbewusstsein und der
Zukunftsorientierung der Augsburger Juden.
Diese Entwicklung wurde durch Hitlers Machtübernahme 1933
jäh unterbrochen. Die Nationalsozialisten führten umgehend
erste antisemitische Maßnahmen wie beispielsweise den
Boykott „jüdischer“ Geschäfte durch, erließen diskriminierende
Gesetze (zum Beispiel wurden Juden aus dem öffentlichen
Dienst entlassen) und zwangen viele Juden zur Flucht. Das
Novemberpogrom von 1938 überstand die Augsburger Syn-
agoge nur deshalb, weil sich in ihrer unmittelbaren Nachbar-
schaft ein Tanklager befand und die Nazis ein Übergreifen der
Flammen befürchteten. Mit dem Novemberpogrom 1938 und
der „Arisierung“ von jüdischem Besitz begann eine neue Phase
der nationalsozialistischen „Rassenpolitik“. Diese mündete
schließlich in der Ermordung von insgesamt sechs Millionen
Juden. Aus Augsburg wurden etwa 600 Juden in Ghettos und
Vernichtungslager deportiert – kaum einer von ihnen überlebte.
Nach 1945 bestand die Augsburger jüdische Gemeinde nur
noch aus etwa 25 Personen, die nach der Flucht vor den
Nationalsozialisten wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt
waren. Erst in den vergangenen Jahren wuchs die Gemeinde
durch den Zuzug von Juden aus den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion. Das jüdische Leben, das durch die Nationalsozia-
listen (fast) vollständig vernichtet worden war, erlebt dadurch
wieder einen Aufschwung.
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Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
(Halderstr. 6–8, 86150 Augsburg)
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www.jkmas.de–
–
www.alemannia-judaica.deKuppel der 1917 im Jugendstil errichteten Augsburger Synagoge,
© Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben